Tibet-Encyclopaedia

 

Abbildung 1: Astana-Grabmonument des Heiligen Sayyid Mīr Hāshim unterhalb von Karpokhar im Suru-Tal (4. Oktober 2013)

 Astanas in Purig (Kargil-Distrikt)

Astanas in Purig sind Grabbauten für hochrangige bzw. besonders verehrte Geistliche des Islams. Sie gehören neben Moscheen (Masjid) und Matam Serais zur Gruppe der islamischen religiösen Bauwerke des heutigen Kargil-Distrikts. Traditionelle Astanas in Purig sind im Unterschied zu Baltistan mit seinen kunsthistorisch herausragenden Grabbauten, wie sie insbesondere in Shigar, Khaplu, Tagas und Kiris zu finden sind, durchweg sehr einfache, architektonisch unspektakuläre Gebäude. Historisch von Interesse ist das Grabmonument des Sayyid Mīr Hāshim, den man unterhalb der ehemaligen Festung Karpokhar (dKar-po mkhar) im oberen Suru-Tal vorfindet. Diesen Astana hat man zu einer religiösen Gedenkstätte umgestaltet, wobei der eigentliche Grabbau lobenswerter Weise unverändert erhalten geblieben ist. Untersuchungen zur Typologie und Geschichte von Astanas in Purig liegen bisher nicht vor.

Abbildung 2: Alter Astana in dem zu Shakar-Cigtan gehörenden Yogma Kharbu nach Junichiro Honjo (https://www.flickr.com/photos/jivejack/5718295016/)

Den Astana des Sayyid Mīr Hāshim bei Karpokhar hat man interessanter Weise mit einer nach allen Seiten offenen Konstruktion überbaut, deren Dach dem von neuerbauten Moscheen gleicht. Den darunter stehenden eigentlichen sehr einfachen Grabbau hat man aber offenkundig in seiner Struktur nicht oder nur wenig verändert. Der mit einem Flachdach versehene Grabbau hat zwei winzige Fenster, die nach Süden und Norden ausgerichtet sind, und eine nach Osten gerichtete Eingangstür. Die Fenster sind von Innen verhangen. Das Gelände, in dem sich der Astana befindet, wurde insgesamt neu gestaltet und mit einer Strasse, die auch nach Kharpokhar führt, erschlossen (siehe Abbildung1). Zusätzlich wurden Parkplätze geschaffen. Eine zweisprachige Inschrift erinnert an die grossen missionarischen Leistungen des in diesem Astana beigesetzten Heiligen.

Abbildung 3: Astana des Sayyid Mīr Hāshim unterhalb von Karpokhar vor der Restaurierung. Photo: Ajaz Hussain Munshi

Abbildung 4: Der durch einem Überbau geschützte restaurierte Astana von Sayyid Mīr Hāshim nach der Restaurierung (4. Oktober 2013) 

Abbildung 5: Eingang (Osten) und Südseite des Astana von Sayyid Mīr Hāshim nach der Instandsetzung (4. Oktober 2013)

Abbildung 6: Die Nord- und die Westseite des Astana von Sayyid Mīr Hāshim nach der Instandsetzung (4. Oktober 2013)

Abbildung 7: Oberer Teil der Eingangstür des Astana von Sayyid Mīr Hāshim (4. Oktober 2013)

Abbildung 8: Blick in den Innenraum des Astana von Sayyid Mīr Hāshim (4. Oktober 2013)

Abbildung 9: Zweisprachige Inschrift über die Verdienste des Heiligen Sayyid Mīr Hāshim (4. Oktober 2013)

Unweit dieses Astana findet man auch das Grab des Herrschers von Suru-Kartse Ṭhī Muḥammad Sulṭān. Dieser war ein Sohn von Ṭhī Namgyāl (Khri rNam-rgyal), welcher der Legende nach den aus Kaschmir stammenden Heiligen Sayyid Mīr Hāshim einlud, um seinen Sohn unterrichten zu lassen. Auch dieses Grab wurde mit einer offenbar neueren Inschrift versehen, welche die historische Bedeutung dieses Herrschers von Suru-Kartse hervorhebt. Letztendlich findet man in dem nicht weit entfernten Kartsekhar das völlig neugestaltete Grab der „Königin“ Ṭhī-lā Khātūn, der Gemahlin des Herrschers Ṭhī Namgyāl. Die aufwendige Restaurierung des Astana von Sayyid Mīr Hāshim und die Gestaltung der Gräber der mit diesem Heiligen verbundenen Mitglieder der Herrscherfamilie von Suru-Kartse sind offenbar Massnahmen zur Schaffung und Stärkung einer eigenen religiösen und politischen Identität im heutigen Kargil-Distrikt.

   

Abbildung 10: Grab des Ṭhī Muḥammad Sulṭān unterhalb von Karpokhar (4. Oktober 2013)

 

Abbildung 11: Grab der "Königin" Ṭhī-lā Khātūn in Khartsekhar (27. September 2013)

Neben dem Photo eines Astana in Yokma Kharbu, welches wir dem Japaner Junichiro Honjo verdanken (siehe Abbildung 2), sind mir noch zwei Photos von Astanas aus Taisuru bekannt geworden, die Nicola Grist veröffentlicht hat. Diese seien hier abschliesend vorgestellt.

   

Abbildung 12: Älterer Astana in Taisuru nach Grist, S. 76

 

Abbildung 13: Neubau des Astana von Agha Jaffar in Taisuru nach Grist, S. 75

Literatur:

Nicola Grist: Local Politics in the Suru Valley of Northern India. Thesis (Ph.D.) Goldsmiths College, London University, 1998
Dieter Schuh and Ajaz Hussain Munshi: Travel into the History of Purig. Preliminary Report about a Journey to Purig in 2013. Andiast 2014

Autor: Dieter Schuh, 2014, unter Mitarbeit von Ajaz Hussain Munshi (ortskundige Führung)