Tibet-Encyclopaedia

 

Abbildung 1: Eine Gruppe furchterregender sa-bdag, die sogenannten Grol-bu lha-lnga

Erdherrengeister (sa-bdag)

Die Erdherrengeister (sa-bdag) sind eine der zahlreichen Gruppen von übernatürlichen Wesen, die nach der traditionellen tibetischen Kultur in geradezu unüberschaubarer Zahl die Welt der Tibeter bevölkerten und für mannigfaches Ungemach sorgten. Entgegen vielfach publizierter Meinung sind die sa-bdag aber primär keine Erdgeister, die unter oder auf der Erdoberfläche leben, sondern Wesen, die hauptsächlich in der Zeit und dem Raum umherwandern, also der Chronomantie zuzuordnen sind.  Die Lehren über die Sa-bdag sind eng mit den Sinotibetischen Divinationskalkulationen (nag-rtsis) verbunden, weshalb davon auszugehen ist, dass die Hauptmasse der Vorstellungen über diese Geister aus China stammt.

Die Zeit ist nach dem Weltbild der Tibeter kein abstraktes Kontinuum, sondern eine von den Menschen durchlebte und durchwanderte Dimension, die  im Rahmen einer Elemente-Lehre aus positiven und antagonistischen Kräften besteht. In dieser Zeitdimension hausen die sa-bdag, die insbesondere dem menschlichen Dasein schaden. Das gleiche gilt für den Raum, der nach Himmelrichtungen geordnet ein Abbild des Zodiak ist.  Auch der Raum besteht aus positiv und schädlich wirkenden Elementen und wird von den sa-bdag bevölkert.

Die sa-bdag sind organisiert wie ein Königreich, an dessen Spitze ein König mit seinem Hofstaat steht. Äußerlich haben die sa-bdag zumeist ein furchterregendes Aussehen. Das Wissen über die sa-bdag kann den Menschen helfen, die Begegnung mit ihnen zu meiden und somit einem möglichen Schaden auszuweichen. Zur Abwehr des Unheils, welches diese Geister bewirken, kann aber auch die Hilfe der tibetischen Priesterschaft in Anspruch genommen werden. Sie verfügt nicht nur über das Wissen über die Bewegung dieser übernatürlichen Wesen in Zeit und Raum, sondern praktiziert auch die Rituale, die der Abwehr dieser Geister dienen. 

Die wichtigste Quelle über die sa-bdag ist der Vaiḍūrya dkar-po, ein 1685 fertiggestelltes Kompendium über Astronomie und Divination des berühmten Regenten Desi Sanggye Gyatsho (sde-srid Sangs-rgyas rgya-mtsho), welches uns mit zahlreichen Abbildungen dieser schreckenserregender Geister die Welt der sa-bdag sichtbar werden lässt.

Inhaltsverzeichnis

1.Forschungsgeschichte
2. Quellen zum Sa-bdag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po
3. Der Inhalt des Sa-bdag-Kapitels des Vaiḍūrya dkar-po
3.1. Sa-bdag, die sich nicht in Raum und Zeit verändern
3.2. Sa-bdag des Jahres
3.2.1. Übersichtstafeln zu den auf den Jahren gehenden sa-bdag
3.3. Sa-bdag des Monats
3.3.1. Die Hauptgruppe der monatlich die Himmelrichtung wechselnden sa-bdag
3.3.2. Übersichtstafeln zu der Hauptgruppe der monatlich die Position wechselnden sa-bdag
3.3.3. Die Gruppe der sil-ma´i sa-bdag genannten Erdherrengeister des Monats
3.3.4. Übersichtstafeln zu den sil-ma´i sa-bdag genannten Erdherren-geister des Monats
3.3.5. Die Gruppe der Yang-khol sa-bdag lnga genannten fünf sa-bdag des Monats
3.4 Die sa-bdag des Tages
3.4.1. Die auf dem Zyklus von 12 Tagen (nyin-zhag, nyi-ma) erscheinenden sa-bdag
3.4.2. Die in dem Zyklus der 30 Kalendertage herumwandernden sa-bdag (tshes la rgyu-ba´i sa-bdag)
3.5. Die sa-bdag der Tageszeiten (dus-lha)
4. Literatur

1.Forschungsgeschichte

Während Csoma de Körős in seinem 1834 erschienenen Essay towards a Dictionary, Tibetan and English (S. 293) das Wort sa-bdag in seiner geläufigen Bedeutung als „the master or lord of the ground, a sovereign“ wiedergibt, verzeichnet Jäschke (S. 372) in seinem 1881 veröffentlichten Wörterbuch als wichtige zweite Bedeutung “god of the ground of the country, supposed to be a jealous and angry being, of terrific appearance, to whom on many occasions sacrifices are brought, and who prob. was worshipped already before the spread of Buddhism.” Diese Zweitbedeutung wurde auch mit einer fast identischen Formulierung in das Wörterbuch von Das (S. 1258) übernommen. Einen ersten Hinweis darauf, dass mit sa-bdag im Tibetischen eine Gruppe übernatürlicher Wesen bezeichnet wurde, findet sich schon in dem 1863 von Emil Schlagintweit publizierten Buddhism in Tibet (S. 270ff), in dem Schlagintweit eine Zeremonie des Ankaufs eines Bestattungsplatzes von einem „lord of the ground, in Tibetan Sadag gyalpo“, beschreibt.

Waddell (1895, S. 372) charakterisiert die sa-bdag als „local genii“ und als „earth owner class (sa-bdag) occupying the soil and lakes like plebeian Nāgās of the Hindūs”. Daneben erwähnt er einen speziellen „House-god“, der als sa-bdag eingestuft wird, und den er mit einem chinesischen Küchengott (Tsan-küin) gleichsetzt. Dieser ist auf S. 574 von Waddells Buddhism & Lamaism of Tibet als „House-devil“ abgebildet (siehe Abbildung 2). Weiteres findet sich zu diesem Geist in einem kleinen vierseitigen Aufsatz, den Waddell unter dem Titel „The Tibetan House-Demon“ im Journal of the Anthropological Institute ebenfalls 1895 veröffentlichte. Hier beschreibt er den betreffenden sa-bdag folgendermaßen: „He is called "the Inside-God" (Tibetan Nang-lha), and is a genius loci of the class called by the Tibetans the "Earth-masters " (sab-dag).“ Waddell, der für seine Beschreibungen keine Quelle angibt, beschreibt, dass dieser sogenannte Hausgott sich in bestimmten, präzise fixierten Zeiträumen an diversen Stellen in und um ein Haus befindet, und gibt Hinweise auf anzuratende Verhaltensweisen der Hausbewohner. Sowohl der richtige Hinweis auf die chinesische Provenienz als auch die Darstellung der Verbindung von Zeit und Aufenthaltsort sind ein Beleg dafür, dass der von Waddell beschriebene Hausdämon dem Umfeld der Sinotibetischen Divinationskalkulationen (nag-rtsis) zuzuordnen ist. Eine Abbildung (siehe Abbildung 3) und umfangreiche Beschreibung des von Waddell beschriebenen sa-bdag findet sich auch in dem 1685 fertiggestellten Kompendium Vaiḍūrya dkar-po (Teil II, S. 204) des tibetischen Regenten Desi Sanggye Gyatsho (sde-srid Sangs-rgyas rgya-mtsho, 1653-1705). Sanggye Gyatsho beschreibt diesen sa-bdag unter dem Namen ´Brug-rje, lit. „Herr der Drachen“, der nach seinen Angaben chinesischer Herkunft ist, und führt Nang-lha als tibetische Bezeichnung dieses Dämons auf. Der Vaiḍūrya dkar-po enthält auch eine ikonographische Beschreibung dieses sa-bdag mit folgenden Details: Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Schweins. Seine Körperfarbe ist rot (dmar-gsal). Er trägt in der rechten Hand einen Holzstock (srid-pa´i ldem-shing) und mit der rechten Hand eine Standarte (lha´i rgyal-mtshan). Im Übrigen beruhen auch Waddells sonstige Darstellungen eindeutig auf dem Vaiḍūrya dkar-po.

   

   

Abbildung 2: Der sa-bdag Nang-lha nach Waddell

 

Abbildung 3: Der sa-bdag Nang-lha alias ´Brug-rje nach einem Blockdruck des Vaiḍūrya dkar-po

 

Abbildung 4: Die indische Erdgöttin Sthavirā (tibetisch: sa yi lha-mo Rab-brtan-ma) als sa-bdag nach einem Blockdruck des Vaiḍūrya dkar-po. Beschreibung: Hält mit der rechten Hand den Weltberg (ri-rab) und in der linken Hand eine Nektarflasche (bdud-rtsi´i bum-pa). Trägt ein Gewand (´jol-ber) aus weißer Seide (dar-dkar) und goldenen Kopfschmuck (prog-zhu)

Die Doppelbezeichnung dieses sa-bdag als ´Brug-rje (chinesisch) und Nang-lha (tibetisch) kann als Hinweis darauf gewertete werden, dass hier zwei Traditionen verschmolzen sind. Gleichwohl ist der von Waddell beschriebene „House-Demon“ eindeutig der Nag-rtsis-Tradition der sa-bdag zuzuordnen, nach der diese „Erdherrengeister“ nun einmal die Zeit und den Raum und deren Komponenten durchwandern.

Eine offenbar andere Tradition der sa-bdag findet sich einem Text, den Berthold Laufer 1900 unter dem Titel „Ein Sühngedicht der Bon-po“ mit einer Übersetzung und ausführlichen Kommentierung veröffentlichte. Dieser Text mit dem tibetischen Titel Sa-bdag klu-gnyan gyi byad-grol ist sicherlich der Bon-Religion zuzuordnen, doch wissen wir, wie Laufer selbst ausdrücklich feststellt, nichts über seinen Autor, sein Alter und seine regionale Verbreitung. In diesem „Sühngedicht“ werden die sa-bdag (S. 538) als Gruppe übernatürlicher Wesen neben den klu und den gnyan behandelt. Sie werden den Steinen, den Pflanzen, den fünf Arten der Erde, der Luft und dem Wasser zugeordnet. Ihre Zahl wird mit zehn- und hunderttausend angegeben. Diese sa-bdag sind teilweise Wesen mit Tierköpfen und insofern äußerlich mit den sa-bdag zu vergleichen, die in der Tradition der nag-rtsis auftreten.

Laufer äußerst sich zur Tradition des „Sühngedichts“ wie folgt: „Der hier gebotene Text enthält keine Übersetzung aus dem Sanskrit ; sein Inhalt ist auf dem ureigensten Gebiete der Bon-Religion erwachsen und trägt keinerlei buddhistische Färbung oder Verwässerung.“ Nun hat Tucci (S. 723) schon 1949 darauf hinwiesen, dass die Liste der sa-bdag im „Sühngedicht“ (S. 538) auch den indischen Gott Tshangs-pa (Brahmā) als Großvater der sa-bdag aufführt. Daneben erscheint eine Göttin lha-mo brTan-ma, deren Namen Laufer in der Übersetzung mit „Erdgöttin Sthavirā“ wiedergibt. Dieser weibliche sa-bdag ist auch im Vaiḍūrya dkar-po (Teil II, S. 192) mit der Bezeichnung Sa yi lha-mo Rab-brtan-ma beschrieben und abgebildet (Siehe Abbildung 4). Betrachtet man außerdem die zahlreichen Bezeichnungen von klu (Sühngedicht, S. 537), die ihre indische Herkunft nicht verleugnen können, so ist offenkundig, dass die hier zu findende Geisterwelt Elemente aufweist, deren indische Herkunft unabweisbar ist.

An dieser Stelle erscheint der Hinweis wichtig zu sein, dass schon in der 1880 posthum veröffentlichten Übersetzung des Klu-´bum dkar-po („Über das Bonpo-Sūtra: Das weiße Nāga-Hunderttausend“) von Anton Schiefner eine Reihe von sa-bdag namentlich erwähnt werden, die auch im Vaiḍūrya dkar-po behandelt werden. Albert Grünwedel nimmt dies in seinem 1922 erschienen Aufsatz über den sa-dbag gNam-khyi nag-po ("schwarzer Himmelshund") als Begründung dafür, dass der Vaiḍūrya dkar-po „Bon-Anschauungen“ wiedergibt. Leider ist es aber auch hier so, dass  - wie ebenfalls Tucci (S. 724) schon festgestellt hat -  z. B. der in dem Bon-po-Sûtra erwähnte The-se als Gott des Jahres (lo-lha) eben, wie wird heute exakter formulieren können, aus einer anderen Tradition, nämlich der der Sinotibetischen Divinationskalkulationen stammt. Grünwedel kommt allerdings das Verdienst zu, als erster eine Passage aus dem Sa-dbag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po ediert und in lateinischer Übersetzung vorgelegt zu haben. Daneben findet sich in dieser mit „Die Sternschnuppen des Vaidūrya dkar po“ betitelten Arbeit eine Tafel mit Abbildungen von drei verschiedenen Versionen des von Grünwedel „Himmelshund“ genannten sa-bdag sowie der übernatürlichen Wesen, die den acht spar-kha zugeordnet sind. Alle dieser Darstellungen sind Nachzeichnungen von Abbildungen aus dem Vaiḍūrya dkar-po.

Abbildung 5: Darstellung von sa-bdag nach Grünwedel (S. 145). Fig. 1 und 3: Die männlichen Varianten des gNam-khyi nag-po. Fig. 2: Die weibliche Variante des gNam-khyi nag-po. Fig. 4: Acht übernatürliche Wesen, die den acht spar-kha zugeordnet sind

Der erste Versuch, über die sa-bdag umfassender zu informieren, stammt von Giuseppe Tucci, der in den 1949 veröffentlichten „Tibetan Painted Scrolls“ (S. 717-725) unter der Kapitelüberschrift „Attempts at Classifying Early Gods“ den Versuch unternimmt, die verschiedenen Gruppen übernatürlicher Wesen wie gnod-sbyin, bdud, srin-po, klu, btsan, lha, dmu, ´dre, ´gon-´dre usw. strukturell geordnet zu beschreiben. Dieses Kapitel enthält auch einen größeren Abschnitt (S. 722ff), der die sa-bdag behandelt. Die Grundthese in Tuccis Darlegungen ist die, dass alle diese Gruppen von Geisterwesen eigentlich aus einer tibetische Urreligion bzw. einem alten Volksglauben stammen und später in das lamaistische Ritualwesen inkorporiert wurden. Besonders deutlich wird dies an Tuccis Darlegungen zu den sa-bdag, die wie folgt charakterisiert werden: „… the place on which the  Sa bdag rule is the earth, … the Sa bdag are bound to that particular piece of soil over which they preside … There is no place upon earth which is not presided over by them: they are the masters of the soil: man is therefore their subject: every human work is accomplished in their domain. … It is therefore evident, that these Sa bdag are numberless.” Nun ist Tucci natürlich aufgefallen, dass wie bei der Geisterklasse der klu (indisch: nāga), wo indische Elemente unübersehbar sind, bei den sa-bdag offenkundig chinesische Einflüsse sichtbar sind. Tucci erklärt dies wie folgt: „When Chinese astrology entered Tibet, some Chinese astrological gods crept into the cycle of the Sa bdag and on the other hand many of the Sa bdag where given a place in the new astronomical scheme.” Besonders deutlich wird Tuccis religionsgeschichtliche These über diesen angeblichen Integrationsprozess an folgender Formulierung: „The consequence was that these cycles of Sa bdag, gNyan and Klu were never closed in Lamaism. The cycle of Sa dbag and Klu is, in fact, always open to new recruits.”

Es ist allerdings schon erstaunlich, wie Tucci als einer der führenden Vertreter der Tibetologie des 20. Jahrhunderts anhand einer handvoll weder zeitlich noch regional noch schulmäßig hinreichend differenzierter Texte ohne nachvollziehbare Quellenanalyse 1600 Jahre Religionsgeschichte Tibets zu einer simplen Einheitsgeschichte verarbeitet. Tatsächlich lässt die erfolgreiche Missionierung Tibets durch den tantrischen Buddhismus und die Übernahme indischer und chinesischer Wissenschaften durch die geistige Elite dieses Landes ebenso die umgekehrte Schlussfolgerung zu, dass tibetische Vorstellungen in der Regel nur dort überlebten, wo sie sich in die Vorstellungswelt der neuen Religion und sonstiger importierter Lehren problemlos einpassen ließen. Daneben dürften speziell die sa-bdag der Volksreligion auf rein lokaler Ebene als yul-phyogs kyi sa-bdag noch eine inferiore Rolle gespielt haben. Im Übrigen ist die wissenschaftliche Untersuchung dieses Prozesses anhand der inzwischen zugänglichen, überaus zahlreichen Quellen auch heute noch ein wichtiges Desiderat der tibetologischen Forschung. Immerhin kommt Tucci, was die sa-bdag betrifft, das Verdienst zu, unter Verweis auf den Vaiḍūrya dkar-po und verwandte Quellen aufgezeigt zu haben, dass viele der dort aufgeführten sa-bdag chinesischen Ursprungs sind. Dass er dabei notorisch „Divination aus Zeit“ mit Astronomie und Astrologie verwechselt, schmälert dieses Verdienst nur wenig.

   

      

Abbildung 6: Se-ba rang-rta, ein sa-bdag als Pferd des Königs der Erdherrengeister nach Nebesky-Wojkowitz

 

Abbildung 7: Se-ba rang-rta nach einem Blockdruck des Vaiḍūrya dkar-po. Beschreibung: Seine Körperfarbe ist gelb (ser-po). Er hat den Kopf eines Menschen und den Körper eines Pferdes. Er trägt in den Händen jeweils eine goldene und eine türkisene Kelle (gser-skyogs, g.yu-skyogs)

 

Abbildung 8: Zin-'phung nag-po nach Nebesky-Wojkowitz

 

Abbildung 9: Zin-'phung nag-po nach einem Blockdruck des Vaiḍūrya dkar-po. Beschreibung: Seine Körperfarbe ist schwarz. Er hält mit der rechten Hand ein Schwert (ral-gri). Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Skorpions. Er reitet auf einem Bullen (glang)

Umfangreiche Informationen über die sa-bdag finden sich in dem 1956 veröffentlichten Werk „Oracles and Demons of Tibet“ des österreichischen Ethnologen und Tibetologen Nebesky-Wojkowitz. Dieser Autor, in dessen Darlegungen sich wie bei Tucci diachronische und synchronische Betrachtungsweisen vermischen, behandelt die sa-bdag (S. 291-298) als Gruppe der Klasse der dregs-pa, die er als wie folgt kennzeichnet. „More frequently, however, this term was applied as a general appellation of the multitude of gods and goddesses … occupying lower rank; most of these were originally members of the Bon pantheon.“ Letzteres, nämlich die angebliche ursprüngliche Zugehörigkeit zu einem Bon-Pantheon, trifft jedenfalls nicht zu für die große Masse der sa-bdag, die er anhand des Vaiḍūrya dkar-po mit vielen ikonographischen Details und unter Hinzufügung von drei Nachzeichnungen (siehe Abbildungen, 6, 8, und 10) von Abbildungen des Vaiḍūrya dkar-po beschreibt. Über die Funktion, die den sa-bdag gemäß seiner Quelle zukommt, äußert er sich nicht.

   

Abbildung 10: Se-byi, der Hüter der Schätze des Königs der sa-bdag nach Nebesky-Wojkowitz

 

Abbildung 11: Se-byi nach einem Blockdruck des Vaiḍūrya dkar-po. Beschreibung: Seine Körperfarbe ist weiß (dkar-po). Er hat den Kopf eines Tigers, den Körper eines Menschen und den gesprenkelten Schwanz eines Leoparden (gzig gi mjug-ma thig-le-can). Er trägt mit den Händen eine Standarte mit Mauskopf (byi-bla´i rgyal-mtshan)

Weiterhin ist noch die offenbar vollständige namentliche Aufzählung der im 31. Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po beschriebenen sa-bdag durch Gyurme Dorje in seinem 2001 erschienen Werk „Tibetan Elemental Divination Paintings“ zu erwähnen. Dieses Buch, das wegen seiner grotesken Übergröße und winzigen Schrift praktisch unbenutzbar ist, enthält auch Nachdrucke der Abbildungen der im Vaiḍūrya dkar-po zu findenden Bilder der sa-bdag. Ein Rückschritt gegenüber den Darstellungen von Nebesky-Wojkowitz stellt die Tatsache dar, dass die Ikonographie (mngon-rtogs) dieser Geister nicht mitgeliefert wird. Eine wichtige Bereicherung unseres Wissens über die sa-bdag sind die vorzüglichen Reproduktionen der Darstellungen aus einem illuminierten Manuskript, die die räumlichen Aufenthaltsorte der sa-bdag bezogen auf die verschiedenen Zeiteinheiten verzeichnen (z. B. Gyurme Dorje, S. 124ff). Die Interpretation dieser Raumschemata durch Gyurme Dorje ist aber in 50 % der Fälle falsch. Zur Charakterisierung dieser sa-bdag schreibt Gyurme Dorje (S. 120): „The ancient science of geomancy is based on the locations of the spirit lords of the soil (Skt. bhïmipati, Tib. sa-bdag), since the opportune sectors of the years, months, days or hours are deemed to those not occupied by the spirit of the soil.“ Der erste Teil dieser Aussage, nämlich die These, dass die tibetische Geomantie auf den Aufenthaltsorten der sa-bdag beruht, ist, wie ein Blick in die ausgezeichnete Arbeit von Petra Maurer über das anschließende Geomantie-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po zeigt, schlechthin falsch. Dies gilt auch für die Charakterisierung der sa-bdag als "geomantic spirit lords of the soil" (S. 415). Des Weiteren ist die Anführung eines Sanskritnamens hier irreführend, da die tibetischen sa-bdag herkunftsmäßig nicht Indien zugeordnet werden können. Der zweite Teil dieses Satzes ist insofern richtig, als nach dem Vaiḍūrya dkar-po die sa-bdag primär der Zeit zugeordnet sind, weshalb Desi Sanggye Gyatsho den Gegenstand des 31. Kapitels seines Werkes (Teil 2, S. 239) wie folgt charakterisiert: lo zla tshes grangs dus tshod la rgyu ba´i sa bdag skor ´di „Dieses (Kapitel) über die sa-bdag, welche die Jahre, Monate, Datumstage und Tageszeiten durchwandern.“ Wenn man die sa-bdag einer „Wissenschaft“ zuordnen will, so ist hier ausschließlich die Chronomantie zu nennen.“

Auf die Funktion der sa-bdag als chronomantische Wesen hat schließlich Te-ming Tseng (S. 183f)  in seiner 2005 erschienenen, grundlegenden wissenschaftlichen Arbeit über die nag-rtsis hingewiesen.

Die Verwirrung über die Beschreibung der charakteristischen Merkmale der sa-bdag hängt vermutlich auch mit der überragenden Bedeutung zusammen, die das lTo-´phye genannte übernatürliche Wesen, das auch in die Gruppe der sa-bdag eingeordnet wird, im Zusammenhang mit der Errichtung von Gebäuden aller Art besitzt. Von Lessing-Wayman (S. 280) wird dieser Name mit "breast goer" übersetzt, was schon deshalb falsch ist, weil dieses Bezeichnung literarisch als "Einer, der auf dem Bauch kriecht" zu übertragen ist. Allerdings ist lto-´phye wie lto-´gro leider nichts weiter als ein poetisches Synonym für "Schlange" (sbrul), was die unten erörterte Zuordnung dieses Geistes zu der Klasse der klu untermauert.

lTo-´phye ist nach den tibetischen Vorstellungen als unter Erdoberfläche hausender Geist überall auf der Welt gegenwärtig, was sich auch darin wiederspiegelt, dass bei der Errichtung des tibetischen Klosters Rikon selbst in der Schweiz auch das im Folgenden zu erwähnende Ritual durchgeführt wurde. Da die Errichtung eines Gebäudes ein Eingriff in die Erde erforderlich macht, wird damit die von lTo-´phye dominierte Sphäre betroffen, was generell die Durchführung eines Rituals zum Anstechen der Erde (sa-chog) erforderlich macht, mit dem im Kern lTo-´phyed besänftigt wird und seine Erlaubnis zur Errichtung eingeholt wird. Die Darstellung dieses Rituals nach der Beschreibung im Geomantie-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po wurde durch die Übersetzung von Petra Maurer (S. 276-286) mustergültig erschlossen.

   

Abbildung 12: lTo-´phye nach dem Sa-bdag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po

 

Abbildung 13: lTo-´phye nach dem Geomantie-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po 

Die Ikonographie des lTo-´phye ist in dem Sa-bdag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po wie folgt beschrieben: Seine Körperfarbe ist blau-schwarz (mthing-nag). Sein Oberkörper ist der eines Menschen, sein Unterkörper ist der einer Schlange und er hat den aufgeblähten Hals (gdengs-ka) einer Schlange. Er hält in der rechten Hand eine kostbare Schatzflasche (rin-chen gter-bum) und bedeckt mit der linken Hand die Nase. Er bewegt sich wie eine Schlange. Er trägt ein Gewand (slog-pa) aus Schlangenhaut. Manchmal hat er den Körper ein Menschen und den Kopf eines Rindes, wobei das rechte Horn aus Gold und das linke Horn aus Türkis gefertigt sind. Dann ist seine Farbe gelb, seine Haare sind türkisfarben und seine Zunge ist die eines Menschen. Er hat den Schwanz einer Schlange etc. Nach dieser Beschreibung hat lTo-´phye äußerlich eine große Affinität zu den klu (nāga) genannten Geistern. Diese Nähe zu den klu wird auch dadurch bestätigt, dass auf den in Abbildung 13 zu sehenden Kreisen prominente Vertreter der der Geisterklasse der klu positioniert sind. lTo-´phye verändert seine Lage im Laufe des Jahres. Um diese genaue Lage festzuhalten, ist auf Abbildung 12 ein Gitternetz mit kleinen Quadraten gezeichnet. Die Zahl der Quadrate am Rand beträgt genau 360. Sie repräsentieren, wie Petra Maurer (S. 280) festgestellt hat, die 360 Zodiak-Tage (khyim-zhag). Damit ist ein hochspezialisierter Begriff der tibetischen Astronomie genannt. Die Festlegung der wechselnden Position des lTo-´phye nach solchen astronomischen Grundlagen zeigt nur eines: Dieses Geisterwesen ist jedenfalls der tibetischen Hochreligion zuzuordnen und nicht aus einer alttibetischen Tradition von Erdgeistern erwachsen. Wieso dieser nach der tibetischen Vorstellung überall gegenwärtige Geist, der eigentlich der Klasse der klu zuzuordnen ist, dennoch als sa-bdag bezeichnet wird, ist ungeklärt.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die wörtliche Übersetzung des Namens sa-bdag als „Erdherren“ oder „lord of the soil“ irreführend ist, da es sich tatsächlich um die „Herren der Zeit“ handelt. Für den tibetologischen Laien sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass wörtliche Übersetzungen von Wortbildungen wie sa-bdag (= sa „Erde“ + bdag-po „Besitzer, Herrscher“) häufig irreführend sind. So ist rkub-skyags (= rkub „Hintern“ + skyags „halten, hochheben“) nicht „Hinternhalter“ sondern ein „Stuhl“, rlung-´phrin (= rlung „Luft“ + ´phrin „Nachricht“) ist nicht „Luftnachricht“ sondern Radio, me-tog (= me „Feuer“ + tog „Spitze“) ist nicht „Feuerspitze“ sondern „Blume“ und  lto-´phye ist, wie oben erläutert, nicht "breast goer" oder "Bauchkriecher", sondern Schlange.  Wenn ich hier dennoch sa-bdag mit Erdherr übersetze, so geschieht dies einzig und allein deshalb, weil sich dieser Begriff in der Übersetzungsliteratur inzwischen so eingebürgert hat.

2. Quellen zum Sa-bdag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po

Für den Regenten Desi Sanggye Gyatsho waren die sa-bdag natürlich wirklich existierende Wesen. Ihre Darstellung entsprang bei ihm deshalb keinem religionsgeschichtlichen Interesse. Die Schilderung dieser Geisterwelt erfasste für ihn eine Wirklichkeit, die menschliche Tätigkeiten in vielfältiger Weise beeinflusste. Dies galt insbesondere für die Aktivitäten der buddhistischen Priesterschaft, die mit ihren sogenannten religiösen Verrichtungen (las) sich nicht nur der Gefahrenabwehr für das tägliche Leben der Bevölkerung und der Regierung widmete, sondern auch Bedrohungen auf dem geistigen, meditativen Weg zur Erlangung der Erleuchtung abzuwehren glaubte. Die Wahl der Zeitpunkte zur Ausführung solcher las genannten Rituale hing somit auch von den in der Zeit wandernden sa-bdag ab. Entsprechend lesen wir im Kolophon des 31. Kapitels folgendes: „Dieses (Kapitel) über die sa-bdag, sind für (religiöse) Verrichtungen (las), die besänftigen (zhi-ba), Wohlergehen anwachsen lassen (rgyas-pa), Macht ausüben (dbang) und  harte Maßnahmen darstellen (drag-po) von außerordentlich großer Bedeutung. (Dies gilt) insbesondere für die harten Maßnahmen der feindvernichtenden Rituale (mngon-spyod) wie mDos(-Rituale) und gTor-ma.“

Desi Sanggye Gyatsho benutzte für seine Darstellung zahlreiche Quellen, von denen die Mehrzahl bis heute entweder noch unerschlossen oder verloren gegangen ist. Dabei stellte er zunächst fest, dass im Hinblick auf den Aufenthaltsort (gnas, räumliche Komponente) und Zeiträume des Erscheinens (rgyu) der sa-bdag und bezüglich der Methoden des Umgangs (bcos) mit diesen Geistern verschiedene nicht übereinstimmende Tradition vorlagen. Hierzu blieb ihm im Prinzip nichts anderes über, als die Tradition zu befolgen, in der er seine geistliche Ausbildung erhalten hatte. Darüber hinaus konstatierte er, dass dadurch, dass Dorftantriker (grong snags-pa) die Tradition der sa-bdag im Laufe der Zeit verdorben hätten und in ihren Schriften vieles Selbstfabriziertes eingefügt hätten, verlässliche Darstellungen de sa-bdag äußerst selten seien.

Als Hauptquellen führt Desi Sanggye Gyatsho dann folgende Werke an:

1. “Große und Kleine Verzeichnisse der sa-bdag, (genannt) magisches Rad des Verborgenen“ (Sa-bdag gi mdo-byang che-chung Gab-pa ´phrul-´khor; ein bisher unbekannter Text)

2. „Alte Auflistungen der Phug-pa-Schule“ (Phug-lugs kyi khra-ma rnying-pa; bisher nicht zugänglich. Im Text auch als Phug-pa gong-ma´i shog-khra aufgeführt)

3. „Schriften des bla-mkhyen Na-ra-va“. Dieser Autor ist möglicherweise identisch mit dem indischen Übersetzer des im Tanjur enthaltenen Werkes Ye-shes sning-po kun las btus-pa, siehe TBRC W 22704.

4. Schriften des lDum-po-ba Don-grub dbang-rgyal. Ein Astronom der Phug-pa-Schule, Astrologe und Nag-rtsis-Meister, der in der Zeit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert lebte (siehe TBRC Resource ID P5087; Vaiḍūrya dkar-po, Teil 1, S. 250; Schuh, Kleine Enzyklopädie, S. 1432).

Zur Vervollständigung benutzte er als Ergänzungswerke Tantra-Texte mit verlässlicher Herkunft (rgyud-sde khungs-thub), wie z. B.:

5. gNam-sa snang brgyad („Acht Erscheinungen des Himmels und der Erde (?)“). Im Sa-bdag-Kapitel auch mit dem Kurztitel sNang-brgyad aufgeführt. Mit gleichem Titel ist ein  gTer-ma-Text in TBRC als Teil der Werksammlung gSang chen snga 'gyur ba'i bka' gter zhal 'don phyogs bsgrigs, Volume 1 pages 3 – 486, aufgeführt, der hier aber nicht als Quelle in Frage kommt. Es gibt auch ein gleichnamiges Werk im Bon-po-Kanon (TBRC W21872).

6. rDo-rje gtsug-lag. Hierbei handelt es sich offenbar um die im 44. Band (Teil Phi) der Werksammlung rNying-ma rgyud-'bum enthaltenen Texte, die zumeist im Titel die Bezeichnung rDo-rje gtsug-lag tragen.

Als weitere Texte, die Desi Sanggye Gyatsho ergänzend für die Abfassung konsultierte, nennt der Kolophon folgende zwei Abhandlungen:

7. ´Byung-ba rin-chen kun-btus, ein Werk, dessen Identifizierung unklar ist. Einerseits findet man eine Abhandlung mit dem Schmucktitel Rin-chen kun-btus. Dies ist eines der als rgyud bezeichneten sagenhaften Werke der nag-rtsis, die von Jampelyang (´Jam-dpal-dbyangs) auf dem Wutai shan (Ri-bo rtse-lnga) gelehrt worden sind. Daneben verzeichnet der Vaiḍūrya dkar-po (Teil I, S. 379) mit diesem Titel eine Abhandlung über Sinotibetische Divinationskalkulationen des rGya-phrug-pa dKon-mchog rin-chen. Daneben findet sich mit TBRC W21507 ein Ritualtext des berühmten Thu'u-bkwan Blo-bzang chos kyi nyi-ma (1737-1802) verzeichnet, für den im Kolophon als Hauptquelle ein Text mit dem gleichen Titel angegeben ist. Nach dem Vaiḍūrya dkar-po (Teil I, S. 246f) wurde ein Werk mit dem Titel ´Byung-ba rin-chen kun-btus von Gab-pa, dem König der Klu-Geister, verfasst und von dem chinesischen Gelehrten rgya-nag gi dpon-chen Kun-´byung a-lo zusammengestellt, wobei er Verstreutes zu einem einheitlichen Werk zusammenfasste. Nach Gyurme Dorje (S. 120 und S. 423) ist das hier genannte Werk die „primary source for geomancy“, eine Feststellung, die als völlig abwegig einzustufen ist.

8. sNang-gsal. Hierzu sind nur zwei sagenhafte und natürlich verschollene Werke bekannt, die von ´Jam-dpal-dbyangs auf dem Wutai shan gelehrt worden sein sollen und die im Vaiḍūrya dkar-po mit den Titeln sKu-rgyud snang-gsal sgron-me und Ṭikkā snang-gsal ma-bu erwähnt werden. Ansonsten taucht die Bezeichnung in zahlreichen Buchtiteln auf, so dass eine Identifizierung nicht möglich ist.

Letztendlich erwähnt Desi Sanggye Gyatsho als wichtige Quelle für die Ikonographie (mngon-rtogs) der sa-bdag ein Werk des Smon-gro-ba paṇ-chen, das er mit dem langen Titel gTsug-lag rin-chen gter mdzod kyi sgron-me´i ´grel-pa ´od-zer kun khyab aufführt. Bei dem Autor handelt es sich um den sMon-'gro-ba Tshe-dbang don-grub, der nach TBRC Resource ID P2925 im 16. Jahrhundert geboren wurde.

3. Der Inhalt des Sa-bdag-Kapitels des Vaiḍūrya dkar-po

Die vollständige, kommentierte Übersetzung des 31. Kapitels des Vaiḍūrya dkar-po, die sich auch mit der Geschichte und Herkunft der Namen der sa-bdag beschäftigt, gehört sicherlich zu den wichtigen und interessanten aber auch sehr schwierigen Aufgaben der Tibetologie. An dieser Stelle kann und soll nur eine einführende Übersicht über die Welt dieser übernatürlichen Wesen nach der Darstellung von Desi Sanggye Gyatsho gegeben werden.

3.1. Sa-bdag, die sich nicht in Raum und Zeit verändern

Die Darstellung der sa-bdag beginnt mit einem sehr kurzen Abschnitt über die Gruppe der Geister, die sich nicht in der Zeit und im Raum bewegen und die Desi Sanggye Gyatsho als „niemals die Position verändernde sa-bdag“ (gtan ti mi ´pho-ba’i sa-bdag) kennzeichnet. Von diesen werden eigentlich nur sechs etwas ausführlicher beschrieben und im Lhasa-Druck von 1909 bildlich dargestellt. Bei diesen sa-bdag handelt es sich aber nicht um irgendwelche Ortsgottheiten. Diese werden überhaupt nur mit einem einzigen Satz erwähnt: „Was diejenigen betrifft , die als örtlich feste lokale sa-bdag (gnas-pa yul gyi sa-bdag) bezeichnet werden, nämlich die klu, gnyan, gcan, bsen-mo etc., so soll man - summarisch gesagt - im Umfeld des Ortes, wo sie sich aufhalten, Leichenbestattungen, Hochzeiten, mDos(-Ritualen), gTor-ma, harte Maßnahmen darstellenden (religiöse) Verrichtungen, Kontaminierung der Herdes und Unreinheit vermeiden.“

Die übrigen in diesem Abschnitt beschriebenen sa-bdag sind, wie der schon oben behandelte lTo-´phye, einerseits universal - also überall - präsent, andererseits aber zugleich unter Zuordnung zu bestimmten menschlichen Bezugsgruppen bzw. zu einem Hauswesen in konkrete Himmelrichtungen platziert. Anders gesagt spiegelt sich in jedem Mikrokosmos eines Hauswesens der Makrokosmus wieder. Durch den letzteren ist die Allgemeingültigkeit der Aussagen des Vaiḍūrya dkar-po festgelegt. Quelle für diese Darlegungen ist das im Abschnitt Quellen (5) erwähnte gNam-sa snang brgyad. Bis auf einen (Nr. 2) verweisen die Namen dieser sa-bdag auf eine chinesische Herkunft.   

1. Überall auf dem Gebiet des Mikrokosmos, der sich mit jedem Hauswesen redupliziert, residiert der sa-bdag Gi´u then-po (Abbildung 14), der Gott der Erde (sa yi lha). Seine Körperfarbe ist gelb (ser-po). Umgeben von einem Strahlenkranz, hält er in der Hand einen alle Wünsche erfüllenden Baum (dpag-bsam ljon-shing). Er regiert über alle Gebiete (sa-gzhi kun). Bei weltlichen Angelegenheiten ist er für den Beginn des Monats verantwortlich. Wenn man ihm begegnet, ist von Bestattungen abzusehen. Sein Zorn richtet sich gegen den Hausherrn.

2. Auf der Erdoberfläche haust des Weiteren Sa-´dzin lag-pa chen-po  "Der mit großen Händen, der die Erde hält" (Abbildung 15). In seinem Körper befinden sich alle Kostbarkeiten dieser Welt. Sein Kopf öffnet den Himmel. Er trägt in der Hand den Weltberg (ri-rab lhun-po). Bestattungen und Umgang mit Verwandten sind zu verschieben. Sein Zorn richtet sich stets gegen Menschen.

3. Im Osten residiert The-se (Abbildung 16).  Dieser wird auch als Shar-phyogs sa yi bdag-po „Erdherr des Ostens“ bezeichnet. Er sitzt auf einem Goldthron (gzig-chen gser-khri). Er hält in der Hand eine goldene Standarte (gser gyi ba-dan), die an einem Ast (shing gi ´dab-ma) befestigt ist. Er dominiert die gesamte östliche Himmelsrichtung. Freundschaftliche Trennung und Trennung im Streit ist zu vermeiden. Seine Wut richtet sich gegen die, welche die Braut übersiedeln und in Empfang nehmen.

      

Abbildung 14: Gi´u then-po

 

Abbildung 15: Sa-´dzin lag-pa chen-po

 

Abbildung 16: The-se

4. Im Süden residiert Tsang-kun lcags kyi ´khor-lo can „Tsang-kun mit dem Eisenrad“ (Abbildung 17). Auch als lho-phyogs gnas-pa´i sa-bdagSa-bdag der im Süden wohnt“ bezeichnet. Er schwingt mit der rechten Hand als Waffe ein eisernes Rad (lcags kyi ´khor-lo) über seinem Kopf und hält mit der linken Hand einen silbernen Reisigbesen (dngul gyi phyags-shing). Sitzt auf einem goldenen Wagen (gser gyi shing-rta). Er regiert über den gesamten Süden. Schädlich für Heerführer (dmag-dpon) und die Veranstaltung von Märkten. Sein Zorn richtet sich gegen Heerführer.

5. Im Westen residiert Hang-phan (Abbildung 18). Auch als nub-phyogs gnas-pa´i sa-bdagSa-bdag der im Westen wohnt“ bezeichnet. Er hat den Kopf einer Schlange, trägt in den Händen ein Seil mit den Strahlen der Sonne (nyi-zer zhags-pa) und reitet auf einem weißen chinesischen Tiger (rgya-stag dkar-po). Er regiert über den gesamten Westen. Tätigkeiten die ungünstige Himmelsrichtungen betreffen, sind zu unterlassen. Sein Zorn richtet sich gegen Reisende.

6. Im Norden residiert Be´u-´byin (Abbildung 19). Auch als Byang-phyogs sa yi bdag-po  „Sa-bdag der im Norden wohnt“ bezeichnet. Er trägt in den Händen ein Wasser-Seil (chu yi zhags-pa) und reitet auf einem Fisch (dung gi nya-mig). Man soll sich bei ihm vor Schiffsreisen hüten.

      

Abbildung 17: Tsang-kun lcags kyi ´khor-lo-can

 

Abbildung 18: Hang-phan

 

Abbildung 19: Be´u-´byin

Daneben erwähnt Desi Sanggye Gyatsho - allerdings nur namentlich - 14 weitere sa-bdag, die fest bestimmten Himmelrichtungen zugeordnet sind und bemerkt zu dieser Aufzählung, dass die Zahl solcher Geister so groß sei, dass man sie nicht darstellen könne. Letztendlich nennt er noch namentlich neun abgestuft unter der Erde lebende sa-bdag (sa-´og rim dgu sa-bdag) und bemerkt, es gäbe hierzu zwar einige genauere Beschreibungen, die man aber, weil die Gefahr besteht, dass sie in falsche Hände geraten, versteckt habe.

3.2. Sa-bdag des Jahres

Dieser Abschnitt umfasst die Beschreibung von 231 Erdherrengeister, die jährlich wechselnd in verschiedenen Himmelrichtungen residieren. Erwähnenswert ist, dass die meisten dieser sa-bdag in den Tagen um die Sonnenwenden (nyi-ldog) zu ersten Mal erscheinen.

Zunächst ist anzumerken, dass den Himmelsrichtungen nicht nur die fünf Elemente Feuer (me), Erde (sa), Eisen (lcags), Wasser (chu) und Holz (shing) zugeordnet sind, die mit den Elementen, aus den denen die Zeit besteht, in Wechselbeziehung stehen. In den Himmelrichtungen spiegelt sich auch der ostasiatische Tierkreiszyklus, nach dem auch die Zeiteinheiten der Jahre, Monate, Tage und Tageszeiten benannt sind. Eine Übersicht über diese Zuordnung von Himmelsrichtungen einerseits und Elementen sowie dem ostasiatischen Tierkreiszyklus andererseits findet sich auf den Abbildungen 20 und 21.

   

  

Abbildung 20: Zuordnung von Himmelsrichtungen und Elementen nach Tseng, S. 65

 

Abbildung 21: Zuordnung von Himmelsrichtungen und ostasiatischem Tierkreiszyklus

Die Beschreibungen der jährlich wechselnden, räumlichen Positionen dieser sa-bdag des Jahres sind im Vaiḍūrya dkar-po sehr kurz beschrieben und ohne das Zuordnungsschema von Himmelsrichtungen und ostasiatischem Tierkreiszyklus nicht verständlich. Darum sind auch die unkommentierten, teilweise wörtlichen Übersetzungen dieser Beschreibungen von Gyurme Dorje (S. 122f) nicht weiterführend. Häufig lässt Gyurme Dorje sie aber auch weg.

So liest man zu The-se, dem König der sa-bdag, folgendes im Vaiḍūrya dkar-po (Teil II; S. 177): „Er reitet auf dem Pferd des jeweils gültigen laufenden Jahres. Kreisen tut er nach links. Er entsteht zusammen mit den Sonnenwenden.“ Damit ergibt sich aus dem jeweiligen laufenden Jahr nach dem Zwölf-Jahres-Zyklus die Himmelsrichtung, die die gleiche Bezeichnung wie das Jahr hat. Also im Maus-Jahr (byi-ba) ist die die gleichnamige Himmelsrichtung Maus (byi-ba) (siehe auch  Abbildung 21). Dies ist die Bedeutung von „auf dem eigenen Pferd des jeweils gültigen Jahres reiten“. Der Hinweis, dass er sich für die folgenden Jahre nach links, also gegen den Uhrzeigersinn, bewegt, ist eigentlich überflüssig, da dies der Anordnung der Tierkreiszeichen bei den Himmelsrichtungen entspricht. Die Aussage, dass dieser sa-bdag mit den Sonnenwenden entsteht, kann ich nur als Hinweis darauf werten, dass er nicht das ganze Jahr präsent ist.

Für The-khyim, die Mutter des König Ze-se, beschreibt der Vaiḍūrya dkar-po (Teil II; S. 178) folgende Bewegung: „Sie folgt dem König, indem sie ein Jahr dazwischen auslässt. Kreisen tut sie nach links. Sie entsteht fünf Tage nach den Sonnenwenden.“ Dies bedeutet, dass das Tierkreiszeichen des hinter dem laufenden Jahr gelegenen, zweiten Jahres die Himmelrichtung vorgibt, in der die Königsmutter residiert. Ist also Maus (byi-ba) das laufende Jahr, so ist das zweite Jahr nach oder hinter byi-ba eben das Hund-Jahr (khyi) und die Himmelrichtung ebenfalls khyi. Der Linkskreis ergibt sich schon daraus, dass diese Himmelrichtung hinter dem Jahr des Königs herläuft.

Zu dem Prinzen Te-so wird verzeichnet (Teil II; S. 179). „Er kreist auf dem (Element) der günstigen Umstände (klung-rta) im Rechtskreis. Er entsteht vier Tage nach den Sonnenwenden." Nach den üblichen Kalkulationen der nag-rtsis (Tseng, S. 70) ist den Jahren Maus (1), Drache (5) und Affe (10) das Klung-rta-Element Holz zugeordnet. Holz entspricht nach Abbildung 20 der Himmelsrichtung Osten. Also sitzt Te-so in diesen Jahren im Osten. Die Jahre Rind, Schlange und Vogel haben das Klung-rta-Element Wasser. Wasser entspricht nach Abbildung 20 der Himmelsrichtung Norden. Also sitzt Te-so in diesen Jahren im Norden. Die Jahre Tiger, Pferd und Vogel haben das Klung-rta-Element Eisen. Eisen entspricht nach Abbildung 20 der Himmelsrichtung Westen. Also sitzt Te-so in diesen Jahren im Westen. Die Jahre Hase, Schaf und Schwein haben das Klung-rta-Element Feuer. Feuer entspricht nach Abbildung 20 der Himmelsrichtung Süden. Also sitzt Te-so in diesen Jahren im Süden.

In der üblichen Reihenfolge der Jahre ergibt dies Maus-Jahr = Osten, Rind-Jahr = Norden, Tiger-Jahr = Westen, Hase-Jahr = Süden usw. Dies verläuft im Uhrzeigersinn, was im Vaiḍūrya dkar-po als Rechtskreis bezeichnet wird.

Letztendlich sei hier nur noch ein Beispiel angeführt. Zum Minister Tsang-kun wird erläutert (Teil II; S. 179), dass er sich in den Jahren Tiger, Hase und Drache auf der Maus, also in der unteren Nordhälfte aufhält. In den Jahren Pferd, Schlange und Schaf lebt er auf dem Hasen, also in der unteren Osthälfte. In den Jahren Affe, Vogel und Hund schläft er im Pferdestall, also in der unteren Südhälfte. In den Jahren Schwein, Maus und Rind scheucht er Vögel, lebt also in der unteren Westhälfte. Dabei kreist er gegen den Uhrzeigersinn (Linkskreis) und taucht 12 Tage nach den Sonnenwenden auf. Nimmt man nun die Jahre des Zwölf-Jahres-Zyklus, so ergibt dies die Reihenfolge Westen,  Westen, Norden, Norden, Norden, Osten, Osten, Osten, Süden, Süden, Süden, Westen, was eine Bewegung im Uhrzeigersinn darstellt.

Mit diesen Beispielen soll insbesondere gezeigt werden, dass für die schwierige Interpretation solcher Beschreibungen gründliche Kenntnisse der nag-rtsis erforderlich sind und dass es eines gewissen Fingerspitzengefühls im Umgang mit solchen Kalkulationen bedarf. Zur Veranschaulichung seien hier mit der Zählung der Jahre der Tierkreiszyklus von 1 (Maus) bis 12 (Schwein)  die Positionen der vorstehend beschriebenen sa-bdag an einem Schaubild (Abbildung 22) dargestellt.

Abbildung 22: Zuordnung von Himmelsrichtungen und dem Sa-bdag-König Ze-se, der Königsmutter The-khyim, dem Prinzen Te-so sowie dem Minister Tsang-kun während eines Zwölf-Jahres-Zyklus, dessen Jahre hier mit den Zahlen 1-12 bezeichnet sind. 

Wenn oben von König, Königsmutter und Prinz etc. geredet wurde, so ist dies ein Hinweis darauf, dass die sa-bdag des Jahres wie ein königlicher Hofstaat organisiert sind. Hierauf hat schon Nebesky-Wojkowitz (S. 292ff) hingewiesen. Die Beschreibung der einzelnen sa-bdag gliedert sich nach folgen Hauptpunkten, wobei meine erläuternden Anmerkungen aus der Beschreibung des Königs The-se entnommen sind:

a) Nennung des Namens, die häufig von einer Abbildung begleitet wird

b) Ikonographie (mngon-rtogs)

c) Himmelsrichtung, in der die sa-bdag in den jeweiligen Jahren des Zwölf-Jahres-Zyklus (lo-´khor bcu-gnyis) residieren

d) Tätigkeiten (las), bei denen der jeweilige sa-bdag gefährlich ist, und die möglichst zu unterlassen sind, wie zum Beispiel die Errichtung eines Palastes, einer heiligen Stätte, Kriegsführung, Transport eines Toten, Verlegen einer Leichenstätte, Reisen etc.

e) Nennung der Personen, gegen die sich der Zorn (ko-long) des sa-bdag richtet, wie z. B. König, führende Beamte, Astrologen und Divinationsmeister und Männer mittleren Alters.

f) Beschreibung von religiösen Handlungen wie Lesung heiliger Texte, Aufstellung einer geweihten Buddhafigur, Darreichung besänftigender (zhi-ba) gTor-ma usw. Diese sind durchzuführen, wenn es zu einer Verletzung (nyams na) der Sphäre des sa-bdag gekommen ist. Um zu bewirken, dass bestimmte sa-bdag wieder verschwinden (sgrib), sind bestimmte Zeremonien durchzuführen, wie z. B. die Herstellung einer Figur des sa-bdag aus dem Mehl verschiedener Getreidearten usw.

Im Folgenden seien hier die Wichtigsten der sa-bdag des Jahres vorgestellt:

1. The-se rgyal-po „König The-se“.  Er ist der König der sa-bdag. Seine Körperfarbe ist rot-gelb (dmar-ser), er trägt in den Händen einen großen Khyung-Vogel (zangs kyi khyung-chen), sitzt auf einem goldenen Thron (gser gyi khri) und trägt ein Gewand (slog-pa) aus rotem Men-tre-Stoff.

2. The-khyim, die große Mutter des Königs (rgyal-yum chen-po). Ihre Körperfarbe ist blau-schwarz (smug-nag), sie trägt in den Händen eine Flasche (bum-pa) und einen Spiegel (me-long) und trägt ein Gewand (gu-zu) aus weißer Seide (dar-dkar).

3. Hang-phan alias Hang-ne, die Gemahlin es Königs (rgyal-po´i btsun-mo) The-se. Ihre Körperfarbe ist weiß (dkar-gsal) und sie trägt in den Händen eine Goldflasche (gser gyi bum-pa).

      

Abbildung 23: The-se, König der sa-bdag

 

Abbildung 24: Königsmutter The-khyim

 

Abbildung 25: Königin Hang-phan

4.Te-so, der Sohn (rgyal-po´i sras-po) des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist rot (dmar-po), er trägt in der rechten Hand einen goldenen Kasten (gser-sgrom) und in der linken Hand einen eisernen Stab (lcags kyi sba-lcag). Sein Gewand (slog-pa) ist aus rotem Men-tri-Stoff. Über die Schultern hat er einen Schal (rngul-gzan) aus weißer Seide (dar-dkar) geworfen.

5. Tsang-kun, Minister des Königs The-se (rgyal-po´i blon-po). Seine Körperfarbe ist weiß-rot (dkar-dmar), er trägt in der rechten Hand einen gläsernen Stab (shel gyi ´khar-ba) und in der linken Hand eine Flasche (rin-chen bum-pa). Sein Gewand (na-bza´) ist aus roter Seide.

6. Se-ba bla-mkhyen. Astrologe und Divinationsmeister (rtsis-mkhan) des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist gelb-rot (dmar-ser) und auf dem Kopf trägt er einen Hut (srid-pa´i zhva-mo). Er trägt in der rechten Hand eine Pfeilflagge (mda´-dar) und in der linken Hand einen magischen Spiegel (´phrul gyi me-long). Sein Gewand ist das eines buddhistischen Mönches (bande). Er ist der Himmelsrichtung zugeordnet, die sich dadurch ergibt, dass man vom laufenden Jahr aus im Zwölf-Jahres-Zyklus das siebte Jahr (bdun-zur) ermittelt. Dieses Jahr bestimmt dann entsprechend Abbildung 21 die Himmelrichtung. Zum Beispiel ergibt sich von einem Maus-Jahr (byi-ba) aus gezählt das Pferd-Jahr (rta) als das siebte Jahr. Die Himmelsrichtung des Se-ba bla-mkhyen im Maus-Jahr ist somit die untere Südhälfte (lho-smad).

      

Abbildung 26: Prinz Te-so

 

Abbildung 27: Minister Tsang-kun

 

Abbildung 28: Astrologe und Divinationsmeister Se-ba bla-mkhyen

7. Hang-phan ser-po, Aufpasser (bya-ra-ba) des Königs The-se. Er wird auch Hal-khyi´i kha-khrid genannt. Seine Körperfarbe ist gelb-rot (dmar-ser). Er trägt in der rechten Hand eine Fackel (sgron-me) und in der linken Hand einen Beutel mit Krankheiten (nad-skyal). Er trägt ein blaues Seidengewand (dar-gos).

8. Se-byi, Schatzmeister bzw. Hüter der Schätze (nor-srung) des Königs The-se. Siehe Abbildung 11.

9. Se-shar, Leibwächter (sku-srung) des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist schwarz-rot (dmar-nag), er trägt eine Rüstung (zhub) und er reitet auf einem Wasserbüffel (chu-glang). Er trägt in den Händen ein Schwert (ral-gri) und ein Schild (phub).

10. Se-ba rang-rta, das Pferd (chibs) des Königs The-se. Siehe Abbildung 7.

11. Se´u rta-khrid, Kavallerist des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist gelb (ser-po) und er trägt eine Rüstung (zhub). Er hält mit der rechten Hand ein Schwert (ral-gri) und hält in der linken Hand ein Schild (phub). Reitet auf einem Pferd (rta).

      

Abbildung 29: Aufpasser Hang-phan ser-po

 

Abbildung 30: Leibwächter Se-shar

 

Abbildung 31: Kavallerist Se´u rta-khrid

12. Dus-´dzin Se-bya, Zeitausrufer des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist gelb-rot (dmar-ser). Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Vogels. Seine Flügel sind aus Messing und Eisen (zangs-lcags kyi gshog). Er hält in der rechten Hand ein Blashorn (´bud-dung) und in der linken Hand einen Ritualnagel (phur-bu).

13. Se-ba gdan-´ding breitet für den König The-se die Sitzteppiche aus. Seine Körperfarbe ist gelb-rot (dmar-ser). Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Vogels. Seine Flügel sind aus Messing und Eisen (zangs-lcags kyi gshog). Er hält in der rechten Hand ein Blashorn (´bud-dung) und in der linken Hand einen Ritualnagel (phur-bu).

14. Se-lo sa-´chag kungs-myul, Haushofmeister des Königs The-se. Er hält mit der rechten Hand eine rote Lanze (mdung) und hält in der linken Hand eine rote Standarte (ba-dan).

      

Abbildung 32: Zeitausrufer Dus-´dzin Se-ba

 

Abbildung 33: Se-ba gdan-´ding

 

Abbildung 34: Se-lo sa-´chag kungs-myul

15. Se-lo sa-´phyag, Hausreiniger des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist blau (sngon-po). Er hält mit der rechten Hand einen Reisigbesen (phyags-shing).

16. Hal-khyi nag-po, der Hund des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist schwarz (nag). Er hat den Körper eines Menschen, die Füße eines Vogels und den Kopf eines Hundes. Besitzt Flügel (bya-gshog) aus Eisen. Trägt in den Händen eine schwarze Fahne (ru-mtshon).

17. dKar-sham, Tochter des Königs The-se. Ihre Körperfarbe ist weiß glänzend (dkar-gsal). Sie hält in den Händen einen Spiegel aus weißem Silber (dngul-dkar me-long). Trägt ein rotes Gewand (na-bza´) aus Byi-dar-Seide.

      

Abbildung 35: Hausreiniger Se-lo sa-´phyag

 

Abbildung 36: Hal-khyi nag-po. Hund der Königs

 

Abbildung 37: Tochter dKar-sham

18. sBal-te, Schwiegersohn des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist weißgelb (dkar-ser). Er hält in der rechten Hand einen kleinen goldenen Pfeil (gser gyi mda´-chung) und in der linken Hand einen silbernen Bogen (dngul gyi gzhu-mo). Trägt ein Gewand aus blauer Chu-dar-Seide.   

19. dMag gi Vang-king, General des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist rot. Er trägt eine Rüstung (zhub) und hält mit den Händen Pfeil und Bogen (mda´-gzhu) zum Schuss bereit.

20. dmag-dpon Tsang-kun, Truppenführer (dmag-dpon) des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist rot (dmar-po). Er trägt eine Rüstung (zhub) und einen Helm (rmog-zhu). Er hält mit den Händen eine rote Lanze (mdu$) und eine Standarte (ba-dan).

      

Abbildung 38: Schwiegersohn sBal-te

 

Abbildung 39: General dMag gi Vang-king

 

Abbildung 40: Truppenführer Tsang-kun

21. Tsang-kun ´phye-bo, Pferdeführer des Königs The-se. Seine Körperfarbe ist schwarz-blau (mthing-nag).

22. Tsang-kun khyi-mgo. Seine Körperfarbe ist schwarz (mig-sman). Er hält mit der linken Hand einen Edelstein (nor-bu). Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Hundes.

23. Bla-mkhyen Phe´u. Neben der Abbildung sind keine ikonographischen Details wiedergegeben.

      

Abbildung 41: Pferdeführer Tsang-kun ´phye-bo

 

Abbildung 42: Tsang-kun khyi-mgo

 

Abbildung 43: Bla-mkhyen Phe´u

24. Zin-phung nag-po. Siehe Abbildung 9.

25. Pi-ling. Er hat den Körper eines Menschen und den Schwanz eines Tieres. Reitet auf einem kleinen Pferd, das so groß wie eine Maus ist. Trägt in der Hand eine Fahne aus schwarzer Seide (dar-nag ru-mtshon).

26.Sa-rgyal. Einer der elf Minister des Königs The-se. Trägt in der rechten Hand ein Schwert und reitet auf einem Pferd.

   

Abbildung 44: Pi-ling

 

Abbildung 45: Minister Sa-rgyal

In den weiteren Beschreibungen des Vaiḍūrya dkar-po wird zunächst sehr ausführlich auf bestimmte Jahre eingegangen, die bedingt durch das Wirken von sa-bdag als besonders gefährlich eingestuft werden. Solche „schwarzen Jahre“ (lo-nag) liegen vor, wenn in einem Tiger-, Affe-, Schwein- oder Schlange-Jahr der sme-ba des Jahres zwei-schwarz (gnyis-nag) vorliegt bzw. in die Mitte des magischen Quadrats der neun sme-ba eingetreten ist. Diese Jahre werden von den sa-bdag Hal-khyi und gNam-khyi beherrscht, die dann allerlei Unheil verbreiten. Weitere Erläuterungen beziehen sich auf eine Gruppe von sa-bdag, die als Nag-mo dgu-skor („Neunerkreis der Schwarzen“) nur kurz beschrieben werden, und auf die sa-bdag der sme-ba, die in einem gesonderten Kapitel dieser Enzyklopädie im Zusammenhang mit den neun Zahlen des sogenannten magischen Quadrats behandelt werden. Hier ist nur darauf hinzuweisen, dass diese sa-bdag der neun sme-ba interessanter Weise starke indische Einflüsse aufweisen. 

Die ausführliche Erörterung der zwei Arten des Nam-khyi nag-po („schwarzer Himmelshund“) genannten sa-bdag hat schon Grünwedel interessiert. Gemeinsames Merkmal dieser Himmelshunde ist, dass sie auf der Milchstraße reiten. Die männliche Variante dieses schwarzen Himmelshund wird wie folgt beschrieben: Er hat den Körper eines Hundes und die Flügel eines Vogels. Sein Schwanz ist eine Schlange, seine Farbe ist schwarz (nag). Er hat die Mähne (ze-ba) eines Schweins. In seinem gekringelten Schwanz erscheint der Kopf eines Menschen und auf seinem Körper befindet sich der siebte sme-ba. Auf seinem Kopf lodert Feuer. Vor ihm befindet sich die Sonne und hinter ihm der Mond. Sein Pferd ist die Milchstraße (dgu-tshigs) (siehe auch Abbildungen 46 und 47). Die weibliche Variante (Abbildung 48) hat folgende Ikonographie: Sie hat den Körper eines Pferdes, den Kopf eines Hundes, die Hinterbeine eines Skorpions und die Flügel eines Khyung-Vogels. Ihr Schwanz ist eine Schlange und auf ihrem Körper befindet sich der siebte sme-ba. Auf ihrem Kopf lodert Feuer und sie reitet auf einer Schildkröte.

      

Abbildung 46: Eine männliche Variante des gNam-khyi nag-po

 

Abbildung 47: Eine männliche Variante des gNam-khyi nag-po

 

Abbildung 48: Die weibliche Variante des gNam-khyi nag-po

Im Unterschied zu den vorstehend beschriebenen sa-bdag bewegt sich der schwarze Himmelshund auf alle Zeiteinheiten (Jahr, Monat, Tag und Tageszeit). Dabei gilt immer die gleiche Regel. Der Tiername der jeweiligen Zeiteinheit nach dem ostasiatischen Tierkreiszyklus entspricht dem Tiernamen der Himmelsrichtung (siehe Abbildung 21), auf dem sich der Kopf des schwarzen Himmelshundes befindet. Sein Schwanz wiederum ruht in der durch Abzählen mit 7 (bdun-zur) zu ermittelnden Richtung. In einer weiteren Tradition wird die Lage von Kopf und Schwanz vertauscht.  Der Abstand vom Kopf zum Schwanz beträgt 1800. Dies hat eine Parallele in den Mondbahnknoten, die bei Sonnen- und Mondfinsternissen von großer Bedeutung sind. Die Lage der Körperteile dieses sa-bdag wird so beschrieben, dass seine Vorderseite und Rückseite im Uhrzeigersinn angeordnet alle 12 Abschnitte der Himmelsrichtungen abdecken. Ist der Kopf und der Mund auf dem mit der Zahl 1 gezählten Abschnitt der Himmelrichtungen positioniert, befindet sich der Körperteil vom Hals (gre-ba) bis zum Brusteingang (nam-´dzong) auf dem Abschnitt 2. Die Brust und der obere Teil des Bauchs (sbo-stod) befindet sich auf Abschnitt 3 usw. Auf den Schwanz in Abschnitt 7 folgen Gesäß (´phongs, 8), unterer Rücken (sgang-smad, 9), Hüfte (shul-pa, 10) oberer Rücken (sgang-stod oder sog-pa, 11) und Nacken (gnya´, 12). Als Himmelsphänomen entspricht der schwarze Himmelshund somit dem gesamten Tierkreis. Der schwarze Himmelshund ist bei Hochzeiten für die Braut eine besondere Bedrohung, weshalb seine Berechnung in den Hochzeitskalkulationen (bag-rtsis) der nag-rtsis einen breiten Raum einnimmt.

3.2.1. Übersichtstafeln zu den auf den Jahren gehenden sa-bdag

Die praktische Anwendung der Lehren des Vaiḍūrya dkar-po war angesichts der großen Zahl der als bedrohlich empfunden sa-bdag, der Komplexität der zu beachtenden Raum- und Zeitkomponenten und der Vielzahl der zu ergreifenden Besänftigungs- und Abwehrmaßnahmen in Tibet eine große Herausforderung für die Divinationsmeister. Desi Sanggye Gyatsho hat dieses Problem der praktischen Umsetzung durchaus erkannt. Aus diesem Grunde enthält sein Vaiḍūrya dkar-po umfangreiche tabellarische Darstellungen, die die Beurteilung der Positionen der verschiedenen Arten von sa-bdag auf einen Blick ermöglichen (Teil I, S. 116 – 125 und S. 136 -47). Vergleichbare tabellarische Darstellungen finden sich auch in dem von Gyurme Dorje veröffentlichten illuminierten Manuskript, die alle offenkundig unter Benutzung der Tafeln des Vaiḍūrya dkar-po entstanden sind. Mir liegt des Weiteren ein als Blockdruck veröffentlichtes kleinformatiges, praktisches tibetisches Handbuch zur Divination vor, dessen Darstellungen auf dem Vaiḍūrya dkar-po basieren und in dem ebenfalls solche Darstellungen enthalten sind. Dieses Handbuch, von dem die Titelseite leider fehlt, umfasst 60 Blatt. Es handelt sich um ein – wie der Druckkolophon (par-byang) deutlich macht – in zweiter Druckauflage 1916 erschienenes Werk. Das mir vorliegende Exemplar hat starke Gebrauchsspuren und bestimmte Textteile sind farbig gekennzeichnet, was ebenfalls auf einen intensiven Gebrauch hinweist.

Was nun speziell die sa-bdag des Jahres angeht, veröffentlichte Desi Sanggye Gyatsho für alle Jahre des Zwölf-Jahres-Zyklus Übersichtstabellen zu den Standorten aller 26 Angehörigen des Hofstaates des Königs der sa-bdag. Nachdrucke dieser der Orientierung dienenden Tafeln finden sich auch in oben erwähnten kleinen Blockdruck aus dem Jahre 1916. 

   

Abbildung 48a: Darstellung der Positionen der sa-bdag der Hofstaates des Königs The-se für ein Rind-Jahr nach dem Vaiḍūrya dkar-po. Das Tier in der Mitte symbolisiert dasJahr. Die zwölf Rechtecke oder Felder repräsentieren die in Abb. 21 dargestellten Himmelsrichtungen. So ist das Feld unten links der Nordosten. In dieser Himmelsrichtung sind für das hier dargestellte Rind-Jahr die Namen von The-se rgyal-po (Nr. 1, König The-se), Hang-ne  (Nr. 3, Gemahlin des Königs), gDan-´dings (Nr. 13, Teppichausbreiter), Bya-ra-ba (Nr. 7, Aufpasser) und dMag-dpon (Nr. 20, Truppenführer) verzeichnet. Der als letzter gesondert gekennzeichnete sa-bdag gNyan-ljang stammt aus einer gesondert beschriebenen, gab-pa´i sa-bdag bcu-gnyis genannten Gruppe von zwölf sa-bdag

 

Abbildung 48b: Positionen der sa-bdag des Hofstaates des KönigsThe-se für ein Schaf-Jahr nach dem Vaiḍūrya dkar-po

   

Abbildung 48c: Positionen der sa-bdag aus dem Gefolge des Königs The-se für ein Maus-, Rind- und Tiger-Jahr nach einem Blockdruck aus dem Jahre 1916

 

Abbildung 48d: Positionen der sa-bdag aus dem Gefolge des Königs The-se für ein Hase-, Drache und Schlange-Jahr nach einem Blockdruck aus dem Jahre 1916

Im Vaiḍūrya dkar-po findet sich auch die Beschreibung einer weiteren, aus 9 sa-bdag bestehenden Gruppe die ebenfalls auf den Jahren gehen und die vorstehend schon kurz erwähnt wurde. Diese Gruppe trägt die Bezeichnung Nag-mo dgu-skor bzw. gShed-lha ´khor dgu „aus neun bestehender Kreis der Henker-Gottheiten.“ Von ihnen liegt keine Ikonographie vor. Allerdings wurde ihre Bedeutung doch als so groß angesehen, dass Desi Sanggye Gyatsho im Vaiḍūrya dkar-po Übersichtstabellen abdrucken ließ, aus denen ihre räumlichen Positionen ablesbar sind. Die tabellenartige Darstellung der jährlich wechselnden Himmelsrichtungen dieser Nag-po dgu-skor genannten sa-bdag findet sich auch in dem von Gyurme Dorje veröffentlichten illuminierten Manuskript (S. 133f). Allerdings werden sie dort völlig irreführend als „spirit lords of the days“ wiedergegeben und erklärt. Die im Zentrum jeweils abgebildeten Tiere repräsentieren somit auch nicht, wie Gyurme Dorje angibt, Tage, sondern Jahre.

   

Abbildung 48e: Darstellung der Positionen der Nag-mo dgu-skor genannten Gruppe von sa-bdag für ein Hund-Jahr nach dem Vaiḍūrya dkar-po

 

Abbildung 48f: Darstellung der Positionen der Nag-mo dgu-skor genannten Gruppe von sa-bdag für ein Affe-Jahr nach dem Vaiḍūrya dkar-po

3.3. Sa-bdag des Monats 

3.3.1. Die Hauptgruppe der monatlich die Himmelrichtung wechselnden sa-bdag

In seiner Einleitung zu dem Abschnitt des Vaiḍūrya dkar-po, der die auf den Monaten kreisenden sa-bdag (zla-bar ´khor-ba´i sa-bdag) behandelt (Teil II; S. 199ff), weist Desi Sanggye Gyatsho zunächst auf divinatorische Eigenschaften des Raumes an sich hin. So gibt es bestimmte Himmelsrichtungen, die unabhängig von dem Erscheinen der sa-bdag in bestimmten Zeiträumen bedrohlich sind (ngan-phyogs). Z. B. sollten in den ersten Frühlingsmonaten Bestattungen im Nordwesten nicht stattfinden, weil es sonst zu drei Todesfällen kommt. Finden im mittleren Frühlingsmonat Bestattungen im Südosten statt, kommt es zu vier Todesfällen. Im letzten Herbstmonat ist der Norden für das Vieh gefährlich, weil es dort zu einem Verlust an Tieren kommt. Wenn man im ersten Wintermonat das Vieh im Nordosten weidet, sterben zwei Menschen usw.

Die Standorte der an monatlich wechselnden Orten erscheinenden sa-bdag werden entweder mit der direkten Angabe der Himmelsrichtung beschrieben oder nach dem in Abbildung 21 wiedergegebenen Schema erklärt. So heißt es zum sa-bdag The-se grum-bu, dass er im ersten Frühlingsmonat im Osten erscheint und im mittleren Frühlingsmonat auf dem Drachen (´brug) residiert. Hierbei entspricht Drache nach Abbildung 21 der Himmelsrichtung Südosten. Zusätzlich treten nun in den Beschreibungen Ortsangaben auf, die sich unmittelbar auf die Wohnorte von Menschen beziehen. So residiert der sa-bdag The-se grum-bu im letzten Wintermonat unmittelbar am Hauswesen (khyim gyi ´gram) und der schon von Waddel beschriebene „Hausgott“ Nang-lha  (tibetische Bezeichnung) alias ´Brug-rje (chinesischer Name) erscheint z. B. im letzten Frühlings- und ersten Sommermonat an der Haustür, während er sich im mittleren Wintermonat an der Feuerstelle (thab) aufhält. Wenn er sich in der Hausmitte aufhält, wird er mit dem Namen Khyim-lha gel-thug bezeichnet, was ein weiterer Hinweis darauf ist, dass in diesem sa-bdag unterschiedliche Traditionen zusammengeflossen sind.

Alle sa-bdag der Monate erscheinen (bskyed-pa) mit dem ersten Datumstag (tshes gcig). Bildliche Darstellungen der Positionen einer Vielzahl von der sa-bdag für die verschiedenen Monate finden sich in Gyurme Dorje, S. 129-132.

Im Folgenden werden von den auf den Monaten kreisenden sa-bdag nur diejenigen vorgestellt, die im Vaiḍūrya dkar-po bildlich dargestellt sind.

1. ´Brug-lha ga-pa. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Drachen. Seine Farbe ist Himmelsblau (mthing). Er trägt in den Händen eine Pfanne (sla-nga) aus Eisen und ist mit einem Gewand (na-bza´) aus blauer Seide bekleidet.

Als Beispiel für die Struktur der Erläuterungen zu allen sa-bdag des Monats sei hier ergänzt: Er erscheint in den drei Frühlingsmonaten im Osten, in den drei Sommermonaten im Süden, in den drei Herbstmonaten im Westen und während der drei Wintermonate im Norden des jeweiligen Hauswesens. In dem Bereich seines Erscheinens darf man die Vorratskammer und den Herd nicht verlagern, kein Haus bauen, Leichen transportieren und Getreidemühlen betreiben. Sein Ärger richtet sich gegen den Hausherren.

2. The-se grum-bu.  Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Vogels. Seine Farbe ist die von Rauch (dud-kha). Er trägt in der rechten Hand eine Axt (sta-re) und in der linken Hand einen Hakenstock (lcags-kyu) aus Eisen. Am Körper trägt er blaue Chu-dar-Seide.

3. Zla-klungs. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Pferdes. Seine Farbe ist schwarz-rot (dmar-nag). Er trägt in der rechten Hand eine Pfeilflagge (mda´-dar) und in der linken Hand eine Türkiskiste (g.yu-sgrom). Am Körper trägt er einen Regenbogenschal (´ja´-tshon).

      

Abbildung 49: ´Brug-lha ga-pa

 

Abbildung 50:The-se grum-bu

 

Abbildung 51:Zla-klungs

4. Zla-dngos. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Schweins. Seine Farbe ist schwarz wie Rauch (dud-kha). Er trägt in der rechten Hand ein Zepter (be-con) und in der linken Hand eine Schale mit dem Lebensschatz (tshe-mdzod). Am Körper trägt er ein Gewand (ber-chen) aus schwarzer Seide.

5. Zla-ba´i sa-rgyal. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf einer Schlange. Seine Farbe ist schwarz-blau (mthing-nag). Er trägt mit den Händen ein Schlangenseil (sbrul gyi zhags-pa). Er reitet auf einem blauen Türkisdrachen (g.yu-´brug).

   

Abbildung 52: Zla-dngos

 

Abbildung 53:Zla-ba´i sa-rgyal

6. Sa-dmag. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Tigers. Seine Farbe ist gelb (ser). Er trägt in der rechten Hand ein Schwert (ral-gri) und in der linken Hand eine Lanze (mdung). Er reitet auf einer Tigerin (stag-mo ris-bkra).

7. Sa-sman. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf einer Schlange. Seine Farbe ist blau (sngon-mo). Er trägt mit den Händen ein Schlangenseil (sbrul gyi zhags-pa). Er reitet auf einer Schlange (sbrul).

8. Sa yi lha-mo bstan-ma. bsTan-ma, Göttin der Erde. Ihre Farbe ist gelb (ser-mo). Sie hält mit beiden Händen vor der Brust (thugs-ka) eine Flasche  (bum-pa).  

      

Abbildung 55: Sa-dmag

 

Abbildung 56: Sa-sman

 

Abbildung 57: Sa yi lha-mo bsTan-ma

9. rGan-rgon. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf einer Maus. Seine Farbe ist gelb-schwarz (ser-nag). Er trägt mit den Händen einen Stab aus Glas (shel gyi ´gying-´khar). Trägt ein lockeres Gewand (ber-chen klog-pa).

10. ´Brug-rje alias Nang-lha. Siehe Abbildungen 2 und 3 und die dort zu findenden Erläuterungen.

11. Byi-lam phag-mgo. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Schweins. Seine Körperfarbe ist blau (sngo). Er trägt in der rechten Hand eine Hacke (tog-ce) und mit der linken Hand ein Zepter (be-con). Trägt ein rot-schwarzes Gewand (ber-chen).

12. Byi-lam sngon-mo, ein weiblicher sa-bdag. ihre Körperfarbe ist blau (sngon-mo). Trägt mit der linken Hand einen Beutel mit Krankheiten (nad-skyal). Trägt ein Gewand (na-bza´) aus weißer Seide (dar-dkar). 

      

Abbildung 58: rGan-rgon

 

Abbildung 59: Byi-lam phag-mgo

 

Abbildung 60: Byi-lam sngon-mo

13. rNga-zor dmar-po. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Rindes. Seine Farbe ist rot-schwarz (dmar-nag). Er trägt in der rechten Hand einen Stab mit einer Sichel (zor-ba) und in der linken Hand ein schwarzes Dämonen-Seil (bdud-zhags nag-po).

14. ´Phar-ba mdo-dgu. Ein neunköpfiger sa-bdag. Er hat den Körper eines Menschen und neun Wolfsköpfe. Seine Farbe ist grau (smug). Er trägt einen Zopf, hält in der rechten Hand einen Eisenhakenstock (lcags-kyu) und in der linken Hand ein Kerbholz (bdud kyi khrom-bam). Er trägt ein blaues Gewand aus Chu-dar-Seide.

15. Srid-gshed. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Wolfs (spyang). Seine Farbe ist rauchschwarz (dud-kha). Er hält in den rechten Händen ein kleines Kind, das er frisst.

      

Abbildung 61: rNga-zor dmar-po

 

Abbildung 62: ´Phar-ba mgo-dgu

 

Abbildung 63: Srid-gshed

16. Pi-ling. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf einer Ziege. Seine Farbe ist blau (sngo). Er trägt in der rechten Hand einen Eisenhakenstock (lcags-kyu) und in der linken Hand einen Dreispitz (rtse-gsum).

17. Pi-ling ´phar-ma. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf einer Ziege. Seine Farbe ist blau (sngo). Er trägt in der rechten Hand einen Eisenhakenstock (lcags-kyu) und in der linken Hand einen Dreispitz (rtse-gsum). Das rechte Bein ist ausgestreckt und das linke Bein gekrümmt.

18. Zla-ba´i Tsang-kun. Er trägt in den Händen eine rote Standarte (ru-dar), reitet auf einer Schildkröte (rus-sbal) und trägt ein Gewand (slog-pa) aus der Haut einer Schildkröte.

      

Abbildung 64: Pi-ling

 

Abbildung 65: Pi-ling ´phar-ma

 

Abbildung 66: Zla-ba´i tsang-kun

19. Be-sna lag-chen. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Kalbs (be´u). Er trägt in der rechten Hand einen Hammer (tho-ba).

20 – 23. rGyal-mo bzhi, „die vier Königinnen.“ Dies sind die sa-bdag der vier Jahreszeiten (von links nach rechts): Die weiße Königin des Frühjahrs, die dem schwarzen, wilden Sturm vorangeht; die blaue Königin des Sommers, die dem Gewitter und Hagelsturm vorangeht; die gelbe Königin des Herbstes, die den Saft der Blumen und der Früchte einsammelt; die schwarze Königin des Winters, die dem Schneesturm vorangeht. Alle vier halten jeweils in der rechten Hand einen Spiegel (kun-gsal me-long).

   

Abbildung 67: Be-sna lag-chen

 

Abbildung 68: rGyal-mo bzhi

24. Thab-lha se-shar. Seine Körperfarbe ist rot (dmar). Er hält in der Hand ein Schlangenseil (sbrul-zhags). Dieser sa-bdag ist dem Namen nach ein „Ofengott“ bzw. Gott der Feuerstelle. Nach der Beschreibung des Vaiḍūrya dkar-po residiert er aber je nach Jahreszeit in einer der in den vier Himmelsrichtungen.

25. Vang-khyi. Er trägt in den Händen eine Standarte mit dem Fell seines Reittieres (bzhon-pa´i g.yang-gzhi´i rgyal-mtshan) und reitet jeweils auf dem Tier des letzten Jahreszeitenmonats. In der Abbildung reitet Vang-khyi auf einem Drachen, weil der letzte Frühlingsmonat dem Drachen-Monat entspricht. Bezüglich des Reittieres beschreibt der Vaiḍūrya dkar-po auch abweichende Traditionen.

26 – 29. Zla-´khor sa-bdag chen-po. Eine Gruppe von fünf sa-bdag, die monatlich in unterschiedlichen Himmelsrichtungen erscheinen: Im Osten rTse-lung mit dem blauen Drachenkopf; im Süden Chu-tshags mit dem roten Vogelkopf, im Westen Be´u mit dem Kopf eines weißen Tigers, im Süden Han-bu mit dem Kopf eines schwarzen Frosches und in der Mitte ein sa-bdag mit dem Kopf eines gelben Frosches.

      

Abbildung 69: Thab-lha se-shar

 

Abbildung 70: Vang-khyi

 

Abbildung 71: Zla-´khor sa-bdag chen-po

3.3.2. Übersichtstafeln zu der Hauptgruppe der monatlich die Position wechselnden sa-bdag

Wie auch bei den sa-bdag, die jährlich in verschiedenen Himmelrichtungen erscheinen, bedarf es zur praktischen Anwendung auch bei den sa-bdag der Monate Übersichtstafeln, mit deren Hilfe die Positionen dieser Erdherrengeister auf einen Blick feststellbar waren. Entsprechende Tafeln wurden für alle 12 Monate eines Jahrens von Desi Sanggye Gyatsho konzipiert und im Vaiḍūrya dkar-po abgedruckt. Wie bei den Jahrestabellen erscheint in der Mitte der Tafeln jeweils eine Gestalt mit dem Kopf des Tieres, mit dem der jeweilige Monat bezeichnet wird. Um dieses zentrale Rechteck sind zwei  Gruppen von Rechtecken angeordnet. Die innere Gruppe umfasst 12 Felder. Im Unterschied zu den bisherigen Übersichtstafeln enthalten die Tabellen im äußeren Kreis auch zusätzliche Felder für die Himmelsrichtungen Osten, Süden, Westen und Norden. Die Felder des äußeren Ringes verzeichnen hauptsächlich die Namen der oben beschriebenen Hauptgruppe der monatlichen sa-bdag.

   

Abbildung 72: Übersichtstabelle zu den Positionen der sa-bdag im Tiger-Monat nach Vaiḍūrya dkar-po

 

Abb. 73: Inneres Rechteck der Darstellung der sa-bdag der Monate

Betrachten wird die inneren Felder, so fällt auf, dass hier nicht Namen von sa-bdag, sondern Bezeichnungen von Körperteilen wie Kopf (mgo), Maul (kha), Schwanz usw. verzeichnet sind. Nach Gyurme Dorje kennzeichnen die Bezeichnungen in diesen 12 Feldern die Lage von unterschiedlichen Körperteilen des lTo-´phye. Auffällig ist aber, dass in der oberen Westhälfte sich die Bezeichnungen mgo und lto-´phye mgo nebeneinander befinden. Diese Doppelbezeichnung wiederholt sich in allen 12 Monaten in den entsprechenden Feldern. Daneben taucht kha zweimal auf, nämlich in der unteren Westhälfte und in der oberen Südhälfte. Das letztgenannte ist mit einem kleinen Kreis gekennzeichnet. Solche kleinen Kreise finden sich auch unter den Bezeichnungen mche-g.yas im Südosten und mche-g.yon im Südwesten. Berücksichtigen wir die oben beschriebenen Positionen der männlichen und weiblichen Varianten des gNam-khyi, so ergibt sich, dass Gyurme Dorjes Interpretation völlig falsch ist. Für lTo-´phye mgo wird tatsächlich nur die Position des Kopfes des lTo-´phye aufgeführt. Mit mgo ist der Kopf des gNam-khyi nag-po gemeint. Alle anderen nicht mit kleinen Kreisen gekennzeichneten Körperteile sind dem gNam-khyi nag-po zuzuordnen. Die mit kleinen Kreisen gekennzeichneten Körperteile wie Maul, rechter Eckzahn und linker Eckzahn sind der weiblichen Variante des schwarzen Himmelshundes zuzuordnen. Der innere Kreis der Rechtsecke vereinigt somit die Positionen von drei verschiedenen Erdherrngeistern.

3.3.3. Die Gruppe der sil-ma´i sa-bdag genannten Erdherrengeister des Monats

Die im folgenden Abschnitt behandelte Gruppe von sa-bdag, die ebenfalls monatlich ihre Position wechseln, wird wohl deshalb sil-ma („zersplittert“) genannt, weil sie ansonsten kein einheitliches Merkmal haben. Einige von Ihnen erscheinen nicht den ganzen Monat in einer bestimmten Richtung oder Position, sondern tauchen pro Monat nur an bestimmten Tagen für kurze Zeit auf. Im Folgenden werden von dieser Gruppe nur die sa-bdag beschrieben, von denen eine Abbildung vorliegt.

1.Tshes-gnyan ro-dgu. Er ist von kleiner Körpergestalt. Er trägt in der rechten Hand ein Kerbholz (srid-pa´i khrom-byang) und reitet auf einem Pferd. Dieser sa-bdag taucht monatlich wechselnd jeweils nur an einem Kalendertag (tshes) zu einer bestimmten Tageszeit auf. Im ersten Frühjahrsmonat erscheint er am 8. Kalendertag zur Tageszeit srod (später Abend). Da bei allen Angaben zu der Zeit des Erscheinens eine Himmelsrichtung nicht angegeben ist, gehe ich davon aus, dass er am oder im Hauswesen residiert

2. Se-bdud. Seine Köperfarbe ist schwarz (nag). Er trägt in der rechten Hand ein Kerbholz (khrom-shing). Im ersten Frühjahrsmonat bewegt er sich jeden Tag zwischen nyi-dros (Vormittag) und nyi-phyed (Mittagszeit) von der oberen Südhälfte nach Norden.

3. gShin gyi pho-rog. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Vogels (bya-rog). Er trägt die Kleidung (cha-byad) eines Geistlichen (ban-bon). Er erscheint im mittleren Frühjahrsmonat am 4. und 5. Kalendertag im Osten.

      

Abbildung 74:Tshes-gnyan ro-dgu

 

Abbildung 75: Se-bdud

 

Abbildung 76: gShin gyi pho-rog  

4. mChe-ba-can. Er wird auch als ´Gyur-ba med-pa bezeichnet. Sein Gesicht ist hässlich und er hat lange Eckzähne. Er erscheint im Norden nur im Vogel-Monat am 6. und 16. Kalendertag, im Rind-Monat am 4. Kalendertag und im Schlange-Monat am 8. Kalendertag.

5. Dur-len. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Frosches. In den Monaten Pferd, Schaf und Affe weilt sein Kopf den ganzen Monat lang auf Schaf (= Südwesten), in den Monaten Vogel, Hund und Schwein auf Hund (= Nordwesten) und in den Monaten Maus, Rind und Tiger auf Rind (=Nordosten).

6. Thab-lha Se-shar. Seine Körperfarbe ist weiß (dkar). Er trägt in der linken Hand eine weiße Fahne (dar-dkar). Er erscheint beginnend mit dem Frühjahrsmonat sukzessiv wechselnd in den Himmelsrichtungen Süden, Südwesten, Westen, Norden, Osten, Westen, Nordwesten und Westen. Im letzten Wintermonat (Rind) weilt er unter dem Ofen.

      

Abbildung 77: mChe-ba-can

 

Abbildung 78: Dur-len

 

Abbildung 79:Thab-lha Se-shar

7. Grol-bu´i lha lnga gnyan-khra drug (siehe Abbildung 1). Diese Gruppe von Erdherrengeistern umfasst zunächst mit einem sa-bdag der Mitte (dBus kyi sa-bdag), des Ostens (Shar-phyogs kyi sa-bdag), des Südens (lHo-phyogs kyi sa-bdag), des Westens (Nub-phyogs kyi sa-bdag) und des Nordens (Byang-phyogs kyi sa-bdag) fünf dieser Geister, die Grol-bu lha nga genannt wird. Ergänzt wird diese Gruppe durch gNyan-khra. Der Erdherrengeist der Mitte hat den Kopf eines Affen und den Körper eines Menschen. Letzteres gilt auch für die übrigen sa-bdag der Himmelsrichtungen. Seine Farbe ist gelb. Der weiße sa-bdag des Ostens hat den Kopf eines Tigers. Er residiert wie alle übrigen in der Himmelsrichtung, deren Namen er trägt. Sein Erscheinen ist auf die drei Frühjahrsmonate begrenzt. Entsprechendes gilt auch für die jahreszeitliche Verweildauer der übrigen drei sa-bdag. Der rote sa-bdag des Südens hat ein Vogelkopf, der blaue sa-bdag des Ostens hat einen Schlangenkopf und der schwarze sa-bdag des Nordens hat den Kopf eines Froschs. Alle fünf sind nicht auf den Übersichtstafeln verzeichnet. gNyan-khra hat die Gestalt eines Skorpions.

8. Ku-ku. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Hundes. Er erscheint in der Himmelsrichtung des jeweilig laufenden Monats, also z. B. im Tiger-Monat in der oberen Osthälfte.

9. Phyi-skor ba-dan khra-bo. Er hat das Aussehen eines Menschen, der eine weiße Standarte (ba-dan dkar-po) trägt. In den Monaten Vogel, Rind und Schlange erscheint er auf Tiger (= obere Osthälfte) und in den Monaten Hase, Schaf und Schwein auf Affe (= obere Westhälfte).

10. sNang-gsal khrab-gyon. Er reitet auf einem gelben (ser) Menschen. Trägt in der rechten Hand ein Schwert ((ral-)gri) und in der linken Hand eine Lanze (mdung).

      

Abbildung 80: Ku-ku

 

Abbildung 81: Phyi-skor ba-dan khra-bo

 

Abbildung 82: sNang-gsal khrab-gyon

11. gNam gyi bya-khyung hong-phan. Nach der Positionsbeschreibung residiert er in den Monaten Tiger, Pferd und Hund auf Schwein (= obere Nordhälfte), in den Monaten Vogel, Rind und Schlange auf Hund (Nordwesten), in den Monaten Maus, Drache und Affe auf Pferd (untere Südhälfte) und in den Monaten Hase, Schaf und Schwein auf Vogel (= untere Westhälfte).

12. ´Gram gyi sa-bdag ´phye-bo. Er wird als ein gelber (ser) Mensch mit dem Kopf einer Maus beschrieben. Er residiert in der Himmelsrichtung des jeweils laufenden Monats unter der Hauswand.

13. ´Byung-ba´i lha. Dies sind Gottheiten der Elemente, die im Chinesischen ´Gog-ku genannt werden. Sie tragen in den Händen die Symbole für die fünf Elemente.

      

Abbildung 83: gNam gyi bya-khyung hong-phan

 

Abbildung 84: ´Gram gyi sa-bdag ´phye-bo

 

Abbildung 85: ´Byung-ba´i lha

3.3.4. Übersichtstafeln zu den sil-ma´i sa-bdag genannten Erdherrengeister des Monats

Die Bedeutung dieser sa-bdag war aber für Desi Sanggye Gyatsho so groß, dass er auch für sie Übersichtstafeln im Vaiḍūrya dkar-po abdrucken ließ (Teil I, S. 142-147). Als Beispiel aus dem Vaiḍūrya dkar-po seien hier nur im Lhasa Druck zu findenden Tafeln für vier Monate vorgestellt.

   

Abbildung 86: Tafeln mit den Positionen der sil-ma´i sa-bdag für die Monate Hund und Rind nach dem Vaiḍūrya dkar-po

 

Abbildung 87: Tafeln mit den Positionen der sil-ma´i sa-bdag für die Monate Vogel und Maus nach dem Vaiḍūrya dkar-po

Diese Tafeln finden sich auch in dem oben erwähnten Blockdruck aus dem Jahre 1916, die im Folgenden teilweise wiedergegeben werden (Abbildungen 88 und 89). Daneben wurden diese Tafeln auch in das von Gyurme Dorje veröffentlichte illuminierte Manuskript aufgenommen, wo sie aber völlig falsch als Tafeln für die sa-dbag der Tageszeit abgedruckt sind (S. 135-137), während die in ihnen dargestellten sil-ma´i sa-bdag an anderer Stelle (S. 128) unter den sa-bdag des Monats nur kurz erwähnt werden.

   

Abbildung 88: Tafeln mit den Positionen der sil-ma´i sa-bdag für die Monate Tiger (stag), Hase (yos) und Drache (´brug) nach einem Blockdruck aus dem Jahre 1916

 

Abbildung 89: Tafeln mit den Positionen der sil-ma´i sa-bdag für die Monate Schlange (sbrul), Pferd (rta) und Schaf (lug) nach einem Blockdruck aus dem Jahre 1916

3.3.5. Die Gruppe der Yang-khol sa-bdag lnga genannten fünf sa-bdag des Monats

Dies ist ein kleine Gruppe von fünf sa-bdag, deren Erscheinen von zwei Ausnahmen abgesehen auf den Tafeln für die sil-ma´i sa-bdag der Monate (siehe Abb. 86-89) vermerkt ist.

1. gNam gyi gza´-chen lHa-rgod. Dieser monatlich seine Position ändernde sa-bdag hat neun Köpfe und zusätzlich einen Vogelkopf (bya-rog mdong). Sein Unterkörper ist der einer Schlange. In der rechten Hand trägt er eine Standarte (chu-srin rgyal-mtshan) und in der linken Hand Pfeil und Bogen (ra yi mda´-gzhu).

2. Bar gyi khyab-´jug alias Rāhu. Für diesen sa-bdag liegt keine ikonographische Beschreibung und somit auch keine bildlichen Darstellung vor. Der Mondknoten tritt hier als sa-bdag auf. Die Darstellung seines Erscheinens in den Zeiteinheiten Jahr, Monat und Tag und nach verschiedenen Aspekten, wie z. B. äußerer (phyi), innerer (nang), geheimer (gsang) und sehr geheimer Aspekt (yang-gsang), wird sehr ausführlich behandelt. In den Übersichtstafeln wird er nicht verzeichnet.

3. Sa yi phung-byed nag-mo. Die Farbe dieses weiblichen sa-bdag ist schwarz (nag-mo). Sie ist unbekleidet, trägt einen Zopf, hält mit der rechten Hand eine Sichel (zor-ba) und in der linken Hand einen Beutel (ser-skyal). Sie ist die Frau (lcam-mo) von Rāhu. Sie erscheint auf jedem Kalendertag zu unterschiedlichen Tageszeiten, wobei diese Zeiträume für alle 30 Tage innerhalb eines Monats genau beschrieben werden. In den Übersichtstafeln wird sie nicht verzeichnet.

4. Klu-gza´ nag-mo. Für diesen weiblichen sa-bdag liegt keine ikonographische Beschreibung und somit auch keine bildliche Darstellung vor. Sie ist in den Übersichtstafeln für die sil-ma´i sa-bdag der Monate (siehe Abb. 86-89)  stets in der Mitte als Klu-gza´ mit einer oder mehreren Zahlen aufgeführt. So findet sich in der Abb. 88 in der Mitte der Tafel des Tiger-Monats klu-gza´ bco-lnga und an vergleichbarer Stelle für den Hase-Monat (Abb. 88) klu-gza´ 18 12, wobei die letzten beiden Zahlen untereinander notiert sind. Für den letzten Wintermonat findet sich der Vermerk (Abb. 86, unten Rind) klu-gza´ bzlog-med. Die Eintragungen bedeuten, dass sie an den mit den Zahlen bezifferten Kalendertagen aktiv wird, wobei ihre Tätigkeit als bzlog-pa bezeichnet wird. An diesen Tagen soll man z. B. von der Entsendung einer Braut oder von Leichenbestattungen absehen. Die Grundbedeutung von bzlog-pa ist mit „vertreiben, wegjagen, abwehren“ anzusetzen. Was dieses Wort in diesem Kontext genau bedeutet, ist mir unklar.

5. gCer-bu lag-rdum auch sa-rgyal Nal-phrug pi-ling genannt. Dieser sa-bdag ist unbekleidet und von schwarzer (nag-mthing) Körperfarbe. Er hat den Körper eines Menschen, den Kopf einer Schlange und reitet auf einem Drachen. In den Händen hält er ein Schlangenseil (sbrul-zhags). In den drei Frühjahrsmonaten bewegt er sich von Osten nach Westen, in den drei Sommermonaten von Süden nach Norden, in den drei Herbstmonaten von Westen nach Osten und in den drei Wintermonaten von Norden nach Süden. Entsprechend wird er in den auf Abb. 86-89 zu findenden Übersichtstafeln in den betreffenden Himmelsrichtungen verzeichnet. 

      

Abbildung 90:  gNam gyi gza´-chen lHa-rgod 

 

Abbildung 91: Sa yi phung-byed nag-mo

 

Abb. 92: gCer-bu lag-rdum 

3.4 Die sa-bdag des Tages

Für das Folgende ist zu beachten, dass die tibetische Zeitrechnung insbesondere zwischen dem natürlichen Tag und dem lunaren Tag unterscheidet. Die natürlichen Tage – in der Regel sind dies die Wochentage Samstag bis Freitag – können mit den 12 Tiernamen des ostasiatischen Tierkreiszyklus oder mit den Nummern 1 – 30 der korrespondierenden lunaren Tage bezeichnet bzw. gezählt werden. Im Prinzip ist das Verfahren der Zuordnung der Tiernamen und der Nummern der lunaren Tage zu den natürlichen Tagen gleich. Wird bei der Zählung der natürlichen Tage innerhalb eines Monats mit den Nummern der lunaren Tage eine Zahl z. B. übersprungen, so fällt auch die Zuordnung des korrespondierenden Tiernamens aus. Im ersten Abschnitt über die auf den Tagen erscheinenden sa-bdag behandelt sde-srid Sangs-rgyas rgya-mtsho die natürlichen Tage, die mit den Tiernamen gezählt werden. Im zweiten Abschnitt werden die Tage behandelt, die als Kalendertage mit den Zahlen von 1 -30 nummeriert werden. Falls in beiden Fällen die sa-bdag nur zu einer bestimmten Tageszeit erscheinen, wird für die Angabe der Tageszeit immer die Zeiteinteilung des natürlichen Tages verwendet. Im Prinzip bedeutet dies, dass die folgenden beiden Abschnitte nur zwei unterschiedliche Tageszyklen behandeln.

3.4.1. Die auf dem Zyklus von 12 Tagen (nyin-zhag, nyi-ma) erscheinenden sa-bdag

Diese sa-dbag wechseln mit den zwölf nach den Tierkreiszeichen des ostasiatischen Tierkreiszyklus benannten Tagen täglich ihre Position. Die Periode ihres Erscheinens umfasst also 12 Tage.

 

1. gSer-mdzod ser-po. Er ist der Oberste (gtso-bo) der vier sa-bdag des Tages (zhag), die das Wesen (ngo-bo) dieser Art von Erdherrengeistern verkörpern. Er wird mit zwei Erscheinungsformen beschrieben. Die Ikonographie der ersten Variante wird wie folgt dargestellt. Er ist von weiß-blauer (dkar-sngo) Körperfarbe. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Hasen. In der rechten Hand hält er eine Swastika (srid-pa´i g.yung-drung) und in der linken Hand hält er einen magischen Spiegel (´phrul gyi me-long). Wie aus den vorstehenden Abbildungen 126 und 127 ersichtlich ist, gibt diese Ikonographie hinreichenden Spielraum einer variantenreichen Darstellung. Die Ikonographie der 2. Variante wird wie folgt beschrieben: Ein gelber (ser) Mensch mit einem Tigerkopf, der auf einer gelben Maus reitet. In der rechten Hand hält er eine Sichel (zor) und in der linken Hand hält er eine Hacke (rko-ma). Dieser sa-bdag ist in seinem Wesen identisch (ngo-bo gcig yin) mit den Erdherrengeistern Sa-bdag Khar-bu, Nyi-ma´i gdug-pa bcu-gnyis und gNam gyi Khar-bu. gSer-mdzod ser-po erscheint im einem Zyklus von zwölf Tagen täglich wechselnd in verschiedenen Teilen des Hauses.

         

Abbildung 93: Die 1. Variante des gSer-mdzod ser-po nach dem 13. Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po  

 

Abbildung 94: Die 1. Variante des gSer-mdzod ser-po nach dem Sa-bdag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po  

 

Abbildung 95: Die 2. Variante des gSer-mdzod ser-po nach dem Sa-bdag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po

 

Abbildung 96: Die 2. Variante des gSer-mdzod ser-po nach dem  13. Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po 

Zur praktischen Benutzbarkeit der Angaben im Vaiḍūrya dkar-po hat Desi Sanggye Gyatsho auch eine Übersichtstafel zu den sa-bdag des Tages konzipiert, die in Abb. 97 wiedergegeben ist. Eine vergleichbare Übersichtstafel findet sich auch in dem schon erwähnten Blockdruck des Jahres 1916 (Abb. 98). Dabei repräsentieren die  12 Felder nicht wie in den bisher beschriebenen Tafeln die Himmelsrichtungen, sondern die Tage Maus (1), Rind (2), Tiger (3), Hase (4), Drache (5), Schlange (6), Pferd (7), Schaf (8), Affe (9), Vogel (10), Hund (11) und Schwein (12). Die Tafel von Abb. 98 unterscheidet sich im Wesentlichen von der des Vaiḍūrya dkar-po nur dadurch, dass in der Mitte eine der beiden Abbildungen weggelassen wurde und dafür der leicht veränderte Text des Anfangs des Abschnitts über die sa-bdag des Tages aus dem Vaiḍūrya dkar-po (Teil II, S. 223) eingefügt wurde.

   

Abbildung 97: Übersichtstafeln für die sa-bdag des Tages nach Vaiḍūrya dkar-po. Die 12 umlaufenden Felder repräsentieren die 12 Tage 

 

Abbildung 98: Übersichtstafeln für die sa-bdag des Tages nach dem Blockdruck des Jahres 1916. Die 12 umlaufenden Felder repräsentieren die 12 Tage

Zur leichteren Lesbarkeit sei im Folgenden (Abb. 99) die Tafel von Abb. 97 nach dem chinesischen Nachdruck des Vaiḍūrya dkar-po abgedruckt, wobei von mir die Felder von 1 bis 12 durchnummeriert wurden. Dabei repräsentieren die Felder 1 - 12 nicht wie in den bisher beschriebenen Tafeln die Himmelsrichtungen, sondern die Tage Maus (1), Rind (2), Tiger (3), Hase (4), Drache (5), Schlange (6), Pferd (7), Schaf (8), Affe (9), Vogel (10), Hund (11) und Schwein (12). In allen Feldern finden sich zunächst Hinweise auf die Position des gSer-mdzod ser-po, Angaben dazu, in welcher Hinsicht er schädlich ist und was man zur Vermeidung von Unheil tun soll.

   

Abbildung 99: : Sa-bdag des Tages nach Vaiḍūrya dkar-po, Teil 1, S. 133

 

Abbildung 100: Thab-lha Se-shar

2. Thab-lha Se-shar (Abb. 100). Seine Ikonographie ist mit der des in Abb. 69 wiedergegebenen, gleichnamigen sa-bdag identisch. Die bildliche Darstellung weicht aber erheblich ab. Zu seinem Erscheinen, das in der Übersichtstafel von Abb. 99 vollständig dokumentiert wird, lesen wir im Vaiḍūrya dkar-po: g.yon-´khor byi-ba´i nyi-mar srang // glang la thab-´og stag-nyir lho // yos shar ´brug nub sbrul-nyir byang // rta shar lug nub sprel la byang // bya nub khyi byang phag la lho // bya-ba kun dang khyad par du // ro la ko-long gsol-bar byed // nyams na do-bdag pha-tshan ngan // „Im Linkskreis ist er am Maus-Tag auf dem Zugangsweg (Abb. 99, Feld 1), am Rind(-Tag) unter dem Herd (Feld 2), am Tiger-Tag im Süden (Feld 3), am Hase(-Tag) im Osten (Feld 4), am Drache(-Tag) im Westen (Feld 5), am Schlange-Tage im Norden (Feld 6), am Pferd(-Tag) im Osten (Feld 7), am Schaf(Tag) im Westen (Feld 8), am Affe(-Tag) im Norden (Feld 9), am Vogel(-Tag) im Westen (Feld 10), am Hund(-Tag) im Norden (Feld 11) und am Schwein(-Tag) im Süden (Feld 12). Er wird zornig bei allen Tätigkeiten und insbesondere bei Leichen(bestattung). Wenn es zu einer Verletzung (seiner Sphäre) kommt, ist dies schlecht für die Verwandten väterlicherseits des Hausbesitzers.“

3. Nyi-mar dbang byed-pa´i sa-bdag bcu-gnyis „Die zwölf sa-bdag, die über den Tag Macht ausüben.” Hierbei handelt es sich um die ansonsten als gab-pa´i sa-bdag bcu-gnyis beschriebenen Erdherrengeister, die jeweils nur an einem Tag des Zyklus von zwölf Tagen erscheinen. Sie sind alle in der Übersichtstafel von Abb. 99 verzeichnet: gNyan-khra (Feld 1) erscheint am Maus-Tag, gNyan-ljang (Feld 2) am Rind-Tag, Bya-khyung dkar-po (Feld 3) am Tiger-Tag, Sa yi rus-sbal (Feld 4) am Hase-Tag, gNyan-khra ba-dan (Feld 5) am Drache-Tag, Tsang-kun (Feld 6) am Schlange-Tag, Byi-lam (Feld 7) am Pferd-Tag, Be-sna (Feld 8) am Schaf-Tag, gZig-mjug (Feld 9) am Affe-Tag, He-thon (Feld 10) am Vogel-Tag, The-khyim (Feld 11) alias Byi-dur am Hund-Tag und gNan-be alias gNyan-khra phyug-po (Feld 12) am Schwein-Tag.

3.4.2. Die in dem Zyklus der 30 Kalendertage herumwandernden sa-bdag (tshes la rgyu-ba´i sa-bdag)

In diesem Abschnitt beschreibt Desi Sanggye Gyatsho 49 verschiedene Erdherrengeister, die auf den 30 Tagen eines Monats erscheinen. Zu dem Problem, wie diese auf 12 Monate verteilten sa-bdag in einer Übersichtstafel dargestellt werden können, findet sich im Vaiḍūrya dkar-po die folgende Lösung: Das 13. Kapitel enthält Tafeln, in denen für alle 12 Monate eines Jahres für jeden der 30 Tage eines Monats die wichtigsten kalendarischen, periodisch wiederkehrenden Größen verzeichnet sind (Teil I, S. 154-173). Diese Übersichtstafeln sind für die Erstellung von Almanachen insofern eine große Hilfe, als aus ihnen diese Größen einfach in die jährlich zu erstellenden Kalender übernommen werden konnten. Da diese Tafeln für alle regulären 360 Tage eines Jahres ein jeweils nummeriertes Kästchen aufweisen, in dem diese Größen verzeichnet sind, lag es nahe, z. B. neben den Bezeichnungen mit den Tiernamen des Zwölftageszyklus, den spar-kha und sme-ba etc. auch die Namen der wichtigsten sa-bdag aufzunehmen, die auf den jeweiligen Datumstagen erscheinen. Um diese Angaben leichter lesbar zu machen, seien hier Versionen aus dem chinesischen Nachdruck des Vaiḍūrya dkar-po (Teil I, S. 154f) wiedergegeben. Zur Verdeutlichung wurden einige der Eintragungen, die die sa-bdag betreffen, durch rote Unterstreichungen hervorgehoben.

   

Abbildung 101: Tafel mit Konstanten für die Kalendertage 1 bis 15 des 11. Hor-Monats, der nach der nag-rtsis als Tiger- und 1. Frühjahrsmonat gewertet wird

 

Abbildung 102: Tafel mit Konstanten für die Kalendertage 15 bis 30 des 11. Hor-Monats, der nach der nag-rtsis als Tiger- und 1. Frühjahrsmonat gewertet wird. 

Zu den meisten der im Folgenden zu beschreibenden sa-bdag der Kalendertage finden sich Abbildungen im 33. Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po. Auswahl der im Abschnitt über die sa-bdag des Kalendertages behandelten Erdherrengeister:

1. Pi-ling ´phar-ma und sein Gefolge von weiteren 12 sa-bdag. Offenkundig identisch mit dem oben als Pi-ling beschriebenen sa-bdag. Er erscheint z. B. im ersten Frühjahrsmonat nur am 28. Kalendertag zur Schwein-Tageszeit. Entsprechend ist er in Abb. 102 im Feld 28, 3. Zeile als Pi-ling aufgeführt.

2. Zin-phung. Offenkundig identisch mit dem oben als Zin-phung nag-po erwähnten sa-bdag. Er erscheint z. B. in allen drei Frühjahrsmonaten an den Tiger- und Affe-Tagen. Entsprechend ist er in Abb. 101 in den Feldern 1, 7 und 13 sowie in Abb. 135 in den Feldern 19 und 25 verzeichnet.

3. Phung-po zor-thogs. Er erscheint z. B. im Tiger- und Hase-Monat am 8. Kalendertag. Entsprechend wird er in Abb. 101 im Feld 8 in der dritten Zeile als zor aufgeführt.

      

Abbildung 103: : Pi-ling ´phar-ma als sa-bdag des Kalendertages

 

Abbildung 104: Zin-phung nag-po als sa-bdag des Kalendertages 

 

Abbildung 105: Phung-po zor-thogs

4. Ki-kang. Er erscheint z. B: im Tiger-, Pferd- und Hund-Monat am 15. und 28. Kalendertag. Entsprechend ist er in Abb. 101 im Feld 15 sowie in Abb. 102 im Feld 28 verzeichnet.

5. Hal-khyi nag-po. Offenkundig identisch mit dem oben als Hal-khyi nag-po beschriebenen sa-bdag. Allerdings weicht dessen Ikonographie etwas von der des hier beschriebenen sa-bdag ab. Er erscheint z. B. im Tiger-Monat am 8. Kalendertag zur Vogel-Tageszeit (= Sonnenuntergang bzw. nyi-nub). Entsprechend ist er in der Übersichtstafel von Abb. 101 im Feld 8 mit Hal nyi-nub verzeichnet.

6. gNam-khyi. Offenkundig eine Variante des oben beschriebenen gNam-khyi nag-po. Er erscheint z. B. im ersten Frühjahrsmonat an den Drache- und Schaf-Tagen am frühen Vormittag (nyi-dros). In der Tafel von Abb. 101 ist er deshalb im Feld 3 (´brug) mit gNam nyi-dros und in den Feldern 6 (lug) und 15 (´brug) mit gNam verzeichnet. In der Tafel von Abb. 102 erscheint er in den Feldern 18 (lug), 30 (lug)und 27 (´brug) als gNam.

      

Abbildung 106: Ki-kang

 

Abbildung 107: Hal-khyi nag-po

 

Abbildung 108: gNam-khyi

7. gNam-sbyor. Dieser sa-bdag erscheint im ersten Frühjahrsmonat nur am 8. Kalendertag. Entsprechend ist er in der Tafel von Abb. 101 nur im Feld 8 aufgeführt.

8. gZa´-rgod. Über sein Erscheinen lesen wir im Vaiḍūrya dkar-po: ´byung-ba zas ´tshol ni // ´brug lug zla-ba´i bco-brgyad la // phag sbrul zla-ba´i bcu-drug dang // nyi-shu-gnyis la rgyu-ba yin // rta-zla´i bcu-gsum sprel-zla yi // dgu dang nyi-shu-gnyis la rgyu // „Was die Suche nach den Elementen als Fraß angeht, so läuft er am 18. (Kalendertag) des Drache- und Schaf-Monats und am 16. und 22. (Kalendertag) des Schwein- und Schlange-Monats herum. Er läuft herum am 13. (Kalendertag) des Pferd-Monats und am 9. und 22. Tag des Affe-Monats.“ Im Tiger-Monat erscheint er somit nicht, so dass er in den Tafeln der Abbildungen 101 und 102 nicht verzeichnet ist. Für den Schlange-Monat findet sich z. B. in den Feldern 16 und 22 die Abbildung eines Auges, was ansonsten als Symbol für den Mars zu bewerten ist. Ich denke, dass gza´-rgod ein Synonym für Mars ist, was das Vorkommen dieses Symbols in den Feldern erklärt, die die Position von gZa´-rgod verzeichnen müssten.

9. dBul-po lag-stong. Er erscheint z. B. am 1. und 11. Kalendertag des Tiger-Monats. Entsprechend ist er in den Feldern 1 und 11 von Abb. 101 als dBul verzeichnet.

      

Abbildung 109: gNam-sbyor

 

Abbildung 110: gZa´-rgod

 

Abbildung 111: dBul-po lag-stong

 

10. gZa´-bdun. Dieser sa-bdag schickt zur Nahrungssuche Boten (pho-nya) aus. Zu deren Erscheinen vermerkt der Vaiḍūrya dkar-po: dpyid-gsum brgyad-gsum dag la rgyu // dbyar-gsum lnga-gsum dag la rgyu // ston-gsum gcig-gsum dgun dgu-gsum // „In den drei Frühjahrsmonaten bewegen (sie) sich auf den drei Achtern. In den drei Sommermonaten auf den drei Fünfern, in den drei Herbstmonaten auf den drei Einsern und in den drei Wintermonaten auf den drei Neunern.“ Die drei Achter sind der 8. (im ersten Frühjahrsmonat), der 18. (im zweiten Frühjahrsmonat) und der 28. (im letzten Frühjahrsmonat) Kalendertag. Die Ausdrücke drei Fünfer, drei Einser und drei Neuner sind analog zu interpretieren. Entsprechend werden z. B. für den Tiger-Monat (= erster Frühjahrsmonat) in Abbildung 101, Feld 8, dritte Zeile, diese Boten als pho-nya verzeichnet.

11. Ngam-shing. Im ersten Frühjahrsmonat bewegt er sich am 10. Kalendertag von Osten nach Westen (nub). Entsprechend verzeichnet Abb. 110, Feld 10 ngam nub usw.

 

12. Bar-gnam hal-khyi alias Bar-khyi. Zu seinem Erscheinen lesen wir im Vaiḍūrya dkar-po: bar-khyi dpyid–gsum brgyad-gsum rim // dbyar-gsum lnga-gsum rim-pa bzhin // ston-gsum gcig-gsum rim-par rgyu // dgun-gsum dgu-gsum rim-par rgyu //Bar–khyi geht in den drei Frühjahrsmonaten sukzessiv auf den drei Achtern, in den drei Sommermonaten sukzessiv auf den drei Fünfern (und) in den drei Herbstmonaten sukzessiv auf den drei Einsern. In den drei Wintermonaten geht er auf den drei Neunern.“ Die Interpretation ist analog zu den Darlegungen über gZa´-bdun (oben S. 147f): Er erscheint im ersten Frühjahrsmonat auf dem 8. Kalendertag, im zweiten Frühjahrsmonat auf dem 18. und im dritten Frühjahrsmonat auf dem 28. Kalendertag usw. In der Tafel von Abb. 101 ist er entsprechend im 8. Feld als Bar verzeichnet.

 

      

Abbildung 112: gZa´-bdun

 

Abbildung 113: Ngam-shing

 

Abbildung 114: Bar-gnam hal-khyi

13.  Ka-khyung ki-kang alias Khyung gi kang. Er erscheint z. B. in den Monaten Tiger, Pferd und Hund auf dem 11. und dem 27. Kalendertag. Auf der Tafel von Abb. 101, Feld 11, findet sich zwar der Eintrag kar, der aber nach dem Blockdruck (Abb. 133, links) als ka ra zu lesen ist, wobei Ka für Ka-khyung ki-kang und Ra für Rāhu (siehe unten Nr. 15) steht. Entsprechend findet sich in der Tafel von Abb. 102 im Feld 27 Ka-khyung ki-kang als Ka verzeichnet. Entsprechendes gilt für die Eintragungen zu den weiteren Monaten.

14. Dra-chen. Dieser sa-bdag erscheint am 25. Kalendertag des Schlange-Monats, am 15. des Schaf-Monats, am 1. und 21. des Vogel-Monats, am 21. des Hund-Monats und am 9. des Schwein-Monats. In den entsprechenden Feldern der Übersichtstafeln des Vaiḍūrya dkar-po ist er als Dra verzeichnet.

15. Rāhu nag-po. Dieser den Mondknoten repräsentierende sa-bdag erscheint z. B. am 11. und 28. Kalendertag des 1. Frühjahrsmonats. In den entsprechenden Feldern der Tafeln von Abb. 101 ist er mit Ra verzeichnet.

      

Abbildung 115: Ka-khyung ki-kang

 

Abbildung 116: Dra-chen

 

Abbildung 117: Rāhu nag-po

Der Abschnitt über die auf den Kalendertagen herumlaufenden sa-bdag behandelt neben speziellen besonders unheilvollen Tagen wie Nyi-ma nag-chen und Nyi-ma nag-chung (II, S. 226f) auch das Erscheinen ganzer Gruppen von Geistern, deren Aktivitäten mit bzlog und thebs umschrieben werden. Die im Zusammenhang mit diesen Aktivitäten genannten Gruppen sind sde-brgyad (II, S. 232f), sa-bdag (II, S. 233), gnyan (II, S. 233f) und klu (II, S. 234). Hier soll nur gezeigt werden, dass die zeitlichen Fixierungen dieser Aktivitäten Eingang in die in diesem Abschnitt zu behandelnden Übersichtstafeln des Vaiḍūrya dkar-po gefunden haben.

a) sDe-brgyad spyi yi thebs-bzlog „Generelles Zusammentreffen (?) und Zurückweisen (?) durch die sde-brgyad.“ Über deren Erscheinen im ersten Frühjahrsmonat schreibt der Vaiḍūrya dkar-po folgendes: dpyid ra´i bcu-bzhi´i yos-bu´i dus // bstan-ma dang bcas nub nas shar // myul thebs bco-lnga´i tshes la´ang thebs // bcu-bdun bcu-dgu´i nyi-phyed dang // sprel glang dus su bzlog-par ´gyur // „Zur Hase-Tageszeit des 14. (Kalendertages) des ersten Frühjahrsmonats rotten (myul-thebs) sie sich mit bsTan-ma von Westen nach Osten zusammen. Auch am 15. Kalendertag kommen sie zusammen (thebs). Zur Mittagszeit (nyi-phyed) und zur Affe- und Rind-Tageszeit des 17. und 19. (Kalendertages) kommt es zu Zurückweisungen (bzlog).“ Entsprechend findet sich in der Tafeln von Abb. 1o1 und 102 folgendes: Feld 15 thebs yos dus, Feld 15 thebs, Feld 17 bzlog spre glang dus und Feld 19 bzlog. Analog sind die weiteren Eintragungen für den Rest des Jahres nachvollziehbar.

b) Sa-bdag bzlog-pa´i dus „Zeitpunkte der Zurückweisung durch die sa-bdag (generell).“ Diese Zeitpunkte werden in den Übersichtstafeln zu den 360 Tages eines Jahres nur mit dem Vermerk bzlog gekennzeichnet. Da, wo sich dieses mit den entsprechenden Aktivitäten der sde-brgyad überschneidet (z. B. am 17. und 19. Kalendertag des 1. Frühjahrsmonats), tritt dieser Vermerk nur einmal auf.

c)  gNyan gyi rgyu-dus „Zeitpunkte des Herumlaufens der gnyan.“ Zu dem Erscheinen dieser Geister lesen wir im Vaiḍūrya dkar-po: dpyid gsum la // brgyad drug tshes bzhi rim-bzhin yin // „In den drei Frühjahrsmonaten sind es sukzessiv der 8. (im ersten Frühjahrsmonat), der sechste (im mittleren Frühjahrsmonat) und der 4. Kalendertag (im letzten Frühjahrsmonat).“ Entsprechend findet sich in den entsprechenden Feldern jeweils der Vermerk gnyan.

d) Klu yi thebs-bzlog „Zusammentreffen und Zurückweisungen durch die klu.“ Am 5. 10. und 15. Kalendertag des ersten Frühjahrsmonats weisen die klu zurück (bzlog). Am 14. Kalendertag kommen sie zusammen (thebs-par ´gyur). Entsprechend enthält die Übersichtstafel von Abb. 134 im 5., 10. und 15. Feld jeweils den Vermerk klu-bzlog. Im 14. Feld findet sich der Vermerk klu-thebs. Dies wiederholt sich in den Tafeln für alle anderen Monate und Tage eines Jahres nach den Beschreibungen im Vaiḍūrya dkar-po.

Abschließend sei hier noch angemerkt, dass die Eintragungen zu den sa-bdag in den Feldern der 360 Kalendertage noch Bezeichnungen wie mgron für mgron-po, tshong, bu für bu-chung, dmag, gnyen, mkhar, bag für bag-ma, dur, shid und spyi aufweisen, die im Sa-dbag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po (II, S. 234f) unter dem Begriff Phye-ba´i gnam-sgo „sich öffnende Himmelstore“ subsummiert und erläutert werden. Ein weiteres Eingehen auf diesen Terminus übersteigt den Rahmen dieser vorliegenden Untersuchung.

3.5. Die sa-bdag der Tageszeiten (dus-lha)

Die Mitglieder dieser Gruppe der sa-bdag wechseln ihr Erscheinen mit den Tageszeiten. Diese werden gebildet durch eine Zwölfteilung eines vollen Tages und umfassen folgende Einheiten: tho-rangs (späte Nacht) = stag „Tiger“ (1), nam-langs (Morgendämmerung) = yos „Hase“ (2), nyi-shar (Sonnenaufgang) = ´brug „Drache“ (3), nyi-dros (Vormittag) = sbrul „Schlange“ (4), nyi(n)-phyed (Mittagszeit) = rta „Pferd“ (5), phyed-yol (früher Nachmittag) = lug „Schaf“ (6), myur-kha (später Nachmittag) = sprel „Affe“ (7), nyi-nub (Sonnenuntergang) = bya „Vogel“ (8), sa-sros (Abenddämmerung) = khyi „Hund“ (9), srod-´khor (später Abend) = phag „Schwein“ (10), nam-phyed (Mitternacht) = byi „Maus“ (11), phyed-yol (nach Mitternacht) = glang „Rind“ (12). Die Tageszeiten werden also auch mit den Tiernamen des ostasiatischen Tierkreiszyklus bezeichnet.

Der Abschnitt des Vaiḍūrya dkar-po, der diese Gruppe von sa-bdag beschreibt, ist verhältnismäßig klein (II, S. 235f). Gleichwohl hat schon sde-srid Sangs-rgyas rgya-mtsho eine Übersichtstafel (siehe Abb. 117) konzipiert, aus der entnommen werden kann, zu welcher Tageszeit welche sa-bdag wo erscheinen (I, S. 133). Ein leicht geänderter Nachdruck dieser Übersichtstafel (Abb. 118) findet sich auch in dem oben beschriebenen kleinen Handbuch aus dem Jahre 1916. Wiederum wegen der leichteren Lesbarkeit sei im Folgenden auch die im chinesischen Nachdruck des Vaiḍūrya dkar-po (I, S. 133) zu findende Tafel hier ebenfalls abgedruckt (Abb. 119), wobei von mir zur leichteren Benutzbarkeit die Felder mit den Zahlen 1 bis 12 durchnummeriert wurden. In dieser Tafel repräsentieren die einzelnen Felder die Tageszeit.

   

Abbildung 118: Tafeln zu den sa-bdag der Tageszeit nach Vaiḍūrya dkar-po

 

Abbildung 119: Tafeln zu den sa-bdag der Tageszeit nach dem Blockdruck aus dem Jahre 1916

   

Abbildung 120: Die sa-bdag der Tageszeit nach dem chinesischen Nachdruck des Vaiḍūrya dkar-po

 

Abbildung 121: Die 1. Variante des g.Yu-mdzod sngon-mo nach dem Sa-bdag- Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po

Im Vaiḍūrya dkar-po werden folgende Erdherrengeister als sa-bdag der Tageszeit beschrieben:

1. g.Yu-mdzod sngon-mo. Von diesem weiblichen Erdherrengeist existieren zwei Versionen. Nach der ersten Version ist er von blauer (sngon-mo) Körperfarbe. Er hat den Körper eines Menschen und den Kopf eines Tigers. Er trägt ein Gewand (na-bza´) aus weißer Seide (dar-dkar). In den Händen hält er eine goldene Flasche (gser gyi bum-pa) (Abbildungen 154 und 155). Nach der zweiten Version (Abb. 156) wird er als blauer (sngon) Mensch mit einem Hasenkopf beschrieben, der auf einem blauen Tier reitet, welches der jeweiligen Tageszeit (dus-tshod) entspricht. In der rechten Hand hält er eine Swastika (g.yung-drung) und in der linken Hand hält er eine Sichel (zor-ba). Er trägt ein Gewand aus Pfauenfedern (rma-bya thul-ba).

g.Yu-mdzod sngon-mo erscheint zu allen Tageszeiten in der Himmelsrichtung, die durch den Tiernamen dieser Tageszeit vorgegeben ist (siehe Abb. 21). In der Übersichtstafel zu den sa-bdag der Tageszeit wurde er vermutlich deshalb nicht verzeichnet, weil er zu jeder Tageszeit erscheint und die Himmelsrichtung durch die Tageszeit selbst vorgegeben ist.

         

Abbildung 122: Die 1. Variante des g.Yu-mdzod sngon-mo nach dem Blockdruck des Jahres 1916

 

Abbildung 123: Die 1. Variante des g.Yu-mdzod sngon-mo nach dem 13. Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po (rechts)

 

Abbildung 124: Die 2. Variante des g.Yu-mdzod sngon-mo nach dem Sa-bdag-Kapitel des Vaiḍūrya dkar-po

 

Abbildung 125: Die 2. Variante des g.Yu-mdzod sngon-mo nach 13. Kapitel (rechts) des Vaiḍūrya dkar-po

2. Dus-tshod bla-mkhyen. Zur Himmelrichtung des Erscheinens dieses sa-bdag schreibt sde srid Sangs-rgyas rgya-mtsho: dus lo yi // mthun-gsum klung-rta´i steng du gnas // „er befindet sich auf dem Klung-rta(-Element) der Tageszeit und des Jahres, bei dem jeweils drei übereinstimmen.“ Oben wurde diese Zuordnung bereits erläutert. Hiernach befindet sich Bla-mkhyen zu den Tageszeiten Tiger, Pferd und Hund auf dem Element Eisen = obere Westhälfte = Affe. Entsprechend ist in den Feldern 1, 5 und 9 von Abb. 120 bla mkhyen sprel eingetragen usw. Die einzige Abweichung von dieser Berechnungsmethode findet sich im Feld 7, wo sich der Eintrag bla-mkhyen sprel anstelle von bla-mkhyen stag findet. Bei diesem Eintrag, der sich auch in dem Blockdruck des Vaiḍūrya dkar-po findet, handelt es sich offenkundig um einen Druckfehler, der auch in das Handbuch des Jahres 1916 übernommen wurde.

3. Khang-brtsegs und mTsho-sngon. Diese beiden sa-bdag tauchen zu allen Tageszeiten in der jeweils durch die Tiernamen der Tageszeit definierten Himmelsrichtung auf. Entsprechend sind sie in allen Feldern der Tafel von Abb. 120 als khang mtsho verzeichnet.

4. Dus-tshod sa-rgyal und sein Gefolge von 10 weiteren Erdherrengeistern. Sein Erscheinen wird wie folgt beschreiben: mdun gyi ni // bzhi-gshed steng du gnas-par ´dod // „Es wird konstatiert, dass er sich auf dem Vierer-Henker der Vorderseite aufhält.“ Abgezählt wird hier nach vorne, also im Uhrzeigersinn. Für die Tageszeit Tiger ergibt dies Schlange (= obere Südhälfte), für Hase ergibt sich Pferd (= untere Südhälfte) usw. Entsprechend ist im Feld 1 der Abbildung 120 sa rgyal sbrul und im Feld 2 sa rgyal rta verzeichnet.

Letztendlich sind in der Tafel der Abbildung 120 in den Feldern 1 – 12 noch die Namen der gab-pa´i sa-bdag bcu-gnyis, wie z. B. Bya-khyung (Feld 1), Rus-sbal (Feld 2) usw., eingetragen.

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Vaiḍūrya dkar-po: Phug-lugs rtsis kyi legs-bshad vai-ḍūr dkar-po bzhugs so. sTod-cha und sMad-cha. 2 Bände, Krung-go´i bod kyi shes-rig dpe-skrun-khang 1996. Ansonsten wurde der Lhasa-Blockdruck des Jahres 1909 zitiert.
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L. A. Waddell (1): The Tibetan House-Demon. In: Journal of the Anthro-pological Institute of Great Britain and Ireland 24, 1894, S. 39-41

Autor: Dieter Schuh, 2012