Tibet-Encyclopaedia

 

Rai Bahadur Norbu Döndrub (Ra-hi Bha-Abbildung 1: Rai Bahadur Norbu Döndrub am 10. Dezember 1936, photographiert von Frederick Spencer Chapman´dur Nor-bu don-grub)

Rai Bahadur Norbu Döndrub (auch Norbhu Dondup oder Norbu Thondup geschrieben,  *1884; † 1944)  war einer der Dolmetscher der sogenannten Younghusband-Expedition, die in den Jahren 1903-1904 die britische Invasion Tibets durchführte. In den Jahren 1937 und 1939 war er kommissarischer Leiter der britischen Mission in Lhasa.

Rai Bahadur Norbu Döndrub wurde in einer  Sherpa-Familie oder einer tibetischen Familie in Kalimpong (Nordindien) geboren. Er erhielt seine Schulausbildung in Darjeeling und war als Dolmetscher für die Younghusband-Mission 1903/04 erstmals in britisch-indischen Diensten. Danach war er Assistent des politischen Offiziers für Sikkim, Bhutan und Tibet, mit Sitz in Gangtok. 1936 wurde er britischer Handelsagent in Yatung. 1937 und abermals 1939 war er kommissarischer Leiter der Britischen Mission in Lhasa (McKay, 1997, S.126-128 und  230) und blieb dort bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1942. Er war Träger des O.B.E. (das heißt “Order of the British Empire”), eines britischen Verdienstordens, der von König Georg V gestiftet worden war. 1937 verlieh ihm der Regent Radreng Rinpoche (Rva-sgreng rin-po-che) eine Goldmedaille für die Dienste, die er für die Verständigung zwischen Tibet und Britisch-Indien geleistet hatte. (Gabrisch, 1990, S. 108 und Bertsch, 2003/04).

 

Abbildung 2: Gold-Medaille.  Gewicht:  36.00g, Durchmesser 40mm

 

Avers: Im Zentrum befindet sich ein Schneelöwe, das Symboltier Tibets, und folgende kreisförmig angeordnete Inschrift: gangs-ljongs bod rgyal-tshab ho-thog-thus rab-byung bcu-drug me-glang zla tshe la „Durch den Regenten Hutuktu (1)  des Schneelandes Tibet an einem Kalendertag eines Monats im Feuer-Oxen (-Jahr) des sechzehnten Rab-byung."

Die Inschrift auf dem Revers lautet im Zentrum ra he bha ´dur o ´b´i  i´i  „Rai Bahadur (2) O.B.E.“  und umlaufend dbyin bod mthun-lam gtso-´dzin gzings-bstod os-pa bod kyi dza-sag „Tibetischer Dza-sag (3) , der für eine Belobigung geeignet ist, weil der die harmonischen Beziehungen zwischen England und Tibet als Wichtigstes genommen hat.“

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(1) Hutuktu ist ein mongolischer Titel, welcher dem Tibetischen Trülku (sprul-sku), d.h. inkarnierter religiöser Führer, entspricht.
(2) Rai Bahadur  ist ein in Britisch-Indien gebrauchter Titel.
(3) Dza-sag ist einer aus dem Mongolischen stammender Titel, der in Tibet vergeben wurde.

Literatur

Baldwin´s Auctions Ltd, Ma Tak Wo Numismatic Co Ltd, Monetarium (S) Pte Ltd, Ronald J. Gillio Auctions: Hong Kong Coin Auction, Catalogue 40, Hong Kong, 1 September 2005.
Bertsch, Wolfgang: „Medals from Tibet“. Numismatic Digest. Indian Institute of Research in Numismatic Studies Publications, vol. 27-28, Anjaneri, 2003-2004, S. 187-196.
Gabrisch, Karl: Geld aus Tibet. Sammlung Dr. Karl Gabrisch, Ausstellung des Münzkabinetts der Stadt Winterthur 27. September 1989 bis 12. August 1990,  Winterthur und Rikon, 1990.
McKay, Ernest: Tibet and the British Raj, The Frontier Cadre 1904-1947. Curzon Press, London, 1997.

Autor: Wolfgang Bertsch, 2010. Bildnachweise: Abb. 1: The Tibet Album. British Photography in Central Tibet 1920-1950.  http://tibet.prm.ox.ac.uk/photo_1998.131.401.html . Abb. 2: Baldwin´s Auctions Ltd, Ma Tak Wo Numismatic Co Ltd, Monetarium (S) Pte Ltd, Ronald J. Gillio Auctions: Hong Kong Coin Auction, Catalogue 40, Hong Kong, 1 September 2005, Abbildung 300. Abbildungen dieser Medaille befinden sich auch in Gabrisch, 1990 und Bertsch, 2003/04.