Tibet-Encyclopaedia

 

Abbildung 1: Die Herrschaft Suru (heute Block Taisuru) mit den nördlichen Gebieten dKar-rtse und Blon-che des Suru-Tales. Die Namen der Panchayats sind in blauer Farbe und in Klammern aufgeführt: Quelle der benutzten Karte: India and Pakistan (Jammu and Kashmir) Ni-43-03. 1: 250,000. Kargil

 Die Herrschaft Suru in Purig (Kargil-Distrikt)

Suru ist eine Herrschaft (chiefdom) im südlichen Teil von Purig, die sich entlang des Oberlaufs des Suru-Flusses von der ehemaligen Festung Karpokar (dKar-po mkhar) bis zu dem nördlich des Passes Pensi La gelegenen Rangdum erstreckte. Im Norden grenzt Suru an die Herrschaft dKar-rtse (Kartse), zu der es vermutlich in bestimmten Zeitabschnitten politisch gehörte. Im Süden bildet das gewaltige Nun Kun Massiv die natürliche Grenze, die das kleine Land von den südlichen Kleinstaaten der Bergregionen des ehemaligen Punjab trennte. Nach der heutigen Gebietseinteilung ist die alte Herrschaft Suru mit dem „Block“ Taisuru gleichzusetzen, der die Panchayats Yuljuk, Namsuru, Taisuru, Panikhar, Tangole und Parkachik umfasst. Das politische Zentrum von Suru lag vor dem 17. Jahrhundert in Namsuru, welches auf der rechten Seite des Suru-Flusses gegenüber Taisuru gelegen ist. Hier finden sich auch die Reste einer ehemaligen Festung bzw. Burg, die das politische Zentrum des Landes bildete.

Die Einwohner sprechen eine als Purig-Dialekt bezeichnete tibetische Sprache. Die heute allgemein verwendete Schriftsprache ist Urdu. Bis ca. 1840 wurde als Schriftsprache in Suru das klassische Tibetisch verwendet. Parallel dazu wird und wurde von den schiitischen Geistlichen das Persische gebraucht. Die Bewohner von Suru gehören der islamischen Religion an und sind in der Mehrzahl Schiiten. Eine Ausnahme bildet das südöstlich gelegene Gebiet um Rangdum. Altertümer, die von einer früheren Verbreitung des Buddhismus in Suru zeugen, wurden in Namsuru aufgefunden. Die Wirtschaft des Landes ist durch die Landwirtschaft geprägt. Von gewisser wirtschaftlicher Bedeutung ist der Bergsteigertourismus. Sicherlich profitiert Suru in gewissem Masse auch davon, dass die Hauptverkehrsverbindung zwischen Kargil und dem Zangskar-Tal durch das Suru-Tal verläuft. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind auch öffentliche Investitionen, wie zum Beispiel der Strassenbau und der Bau von Schulen. Weitere Arbeitsmöglichkeiten, die das Familieneinkommen vergrössern, ergeben sich durch die heute sehr guten Verkehrsverbindungen nach Norden in Sankhoo und Kargil. Konkrete Zahlen hierzu liegen mir aber nicht vor. Dies gilt auch für die Fremdarbeit ausserhalb von Purig in Indien bzw. im Ausland.

Nach dem Census of India 2001 lebten im oberen Suru-Tal (= Block Taisuru) 7.522 Personen. Im 17. und im 18. Jahrhundert dürfte die Zahl der Bewohner maximal ca. 3.814 Personen betragen haben, die in ca. 636 Haushalten lebten.

Abbildung 2: Das obere (südliche) Suru-Tal und das Nun Kun-Massiv vom Norden aus photographiert (4. Oktober 2013)

Inhaltsverzeichnis

1 Politische Geschichte und Quellen
1.1 Zur Erwähnung von Namsuru in der Inschrift von Wanla
1.2 Die Erwähnung von Suru in dem Tarikh-i-Rashidi von Mirza Haidar
1.3 Die Eroberung von Suru-Kartse durch die Könige von Ladakh (1673 und 1720)
1.4 Der Einfall der Dogra in Suru im Jahre 1834
2 Anmerkungen zur Religionsgeschichte
2.1 Buddhismus
2.2. Islam
3 Die Orte der ehemaligen Herrschaft Suru und Anmerkungen zur Einwohnerzahl
3.1 Der Panchayat Yuljuk
3.1.1 Das Dorf Karpokhar
3.1.2 Das Dorf Purtikchay
3.1.3 Das Dorf Yuljuk
3.2 Der Panchayat Taisuru
3.2.1 Das Dorf Kargee
3.2.2 Das Dorf Taisuru
3.3 Der Panchayat Panikhar
3.3.1 Die Dörfer Panikhar und Prantee
3.3.2 Das Dorf Choskore
3.3.3 Das Dorf Achambur
3.4 Der Panchayat Namsuru
3.4.1 Das Dorf Khans
3.4.2 Das Dorf Namsuru
3.4.3 Das Dorf Thulus-Spursa
3.4.4 Das Dorf Kochik
3.5 Die Panchayats Tangole und Parkachik
3.5.1 Panchayat und Dorf Tangole
3.5.2 Die Dörfer Parkachik und Rangdum im Panchayat Parkachik
4 Kurze Anmerkung zur historischen Demographie
5. Literatur

1 Politische Geschichte und Quellen

Siehe auch den Hauptartikel Burgen von Purig 3.1 Die Burgen der ehemaligen Herrschaft Suru
 
1.1 Zur Erwähnung von Namsuru in der Inschrift von Wanla

Eine der frühesten Erwähnungen von Suru findet sich in der von A. H. Francke (S. 79) entdeckten und von Kurt Tropper edierten und übersetzten Inschrift von Wanla aus dem 16. Jahrhundert, in der die Eroberung von Nam Su-ru durch einen Herrscher namens ´Bag-dar skyabs erwähnt wird. Dies ist auch ein Hinweis dafür, dass die Burg Birukhar in Namsuru einstmals als Machzentrum von Suru fungierte. Von der oberhalb von Namsuru gelegenen Burg Birukhar sind heute nur noch Mauerreste übriggeblieben.

Abbildung 3: Lage der Burg Birukhar von Namsuru (4. Oktober 2013)

Abbildung 4: Standort der Burg Birukhar von Namsuru mit einem Blick auf Maita (Bildmitte oben) und Yuljuk (oben rechts). Photo: Temba Schuh (28. August 2014)

Die Erwähnung einer Eroberung von Suru durch einen im fernen Ladakh herrschenden lokalen Potentaten erzeugt zunächst Verwunderung. Diese Verwunderung löst sich aber auf, wenn man die Wege und Routen betrachtet, welche die Verbindung von Suru mit seinen Nachbarn ermöglichten. Heute existiert eine mit dem Auto befahrbare Strasse entlang der linken Seite des Suru-Flusses und verbindet das Suru-Tal mit Sankoo und Kargil im Norden und mit Zangskar im Südosten über Rangdum und den Pass Pensi La.

Bei Kargee kann man von dieser Hauptverbindungstrasse, die offenkundig entlang des alten Handelsweges zwischen Kargil und Zangskar verläuft, über eine moderne Brücke Namsuru erreichen, welches am rechten Ufer des Suru-Flusses liegt. Von Namsuru aus führt eine ebenfalls mit dem Auto befahrbare, bisher nicht asphaltierte Piste am rechten Ufer des Suru-Flusses bis zu einer Brücke südlich von Parkachik und nordöstlich von Tangole. Auch dieser Weg folgt einer alten Route, die von Namsuru nach Rangdum führte. Über die erwähnte Brücke erreicht man heute wiederum die erwähnte Hauptverbindungstrasse zwischen Kargil und Zangskar.

Weitere Routen führten im Westen des oberen Suru-Tales von Taisuru bzw. Panikhar nach Kaschmir und Kishtwar sowie von Tangole nach Süden. Insofern würde es mich nicht wundern, wenn die Ortsbezeichnung Panikhar (Tibetisch: Pa-ni mkhar „Burg von Pani“) als Hinweis auf eine weitere, bisher nicht bekannte Festung des oberen Suru-Tales zu bewerten ist. Eine andere, hier erwähnenswerte Route verlief von Kargee über den Pass Umba La nach Drass, welches man somit von Suru aus erreichen konnte, ohne das Gebiet der nördlichen Herrschaft dKar-rtse zu betreten. Diese Route erklärt auch den Grund für die Errichtung des von mir vermuteten Standorts einer Festung in dem zu Kargee gehörenden Ort Maita.
 
Es ist an dieser Stelle insbesondere bemerkenswert, dass eine weitere Route über Rangdum und Kanji von alters her das Suru-Tal mit Wanla verbindet. Nach Neve (S. 208-209) brauchte man für die Strecke von Wanla nach Rangdum über den Kanji-Pass nur drei Tage. ´Bag-dar skyabs konnte somit mit seinen Truppen das Gebiet von Suru in nur drei Tagen erreichen. 

Abbildung 5: Karte der Herrschaft Suru mit Burgen und den Verbindungswegen (gestrichelt) zu seinen Nachbarn

1.2 Die Erwähnung von Suru in dem Tarikh-i-Rashidi von Mirza Haidar

Die nächste Erwähnung von Suru findet sich in dem bekannten Tarikh-i-Rashidi von Mirza Haidar, der 1532 aus Yarkand kommend in Ladakh einfiel und nach seinem späteren erfolglosen Feldzug gegen Tibet im Jahre 1534 versuchte, Steuern in Purig einzutreiben. Seine geschlagene Armee bestand nur noch aus 700 Kriegern, die wegen Armut und Mangel an Waffen keine grosse Gefahr darstellten. Mirza Haidar schreibt hierzu, dass ihm dabei ernsthafter Widerstand aus Suru begegnete. Er schickte daraufhin eine Gruppe von 24 Mann nach Suru, die von Mauláná Kudásh angeführt wurde. Dabei wurden der Truppenführer und seine Krieger getötet. Mirza Haidar verlagerte daraufhin seinen Standort nach Zangskar, wo er feststellen musste, dass es nichts zu rauben gab, weil die Erntezeit noch nicht gekommen war.

Nach seiner Ankunft in Zangskar wurde er von einem lokalen Herrscher (Chu´i ~ Jo) aus Sod aufgesucht, der nach Mirza Haidar Tángi sakáb genannte wurde. Dieser hatte Mirza Haidar zuvor schon gute Dienste geleistet und schlug nun vor, einen weiteren Angriff gegen Suru zu starten. Mirza Haidar wartete noch zwei Monate und schickte dann Mauláná Kará Tágh mit einer Anzahl von Kriegern los, um Suru einzunehmen. Zu dem fruchtlosen Ergebnis dieses Angriffs schreibt Mirza Haidar (S. 463): “That infidel killed the Mauláná by transfixing him with a stick. Thus, the Suru expedition came to nothing.” Anschliessend kehrte Mirza Haidar nach Ladakh zurück, um kurz danach nach Yarkand zurückzureisen.

1.3 Die Eroberung von Suru-Kartse durch die Könige von Ladakh (1673 und 1720)

Aus den bisher erschlossenen Quellen erfahren wir nicht, wer genau zu jener Zeit Mirza Haidars Widersacher in Suru war. Des weiteren datieren die nächsten Nachrichten über Suru erst in das Jahr 1673. In diesem Jahr wurde Purig nach der Chronik La-dvags rgyal-rabs (Francke (1), S. 41) von dem ladakhischen General Śākya rgya-mtsho erobert. Die Chronik erwähnt zwar Suru nicht direkt, berichtet aber, dass nach einem erfolgreichen Kriegszug gegen dKar-rtse, der Herrscher (Jo) dieses Landes, Khri Sul-tan, besiegt und (nach Ladakh) deportiert wurde. Ganz offenbar gehörte zu dieser Zeit Suru schon zur Herrschaft dKar-rtse und wurde von Machthabern (Jo), die den Titel Khri Sul-tan trugen, von der Burg Kartsekhar (dKar-rtse mkhar) aus regiert.

Wir wissen nicht, welches Schicksal dem deportierten Khri Sul-tan nach 1673 widerfuhr. Entweder wurde er mit Auflagen wieder eingesetzt oder die Herrschaft über dKar-rtse wurde einem anderen Mitglied der Herrscherfamilie übertragen. Für Suru änderte dies offenbar wenig. Ende der 70er Jahre des 17. Jahrhunderts wurde die Abhängigkeit von Ladakh durch einen mit Hilfe von Truppen aus Kartaksho durchgeführten Feldzug des Gouverneurs Ibrahim Khan von Kaschmir einstweilen beendet. Die Herrschaft der Khri Sul-tan endete jedoch definitiv mit der Eroberung dieses Landes im Jahre 1720 durch den ladakhischen Feldherrn Rab-brtan (Francke (1), S. 229-235; Schuh/Ajaz Munshi, S. 195). Während die Herrschaften von Paskyum, Shakar-Cigtan, Sod, Wakha und Stagtse erhalten blieben und von ihren traditionellen Herrscherfamilien weiterhin verwaltet werden konnten, wurde das gesamte Suru-Tal mit Suru, dKar-rtse und Blon-che sowie das Phu-dkar-Tal und Mulbekh dem neu gebildeten Machtzentrum in Mulbekh direkt unterstellt und von dort durch eigens berufene Burgvogte (mKhar-dpon) regiert. Das Gleiche widerfuhr Drass. Die Veränderungen, die dieser Machtwechsel mit sich brachte, erlauben es auch, einen Blick auf die Verwaltung von Suru unter den Khri Sul-tan zu werfen.

In den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts übertrug der ladakhische König Nyima Namgyel (Nyi-ma rnam-rgyal) das Amt des mKhar-dpon von Suru und dKar-rtse sowie Pfründe in Suru an den ladakhischen General Tshul-khrims rdo-rje (siehe Schuh, Dokument Gergan 8) für dessen Verdienste im Krieg zwischen Mustang und Jumla, der 1723 stattgefunden hatte. Dazu wurde das angestammte Gebiet des Wesir (va-zir) Blo-bzang in Suru enteignet und an Tshul-khrims rdo-rje übertragen. Zu diesem enteigneten Besitz gehörten grössere Häuser in Taisuru (De-su-ru) und die dem Wesir zustehenden Gerichtsgebühren, Zolleinnahmen sowie die Steuereinahmen von Namsuru (Nam-su-ru) für Wollstoffe, Wolldecken und Fils. Tshul-khrims rdo-rje erhielt des weiteren die Häuser und Felder des ma-he-ra-pa Ra-yim a-li und des kha-´bus-pa Ha-san, bestimmte Gebiete in Yuljuk (Yul-´jug) und Choskore (Chos-´khor).

Wesir Blo-bzang war, wie der Name belegt, zweifellos ein Buddhist. Er war offenkundig im Auftrag des Khri Sul-tan für die Verwaltung von Suru zuständig und übte auch das Richteramt aus. Für die Ausübung seiner Ämter waren ihm Ländereien und sonstige Steuer- und Zolleinnahmen zugestanden worden. Nach der Entmachtung des letzten Khri Sul-tan im Jahre 1720 muss auch Wesir Blo-bzang sein Amt verloren haben. Die Wesire, die unter den Khri Sul-tan die beiden Hauptteile der Herrschaft dKar-rtse verwalteten, wurden von den neuen Herrschern von Purig durch Burgvogte (mKhar-dpon) ersetzt.

Tatsächlich waren für die Verwaltung von Suru und dKar-tse nach 1720 wenigstens zweitweise auch zwei Burgvogte zuständig. Dies kann man aus verschiedenen Dokumenten entnehmen, die entweder an den mKhar-dpon von Suru oder an den mKhar-dpon von dKar-rtse gerichtet sind. Aus einer Anweisung des Königs Nyima Namgyel, die 1733 ausgefertigt wurde und die an den mKhar-dpon von dKar-po mkhar gerichtet ist, entnehme ich, dass die für Suru zuständigen Burgvogte offenbar in Karpokhar residierten. Die Burg von Namsuru kann somit zu dieser Zeit keine strategische Bedeutung mehr gehabt haben. Dass der König von Purig gelegentlich auch in Karpokhar residierte ist durch eine Urkunde belegt, die der König Nyima Namgyel, seine Gemahlin und der König Tashi Namgyel (bKra´-shis rnam-rgyal) gemeinsam 1737 im Palast (pho-brangdKar-po mkhar ausfertigen liessen (siehe Burgen in Purig, Abbildung 99).

Abbildung 6: Ehemaliger Standort der Burg Karpokhar auf der linken Seite des Suru-Flusses vom Osten aus photographiert (28. September 2013)

1.4 Der Einfall der Dogra in Suru im Jahre 1834

Im Jahre 1834 musste Suru den Einfall von Dogra-Truppen aus dem südlichen Kishtwar über sich ergehen lassen. Unter Führung von Zorawar Singh marschierten Truppen des Jammu-Herrschers Gulab Singh in diesem Jahr nach Suru, um von dort aus Purig und Ladakh zu unterwerfen. Nach Gergan (S. 511f) erreichten erste Gerüchte das Suru-Tal im sechsten Monat des Holz-Pferd Jahres (7.7.-5.8.1834), die besagten, dass eine Armee aus Kishtwar entsandt worden war, um Purig zu erobern. Nach dem sogenannten Bericht des Dogra Offiziers Basti Ram, der von Cunningham (S. 333) offenbar komplett umgeschrieben wurde, erreichten die Dogra-Truppen das Territorium von Ladakh über einen Pass in der Nähe des Anfangs ("head") des Suru-Tales, wo sie am 16. August 1834 auf den Widerstand des Heerführers Mangal trafen, der eine Armee von 5.000 Man anführte. Nach einer von Gergan (S. 515) zitierten Version der Chronik La-dvags rgyal-rabs betraten die Dogra das Suru-Tal während des 8. Monats tibetischer Zeitrechnung, also zwischen dem 4.9.1834 und dem 2.10.1834. Möglicherweise ist Cunninghams Datierung, 16. August 1838, durch das Datum 16. Tag des 8. tibetischen Monats zu ersetzen. Es ist aber auch nicht auszuschliessen, dass Cunnighams Datumsangabe frei erfunden ist. Nach Cunnighams (S. 334) Wiedergabe des Berichts von Basti Ram war das Getreide beim Eintreffen der Dogra im Suru-Tal erntereif. Während meiner Reise nach Suru Ende August 2014 waren die Ernte-Arbeiten zu dieser Zeit schon in vollem Gange.

Petech (S. 139) schreibt, dass die Dogra den Bhot Khol-Pass überschritten haben, ehe sie das Suru-Tal erreichten. Nach Datta rückten die Dogra über den „Maryum-Pass oder Bhot Khol-Pass“ vor. Dies bedeutet, dass sie das Suru-Tal bei Taisuru erreichten. Beide Autoren äussern hierbei nur Vermutungen. Es ist nicht undenkbar, dass die Dogra das Nun Kun-Massiv südlich von Tangole über den Sentik-Pass und den Barmal-Pass erreichten. Gergan (S. 515) zitiert eine Version der La-dvags rgyal-rabs, nach der die Dogra zunächst in Pa-ni mkhar (~ Panikhar) und Chos-skor (~ Choskore) ankamen. Die gleiche rGyal-rabs berichtet, dass die Dogra davor Ci-lung passiert hatten. Ci-lung ist das Tal des Chilung-Flusses (~ Chalong), eines kleinen Nebenflusses des Suru, der bei Panikhar und Taisuru in den Suru mündet. Insofern unterstützt die zitierte Version der La-dvags rgyal-rabs die Annahmen von Petech und Datta.

      

Abbildung 7: Möglicher Einmarschweg der Dogra nach der Karte von Strachey

 

Abbildung 8: Möglicher Einmarschweg der Dogra nach der Karte von Kenneth-Mason

 

Abbildung 9: Route von Suru über Tangole (~ Tongul) nach Süden (Quelle: Workman)

Alle in Tibetisch geschriebenen Quellen enthalten keine weiteren Details über Zorawar Singhs Ankunft im oberen Suru-Tal. Allerdings berichtet die Chronik La-dvags rgyal-rabs über Verteidigungsmassnahmen, die von sa-phud bKra-shis dbang-phyug ergriffen wurden, der in der Burg von dKar-rtse (~ Kartsekhar) als Burgvogt residierte. Hiernach brachte bKra-shis dbang-phyug eine kleine Truppe von 200 Mann zusammen. Der nachfolgende Kampf mit den Dogra dauerte zwei Tage und endete mit dem Tod des Burgvogtes und seines Sohnes (Francke (1), S. 48f). Nach der von Gergan (S. 515) zitierten Version der rGyal-rabs fanden diese Kämpfe bei der Verteidigung der Burg Karpokhar statt. Diese und andere Angaben in dieser Version offenbaren zwar gute Ortskenntnisse ihrer Verfasser, widersprechen aber den Angaben von Basti Ram, wonach erste Kämpfe kurz vor der Ankunft der Dogra in Suru stattfanden.

Wahrscheinlich erscheint mir daher der folgende Ablauf der Ereignisse zu sein. Der erste Widerstand vor der Ankunft der Dogra in Taisuru und Panikhar ging auf die Verteidigungsmassnahmen von bKra-shis dbang-phyug zurück. Dieser arbeitete nach mir vorliegenden Herrscherurkunden schon 1824 und 1825 als Burgvogt in dKar-rtse. Natürlich wurden die Dogra dabei nicht, wie Cunningham schreibt, von einer 5.000 Mann umfassenden Armee angegriffen. Nach Angaben von Basti Ram verloren die Dogra dabei nur sechs bis sieben Soldaten und hatten fünf oder sechs Verwundete zu beklagen. Auf der Gegenseite ergaben sich 30 Tote und viele Verwundete. Zorawar Singh marschierte danach in Suru ein, verordnete eine Pause von acht Tagen und liess als erstes eine kleine Festung errichten, in der er sich einen Monat lang aufhielt. Diese Festung („fort“) wird noch in dem 1890 publizierten Gazetteer of Kashmir and Ladakh (S. 804) erwähnt, wo wir folgendes nachlesen können. „Súrú or Sooroo… A village and fort on the left bank of the Súrú river… lies 18 miles above Sankho and north-east of Bhotkol pass… The fort was built by Zoráwar Sing in 1834.” Von dieser Festung konnte ich 2013 und 2014 in Suru keine Überreste aufspüren.

Bei dem nachfolgenden Vormarsch in das nördliche Suru-Tal (dKar-rtse) traf Zorawar Singh auf keinen militärischen Widerstand und konnte die Burg Kartsekhar kampflos einnehmen. Nach der erfolgreichen Erstürmung der Burgen von Paskyum und Sod verbrachte er mit seinen Truppen den grössten Teil des Winters 1834/35 in dKar-rtse und Suru. Den im Frühjahr stattfindenden Angriff ladakhischer Truppen konnte er in Lankarchay (~ Lankartse ~ Lankarche ~Langkarchu ~ Lang-gar-rtse ~ Lang mkhar rtse) erfolgreich abwehren und anschliessend kampflos in Ladakh einmarschieren.

Berücksichtigen wir die Urkunden, die mir inzwischen aus den folgenden Jahren bis 1842 vorliegen, so ergaben sich für das Suru-Tal nach dem Abzug der Dogra 1835 keine Veränderungen in der Abhängigkeit vom ladakhischen Königshof. Suru unterstand weiterhin der Verwaltung durch dKar-rtse. Von dem Verwalter (gnyer-pa) von dKar-rtse liegen uns inzwischen sogar Schreiben aus Leh vor, die 1842 geschrieben wurden und die über eine Mobilmachung in Suru und dKar-rtse zur Unterstützung des ladakhischen Königshofs gegen die Dogra berichten. Insofern ist auch anzunehmen, dass die Dogra 1835 nach ihrem Abzug keine Garnison in der Festung in Suru zurückliessen.

2 Anmerkungen zur Religionsgeschichte

2.1 Buddhismus

Dass vor der Islamisierung von Purig auch in Suru der Buddhismus eine gewisse Rolle gespielt hat, wird nicht nur aus dem Vorhandensein der buddhistischen Stelen in Drass, des Felsreliefs von Skitmartse und der riesigen Maitreya-Statue im nördlichen Kartsekhar ersichtlich. In Namsuru wurden 2014 unweit der Burg Burikhar eine buddhistische Statue und Inschriften vorgefunden. Eine systematische Suche in Suru wird zweifellos noch eine Vielzahl buddhistischer Altertümer zutage fördern.

   

Abbildung 10: Kleine Buddha-Stele von Namsuru. Photo: Temba Schuh (28. August 2014)

 

Abbildung 11: Felsen unterhalb der Burgruine von Namsuru mit Inschriften Zeile 1: a, Zeile 2: oṃ ma ṇi pad [m]e, Zeile 3:o[ṃ] ma ṇi [pad] me. Photo: Temba Schuh (28. August 2014)

Eine kleine buddhistische Enklave bilden auch heute noch das bekannte kleine dGe-lugs-pa-Kloster bShad-sgrub ´dzam-gling rgyan in Rangdum (~ Rang-ldum ~ Rang-´dum, siehe Karte von Abbildung 5) und der ehemals winzige Ort Juldoo (~ Zulidok), welche allerdings als südöstlicher Aussenposten von Suru zu bewerten sind. Beide liegen in nahezu 4000 m Höhe zwei Tagesmärsche von Parkachik, dem letzten grösseren Ort von Suru auf dem Weg zum Pass Pensi-La, entfernt. Nach der heutigen Gebietsreform ist Rangdum die Bezeichung eines Dorfes (village") mit den Weilern (hamlets, habitations) Gongchuk, Juldoo (~ Zulidok ~ Yuldo ~ Yüldo ~ Yul-mdo), Shakma Karpo (~ Shama Kurpo), und Tashi Stongday (~ Tazi Tonazas). Rangdum gehört zum Panchayat Parkachik (siehe die Karten von Abbildungen 1 und 5). Der Census of India 2001 zählt für das Dorf Rangdum 68 Haushalte und 284 Personen (149 männliche and 135 weibliche Personen). Danach kommen auf jeden Haushalt durchschnittlich 4,18 Personen. Im 17. und 18. Jahrhundert wohnten dort kaum mehr als ca. 140 Personen. Nach einer von Dieter Schuh im Jahre 1975 im Kloster Rangdum photographierten und 1976 veröffentlichten Herrscherurkunde des ladakhischen Königs Tshewang Namgyel (Tshe-dbang rnam-rgyal) (Schuh 1, S. 41f und S. 254-257, Schuh/Phukhang, S. 99f) wurde das Gebiet um Rangdum (rang-´dum gyi phu-mda' , phyogs phan-tshun gyi sa-rigs gang yin dang, yul grong ma chags-pa´i sa-rigs gang na yod-do-gcog bcas) 1779 oder 1783 an den mNga´-ris sprul-sku Blo-bzang dge-legs ye-shes grags-pa übertragen. Nach dem Kontext dieser Urkunde war zu dieser Zeit in Rangdum kein Kloster vorhanden. Das jetzige Kloster Rangdum ist somit kein Relikt aus der Zeit vor der Islamisierung von Suru. Im Holz-Rind-Jahr 1805 verfasste der mNga´-ris sprul-sku Blo-bzang dge-legs ye-shes grags-pa eine Verfügung über die Einhaltung der Klosterdisziplin und das rechte Verhalten  (bca´-yig ) für das Kloster Rang-ldum bShad-sgrub ´dzam-gling rgyan (Schuh 1, S. 42 und S. 258-267, Schuh/Phukhang, S. 101-106). Nach Mills (S. 21) wurde das Kloster 1783 von dem mNga´-ris sprul-sku gegründet. Wie bei Ethnologen häufig, fügt Mills keine Quellenangabe bei. Sicher ist einstweilen lediglich, dass dieses Kloster einige Jahre nach 1779/1783 und vor 1805 fertiggestellt wurde.

   

Abbildung 12: Landschaft zwischen Parkachik und Juldoo im Jahre 1975. Photo: Hans Engels

 

Abbildung 13: Juldoo im Jahre 1975. Photo: Hans Engels

   

Abbildung 14: Yaks und Stūpas in Juldoo im Jahre 1975. Photo: Hans Engels

 

Abbildung 15: Das Kloster Rangdum (Quelle: User Malibek Wikimedia Commons)

   

Abbildung 16: Innenhof des Klosters Rangdum im Jahre 1975. Photo: Hans Engels

 

Abbildung 17: Junger Mönch und Kinder aus Juldoo im Kloster Randum in Jahre 1975. Photo: Hans Engels

   

Abbildung 18: Die Ladakh/Zangskar-Expedition des Jahres 1975 vor dem Eingang zum Kloster Rangdum. Photo: Hans Engels (1975)

 

Abbildung 19: Vor dem Eingang zur Gebetshalle des Klosters Rangdum. Photo: Hans Engels (1975) 

2.2. Islam

Es besteht kein Zweifel daran, dass frühe missionarische Bemühungen islamischer Geistlicher der Nūrbakhshīya Sekte, wie die von z. B. Shams ud-Din ’Irāqī und Sheikh Daniel (siehe Drass 2.3 Anmerkungen zur frühen Islamisierung von Drass und Purig), den Beginn der Islamisierung von Purig und Drass markieren. Ob dieser Beginn dKar-rtse und das abgelegene Suru tangiert hat, ist bei der gegenwärtigen Quellenlage kaum zu beantworten. Unzweifelhaft setzte aber der Prozess einer nachhaltigen Islamisierung von dKar-rtse und Suru im 17. Jahrhundert ein, wie schon der Titel Sultan bzw. Khri Sultan für den 1773 nach Ladakh deportierten Herrscher von dKar-rtse belegt. Der Titel des heute in Kargil und den Suru-Tal sehr verehrten Sayyid Mīr Hāshim, dessen renovierte und zu einem Pilgerort ausgestaltete Astana-Grabmonument sich unterhalb von Karpokhar befindet, kann als Hinweis darauf gewertet werden, das die Sayyids bei der Islamisierung von Suru eine prominente Rolle spielten. Sayyids sind Nachfahren des Propheten Mohammed. Sie stammen von dessen Tochter Fatimah und Ali ibn Abi Talib ab. In Suru tragen sie auch den Titel Aga und sind dort die führenden Persönlichkeiten der dort dominierenden Schiiten.

Nicola Grist (S. 26, 88 and 92) beschrieb die Sayyids folgendermassen:

The leading Agas have studied for many years in the Shi’ite centres of Iraq and Iran, and are literate in Farsi and Arabic, the languages of their religious books. As sayyids, the Agas trace descent in the male line from different Imams and have lineage names as Rizvi, Husaini and Musavi. In Suru, there are a number of sayyid lineages, but only a few of the Agas are important leaders.

Sayyids take a keen interest in their patrilineal ancestry (mirabs), that traces their descent to the family of the Prophet, and they usually possess a written record of this. For example, Aga Miggi Oil has a book in which his father wrote their line of descent through twenty-four generations from the Eighth lmam.

All sayyids are respected with the titles Aga or archo, and are thought to have greater healing power and sexual potency than ordinary people… They usually perform a number of types of healing, such as giving tawiz (protective amulets) and poo ba, a form of healing, which is performed by reciting some lines from the Koran then blowing on the affected person… Leading clerics - both Agas and shaikhs - wear a special dress when they are doing their religious work, which is reserved for clerics who have undergone extensive religious studies. But only sayyids may wear black turbans and other clerics wear white ones.“

Grist erwähnt des weiteren eine Anzahl von Dokumenten (daftar), die in den Haushalten der Sayyids vorhanden sind. Der persische Terminus Daftar ist im klassischen Tibetisch als Deb-ther belegt und bezeichnet hier eine Gruppe bestimmter historiographischer Werke. Dies ist z. B. aus dem Buchtitel Deb-ther dmar-po „Rote-Annalen“ ersichtlich. Nach Grist bezeichnet man mit Daftar einen „set of records and agreements“, also eine Sammlung von Dokumenten mit den Namen der führenden Funktionsträger bestimmter schiitischer Gruppen und Verträge bzw. Rechtsentscheide zu Rechtsstreitigkeiten etc. Dokumente dieser Art sind natürlich historisch und sozialgeschichtlich hochinteressant und dürften vermutlich auch der Schlüssel für die Erforschung der Geschichte der Islamisierung von Purig und insbesondere des Suru-Tales seit dem 17. Jahrhundert sein. Dies gilt um so mehr, als Aga Sayyid Mohammad alias Aga Miggi Ort von Taisuru mir bei einem Besuch in seinem Haus in Taisuru im August 2014 erzählte, dass nach Angaben seines 1957 verstorbenen Vaters, Aga Jaffar, seine Familie seit der Übersiedlung nach Purig in der 9. Generation im Suru-Tal lebt.

Aga Miggi Ort repräsentiert eine in Taisuru hochverehrte Familie von islamischen Geistlichen, die somit vermutlich im 17. Jahrhundert ins Suru-Tal einwanderte. Wir konnten auch den jüngeren seiner Söhne Syed Mehdi Razavi und seine Tochter Masura Bagum in Taisuru kennenlernen. Der ältere Sohn, Aga Syed Abass Rizvi, ist in Kargil Mitglied des Ladakh Autonomous Hill Development Council.

Abbildung 20: Der Aga Sayyid Mohammad alias Aga Miggi Ort von Taisuru im Empfangsraum seines Hauses. Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)

Abbildung 21: Der Aga Sayyid Mohammad und sein Sohn Syed Mehdi Razavi im Empfangsraum ihres Hauses. Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)

Als Beleg für die Herkunft seiner Familie erlaubte Aga Miggi Ort mir, einen Ausschnitt eines nach seinen Angaben im Irak publizierten Buches zu photographieren, der die Genealogie dieser Aga-Familie aus Taisuru enthalten soll.

Abbildung 22: Genealogie der Sayyid-Familie von Aga Sayyid Mohammad. (24. August 2014)

Aga Miggi Ort erlaubte mir auch, eines seiner Daftar-Texte zu photographieren. Dabei handelt es sich um ein gebundenes Heft, in das zahlreiche beschriftete und teilweise mit Siegeln versehene Blätter eingelegt waren. Texte dieser Art wurden bisher nirgends publiziert. Es wurde vereinbart, dass Syed Mehdi Razavi diesen Daftar ins Englische übersetzt.

Abbildung 23: Christoph Cüppers, Aga Sayyid Mohammad, Dieter Schuh und Ajaz Hussain Munshi diskutieren über den Inhalt des Daftar-Manuskripts. Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)

Abbildung 24: Beispielseiten des Daftar von Aga Sayyid Mohammad. (24. August 2014)

   

Abbildung 25: Einzelnes mit einem Siegel versehenes Blatt aus dem Daftar (24. August 2014)

 

Abbildung 26: Die letzte Seite des Daftar (24. August 2014)

Zu den Heiligtümern des Sayyid-Haushaltes gehörte auch ein altes handgeschriebenes Exemplar des Koran, das uns in Kargil von Aga Syed Abass Rizvi vorgelegt wurde.

Abbildung 27: Alte Koran-Handschrift aus dem Hause von Aga Sayyid Mohammad (24. August 2014)

Neben den Sayyids sind hier noch zwei weitere Gruppen islamischer Geistlicher zu erwähnen, die eine besondere Rolle im gesamten Suru-Tal spielen. Dies sind die Shaiks und die Akhuns. Nicola Grist hat diese Gruppen wie folgt charakterisiert:

(S. 26) “In addition to the core aghas' lineages, there are other religious practitioners, such as lesser aghas, shaikhs, non-sayyid men who have undertaken religious studies usually in the Middle East, and akhuns, village-level clerics who often act as teachers and healers. The factions have a representative in each village, usually an akhun or hajji (someone who has visited the Shi'ite pilgrimage centres in the Middle East or Mecca), who is responsible for collecting the members taxes, for ad hoc collections and organising work parties.”

(S. 94): Shaikhs, who are non-sayyid men with a large amount of religious education, are also treated with a great deal of respect in Kargil tehsil… In Kargil some of the most influential religious leaders are shaikhs and there is less emphasis on the role of aghas.”

(S. 94) “Akhuns are men with some religious training, some are hereditary, and they are also generally treated with some respect. They are usually active just within one or two villages whereas important aghas and shaikhs do religious work over a wider area. They provide a variety of religious services, particularly teaching Arabic and Farsi, but they may also officiate at life-cycle ceremonies and some of them are renowned matam speakers. In the goma-pa matam is normally conducted by an akhun in their imam-barah, as the aghas rarely conduct these ceremonies. Akhuns are often healers and Rizvi says that they are similar to Buddhist amchis (practitioners of Tibetan medicine)”

   

Abbildung 28: Photo eines Shaikh: Shaikh Mussa Shariifie, Imam Jammat of Kargil

 

Abbildung 29: Photo eines Akhun: Akhon Atullah

3 Die Orte der ehemaligen Herrschaft Suru und Anmerkungen zur Einwohnerzahl

Siehe auch: Burgen in Purig 3.1.3 Die Burg Birukhar in Namsuru und 3.1.4 Die Burg Karpokhar an der nördlichen Grenze der Herrschaft Suru

   

Abbildung 30: Nördlicher Teil der ehemaligen Herrschaft Suru

 

Abbildung 31: Südlicher Teil der ehemaligen Herrschaft Suru

Nach der heutigen administrativen Einteilung des Kargil-Distrikts besteht der „Block“ Taisuru aus den Panchayats Yuljuk, Namsuru, Taisuru, Panikhar, Tangole und Parkachik (siehe die Karte von Abbildung 5).

3.1 Der Panchayat Yuljuk

Der Panchayat Yuljuk erstreckt sich auf der linken Seite des Suru-Flusses von Karpokhar nach Süden bis zum Dorf Yuljuk (siehe Abbildung 30). Er bildet das nördliche Eingangstor des oberen (südlichen) Suru-Tales und umfasst die Dörfer („villages“) Karpokhar, Purtikchay und Yuljuk (siehe auch die Karte von Abbildung 5). Die Strasse, die heute Karpokhar mit Purtikchay verbindet, verläuft allerdings auf der rechten Seite des Suru-Flusses durch den Panchayat Sangrah, der noch zum „Block“ Sankoo gehört. Auf dieser Strasse überquert man von Sankoo aus kommend zunächst kurz vor Karpokhar auf einer Brücke den Suru-Fluss, fährt an Sangrah vorbei, um dann bei Gailing (~ Gyaling) wieder auf die linke Seite des Suru-Flusses zu wechseln.

3.1.1 Das Dorf Karpokhar

Das „Dorf“ (village) Karpokhar (~ Karp Okhar ~ dKar-po mkhar), dass heute die Stelle der ehemaligen Festung einnimmt, umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Brok,
Goma,
Mirkhore und
Yukma.

Abbildung 32: Karpokhar vom Osten aus photographiert. Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2104)

Abbildung 33: Karpokhar von Westen aus photographiert (4. Oktober 2013)

Der Census of India 2001 zählt für das „Dorf ” Karpokhar 15 Haushalte und 95 Einwohner (52 männliche und 43 weibliche Personen). Die durchschnittliche Zahl der Personen pro Haushalt beträgt somit 6,33. Die Zahl der Einwohner dürfte im 17. und 18. Jahrhundert keinesfalls grösser gewesen sein.

3.1.2 Das Dorf Purtikchay

Das Dorf („village“) Purtikchay (~ Purtikchey ~ Phokchy) ist eine Ansammlung von kleinen Weilern (hamlets, habitations) auf der linken Seite des Suru-Flusses zwischen Karpokhar und Yuljuk. Es besteht aus den Weilern (hamlets, habitations)

Biama (Beima, Abbildung 40),
Brakzang,
Gialing (~ Gyaling, Abbildungen 34 und 35)
Goma,
Gongcho,
Serpokhang,
Thangboo (~ Thamboo, Abbildungen 36-38) und
Yukma.

   

Abbildung 34: Lage von Gailing, des ersten Weilers von Purtikchay nach Karpokhar, auf der linken Seite des Suru-Flusses 

 

Abbildung 35: Der Weiler Gailing von Purtikchey vom Osten aus photographiert (24. August 2014)

Abbildung 36: Lage von Thangboo westlich von Gailing vom Südosten aus photographiert (24. Augst 2014)

Abbildung 37: Thangboo vom Osten aus photographiert  (24. August 2014)

Abbildung 38: Moschee und Häuser von Thangboo (28. September 2013)

Abbildung 39: Weiler zwischen Thangboo und Beima vom Osten aus photographiert (24. August 2014)

Im südwestlichen Teil von Purtikchay öffnet sich das Tal bei Beima und gibt einen Blick auf das gewaltige Massiv des Nun Khun frei.

Abbildung 40: Der Weiler Baima von Purtikchay und das Nun Kun-Massiv vom Norden aus photographiert. Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)

Nach dem Census of India 2001 lebten in dem Dorf Purtikchay 59 Haushalte mit 281 Personen. Davon waren 127 männlichen und 162 weiblichen Geschlechts. Auf jeden Haushalt kamen somit durchschnittlich 4,76 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 140 Personen in Purtikchay lebten.

3.1.3 Das Dorf Yuljuk

Das Dorf (“village”) Yuljuk (~ Yul-´jug ~ Yoljok) liegt auf der linken Seite des Suru-Flusses (siehe die Karten von Abbildungen 30, 31 und 41) und umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Brakchan,
Damsana (~ Damsna),
Khichore,
Tongus,
Yukma Thang,
Yuljuk und
Yuljuk Thang.

Abbildung 41: Lage der Weiler Damsana und Yuljuk sowie des Dorfes Khans

Abbildung 42: Der Weiler Damsana vom Norden aus photographiert. Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)

Abbildung 43: Der Weiler Yuljuk von Norden aus photographiert (24. August 2014)

Abbildung 44: Erntearbeiten in Yuljuk (24. August 2014)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Yuljuk zusammen 138 Haushalte mit 1.019 Personen gezählt (davon 515 männlich und 504 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 7,38 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 510 Personen in Yuljuk lebten.

3.2 Der Panchayat Taisuru

Der Panchayat Taisuru (siehe die Karten der Abbildungen 1, 5, 30 und 45) besteht aus den Dörfern (“villages”) Kargee und Taisuru.

Abbildung 45: Der mittlere Teil der ehemaligen Herrschaft Suru zwischen dem Dörfern Yuljuk und Choskore

3.2.1 Das Dorf Kargee

Das Dorf ("village") Kargee liegt zwischen dem Weiler Yuljuk und Taisuru auf der linken Seite des Suru-Flusses. Es umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Grong,
Maita (Abbildungen 45-48)
Malagrong,
Spankhore und
Zinkhore.

Abbildung 46: Die Weiler Maita und Yuljuk von Namsuru aus photographiert. Photo: Temba Schuh (28. August 2014)

Abbildung 47: Der Weiler Maita von Norden aus photographiert (2013)

Abbildung 48: Der Weiler Maita von Süden aus photographiert (24. August 2014)

Abbildung 49: Kargee und die Orte Namsuru, Taisuru und Panikhar von der ehemaligen Burg Birukhar aus photographiert. Photo: Temba Schuh (28. August 2014)

Abbildung 50: Die südlichen Teile des Dorfes Kargee auf der linken Seite des Suru-Flusses mit dem nach Westen führende Seitental (Route zum Pass Umba La und Drass) von der Burg Birukhar von Namsuru aus photographiert. Photo: Temba Schuh (28. August 2014) 

Abbildung 51: Die südlichen Teile des Dorfes Kargee (24. August 2014)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Kargee zusammen 76 Haushalte mit 490 Personen gezählt (davon 269 männlich und 221 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 6,45 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 245 Personen in Kargee lebten.

3.2.2 Das Dorf Taisuru

Das Dorf (“village”) Taisuru (~ Tesuru ~ De Su-ru, Abbildungen 5, 45, 49, 52 und 53), welches auf der linken Seite des Suru-Flusses liegt, besteht aus den Weilern (hamlets, habitations)

Astana Khore,
Ralam Khore,
Taisuru und
Zing Khore

Abbildung 52: Die Orte Taisuru (rechts) und Panikhar (links). Durch das Tal des in der Mitte zu sehenden Chilung-Flusses (~ Chalong), eines Nebenflusses des Suru, führen Routen nach Kaschmir und Kishtwar (4. Oktober 2013)

Abbildung 53: Das Dorf Taisuru von Namsuru aus photographiert (4. Oktober 2013)

Abbildung 54: Taisuru von Südosten aus photographiert (4. Oktober 2013)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Taisuru zusammen 59 Haushalte mit 507 Personen gezählt (davon 269 männlich und 238 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 8,59 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 254 Personen in Taisuru lebten.

3.3 Der Panchayat Panikhar

Die nächsten Dörfer südlich von Taisuru auf der linken Seite des Suru-Flusses gehören zum Panchayat Panikhar, welches aus den Dörfern (“villages”) Prantee, Panikhar, Choskore und Achambur besteht.

Abbildung 55: Lage der Dörfer Prantee, Panikhar, Choskore und Achambur im Panchayat Panikhar

3.3.1 Die Dörfer Panikhar und Prantee

Das Dorf (“village”) Panikhar (~ Pa-ni-mkhar) umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Gatoo Khore,
Goma Panikhar,
Gongchuk,
Rkilma Khore und
Yukchuk.

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Panikhar zusammen 49 Haushalte mit 317 Personen gezählt (davon 168 männlich und 149 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 6,47 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 159 Personen in Panikhar lebten.

Das Dorf ("village") Prantee (~ Pranti ~ Printi) besteht aus den Weilern (hamlets, habitations)

Baghpa,
Dalachey,
Kathpa Kachey,
Printi,
Rakrik,
Thang und
Yuk Khore.

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Prantee zusammen 72 Haushalte mit 421 Personen gezählt (davon 219 männlich und 202 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 5,85 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 210 Personen in Prantee lebten.

Abbildung 56: Die Dörfer Panikhar und Prantee am linken Ufer des Suru-Flusses vom Osten aus photographiert (4. Oktober 2013)

3.3.2 Das Dorf Choskore

Das nächste Dorf ("village") südlich von Panikhar ist Choskore (~ Chosker Suru ~ Chos-´khor ~ Chos-skor ~ Cashkor). Dieses Dorf besteht aus den Weilern (hamlets, habitations)

Bagh Line,
Biama,
Choskore Main,
Shagran,
Sochey und
Thang.

Abbildung 57: Das Dorf Choskore südlich von Paniklhar vom Osten aus photographiert (4. Oktober 2013)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Choskore zusammen 41 Haushalte mit 347 Personen gezählt (davon 171 männlich und 176 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 8,46 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 174 Personen in Choskore lebten

3.3.3 Das Dorf Achambur

Achambur ist das letzte Dorf im Süden des Panchayat Panikhar. Es besteht aus den Weilern (hamlets, habitations)

Biama,
Choskore,
Thangyul und
Thangzor.

Abbildung 58: Das Dorf Achambur von der Strasse am rechten Ufer des Suru-Flusses auf dem Weg nach Süden photographiert (4. Oktober 2013)

Abbildung 59: Das Dorf Achambur vom Osten aus photographiert (4. Oktober 2014)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Achambur zusammen 54 Haushalte mit 387 Personen gezählt (davon 194 männlich und 193 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 7,17 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 194 Personen in Achambur lebten.

3.4 Der Panchayat Namsuru

Der Panchayat Namsuru erstreckt sich auf der rechten Seite des Suru-Flusses von Khans im Norden bis Kochik im Süden. Dieser Panchayat umfasst die Dörfer („villages“) Khans, Namsuru, Thulus-Spursa und Kochik.

Abbildung 60: Lage der Dörfer des Panchayat Namsuru (in roter Schrift) der ehemaligen Herrschaft Suru. Man beachte, dass der obere Teil der Karte nicht nach Norden ausgerichtet ist

3.4.1 Das Dorf Khans

Das nördlich von Namsuru gelegene Dorf (“village”) Khans (~ Khaws ~ Khows) besteht aus den Weilern (hamlets, habitations)

Asgato,
Khaws,
Saldak Gund und
Zairath.

Abbildung 61: Lage der Ortschaften Khans und Namsuru vom Norden aus photographiert (28. September 2013)

Abbildung 62: Das Dorf Khans vom Westen aus photographiert (4. Oktober 2013)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Khans zusammen 80 Haushalte mit 593 Personen gezählt (davon 303 männlich und 290 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 7,41 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 300 Personen in Khans lebten.

3.4.2 Das Dorf Namsuru

Das Dorf Namsuru und seine Burg Birukhar erregte mein besonderes Interesse, war es doch im 16. Jahrhundert offenbar das politische Zentrum der ehemaligen Herrschaft Suru (siehe oben 1.1 Zur Erwähnung von Namsuru in der Inschrift von Wanla). Am 24. August 2014 suchte ich und Ajaz Hussain Munshi das Dorf Namsuru ein zweites Mal auf, um den Standort der Burg Birukhar zu erkunden. Dabei wurden wir und unsere Begleiter von Einwohnern des Ortes sehr freundlich aufgenommen. Das Gleiche passierte Temba Schuh und Mohammed Fayaz am 28. August 2014. Nach der Inspektion von Birukhar (siehe oben Abbildungen 3-4 und Burgen in Purig 3.1.3 Die Burg Birukhar in Namsuru) zeigte man Ihnen einige buddhistische Altertümer (siehe oben Abbildungen 10-11 und Altertümer von Purig) und erlaubt ihnen, zwei alte tibetischsprachige Schriftstücke zu photographieren. Eines davon ist ein zwischen den Leuten von Namsuru (sNaṃ su-ru-pa) und dem Klan der Kha-bus-pa im Erde-Schlange-Jahr 1749 geschlossener Vertrag, der in der ersten Zeile mit einem Konfirmationsvermerk des Königs von Purig Nyima Namgyel (Nyi-ma rnam-rgyal) versehen ist. Beide Dokumente werden von mir kurzfristig mit Edition und Übersetzung veröffentlicht werden. Daneben zeigte man Ihnen alte Steintöpfe und sonstige altertümliche Gerätschaften.

Abbildung 63: Vertrag des Jahres 1749 aus Namsuru mit Konfirmationsvermerk des Königs Nyima Namgyel. Photo: Temba Schuh (28. August 2014)

      

Abbildung 64: Alte Steintöpfe aus Namsuru. Photo: Temba Schuh (28. August 2014) 

 

Abbildung 65: Alter Steintopf aus Namsuru. Photo: Temba Schuh (28. August 2014) 

 

 

 Abbildung 66: Alter Steintopf aus Namsuru. Photo: Temba Schuh (28. August 2014) 

 

Abbildung 67: Freundliche Begegnung von Christa Schuh (links) mit Frauen und Kindern aus Namsuru. Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)

      
Abbildung 68: Kleines Mädchen aus Namsuru.Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)  

Abbildung 69: Kleiner Junge aus Namsuru Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014) 

 

Abbildung 70: Junges Mädchen aus Namsuru Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)

Abbildung 71: Diskussion mit Ajaz Hussain Munshi (rechts) über den Standort der Burg Burkhar. Photo: Siegfried Rademacher (24. August 2014)

Das Dorf (“village”) Namsuru (~ Nam Su-ru ~ sNam Su-ru) umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Bagh Khore,
Burikhar,
Goma,
Musttay,
Ranthak,
Yukma und
Zing Khore.

Abbildung 72: Das Dorf Namsuru von Kargee aus photographiert (4. Oktober 2013)

Abbildung 73: An den Suru-Fluss angrenzender, unterer Ortsteil von Namsuru (24. August 2014)

Abbildung 74: Zwei Ortsteile von Namsuru unterhalb der Burg Birukhar (24. August 2014)

Abbildung 75: Häuser in Namsuru (24. August 2014)

Abbildung 76: Altes Bauernhaus in Namsuru (24. August 2014)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Namsuru zusammen 96 Haushalte mit 701 Personen gezählt (davon 381 männlich und 320 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 7,30 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 350 Personen in Namsuru lebten.

3.4.3 Das Dorf Thulus-Spursa

Das nächste Dorf (“village”) südlich des Ortes Namsuru ist Thulus Spursa (siehe Abbildung 60). Es umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Gato Khows,
Lamjing,
Spursa (~ Pursa) und
Thulus.

Abbildung 77: Der Weiler Thulus an der rechten Seite des Suru-Flusses (4. Oktober 2013)

Abbildung 78: Der Weiler Spursa von Kargee aus mit dem Teleobjektiv photographiert (24. August 2014)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Thulus-Spursa zusammen 42 Haushalte mit 323 Personen gezählt (davon 166 männlich und 157 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 7,69 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 162 Personen in Thulus-Spursa lebten.

3.4.4 Das Dorf Kochik

Das Dorf (“village”) Kochik ist der südlichste Ort des Panchayat Namsuru. Es umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Bagh Khore,
Gatoo,
Grong,
Kochik,
Kochik Thangole und
Thanstoo.

Abbildung 79: Kochik im Panchayat Namsuru (4. Oktober 2013)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Kochik zusammen 37 Haushalte mit 272 Personen gezählt (davon 143 männlich und 129 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 7,35 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 136 Personen in Kochik lebten.

3.5 Die Panchayats Tangole und Parkachik

Abbildung 80: Lage der Panchayats Tangole und Parkachik sowie des zum Panchayat Parkachik gehörenden Rangdum (alle nördlich des Nun Kun-Massivs)

3.5.1 Panchayat und Dorf Tangole

Tangole (~ Tangol ~ Tongul) ist die Bezeichnung eines Panchayats und eines Dorfes (“village”) südlich von Panikhar. Das Dorf Tangole liegt auf der linken Seite des Suru-Flusses, der hier von Osten nach Westen durch eine enge Schlucht strömt, und umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Analtik,
Gongma,
Gratoo Khor,
Shartan,
Tingochey,
Yukma und
Zgang Doksboo.

Abbildung 81: Tangole auf der linken Seite der im Vordergrund sichtbaren Schlucht des Suru-Flusses (4. Oktober 2013)

Abbildung 82: Tangole von der rechten Seite des Suru-Flusses aus photographiert (4. Oktober 2013)

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Tangole zusammen 83 Haushalte mit 552 Personen gezählt (davon 300 männlich und 252 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 6,65 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 276 Personen in Tangole lebten.

3.5.2 Die Dörfer Parkachik und Rangdum im Panchayat Parkachik

Der Panchayat Parkachik erstreckt sich nach Osten über ein langgezogenes, nur spärlich bewohntes Gebiet bis nach Rangdum. Es umfasst nach der heutigen Gebietseinteilung die Dörfer („villages“) Parkachik und Rangdum.

Das Dorf (“village”) Parkachik (~ Parkutse) besteht aus den Weilern (hamlets, habitations)

Bardol,
Brak Doks,
Doks,
Farol,
Gatokhore,
Gongma,
Sharagon,
Stagyul und
Yogma.

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Parkachik zusammen 129 Haushalte mit 993 Personen gezählt (davon 514 männlich und 419 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 7,23 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 467 Personen in Parkachik lebten.

Rangdum (~ Ringdum ~ Rang-ldum ~ Rang-´dum) ist die Bezeichnung der Gegend, in der gegen Ende des 18. Jahrhunderts das dGe-lugs-pa-Kloster bShad-sgrub ´dzam-gling rgyan errichtet wurde (siehe Abbildungen 15-19), und der Name eines neugebildeten Dorfes (“village”). Das Dorf umfasst die Weiler (hamlets, habitations)

Gongchuk,
Juldoo (~ Zulidok ~ Yuldo ~ Yüldo ~ Yul-mdo, siehe Abbildungen 13-14),
Shakma Karpo (~ Shama Kurpo) and
Tashi Stongday (~ Tazi Tonazas).

Nach dem Census of India 2001 wurden für das Dorf Rangdum zusammen 68 Haushalte mit 284 Personen gezählt (davon 149 männlich und 135 weiblich). Somit lebten 2001 in jedem Haushalt durchschnittlich 4,18 Personen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Einwohner im 17ten und 18ten Jahrhundert nicht mehr als 50% der oben angegebenen Anzahl betrug, so ergibt sich, dass in jener Zeit nicht mehr als ca. 142 Personen in Rangdum lebten.

4 Kurze Anmerkung zur historischen Demographie

Nach dem Census of India 2001 wurde für das Gebiet der ehemaligen Herrschaft Suru eine Bevölkerungszahl von 7.522 Personen gezählt. Für den Zeitraum des 17ten und 18ten Jahrhunderts schätze ich die Zahl der Bewohner auf maximal 50% dieser Zählung von 2001. Dies bedeutet, dass in der Herrschaft Suru zur damaligen Zeit maximal 3814 Personen lebten. Wenn wir annehmen, dass auf jedem Haushalt im Durchschnitt ca. 6 Personen kommen, ergibt dies eine Zahl von 636 Haushalten. Dies ist gleichzusetzen mit der Zahl der Soldaten, die die Bevölkerung maximal für die Miliz dieser Herrschaft bereitstellen konnte. Dies bedeutet, dass Suru letztendlich stets gegenüber seinen grösseren Nachbarn militärisch unterlegen war. 

5. Literatur

A. H. Francke: Antiquities of Indian Tibet. Part I. Personal Narrative. Calcutta 1914
A. H. Francke (1): Antiquities of Indian Tibet. Part (Volume) II. The Chronicles of Ladakh and Minor Chronicles. Texts and Translations, with Notes and Maps. Calcutta 1926 (Reprint New Delhi 1972)
Mirza Haidar: The Tarikh-i-Rashidi of Mirza Muhammad Haidar, Dughlát. A History of the Moghuls of Central Asia. An English Version. Edited, with Commentary, Notes and Map by N. Elias. The Translation by E. Denison Ross. London 1895
Kenneth Mason: Routes in the Western Himālya, Kashmīr, &c. Vol. I. Pūnch, Kashmīr & Ladākh (Second Edition). Calcutta 1929
Martin A. Mills: Identity, Ritual and State in Tibetan Buddhism. New York 2003
Arthur Neve: The Tourist’s Guide to Kashmir, Ladakh, Khardo, &c. Eleventh Edition. Lahore 1918
Dieter Schuh: Herrscherurkunden und Privaturkunden aus Westtibet (Ladakh). Monumenta Tibetica Historica, Abteilung III, Band 11. Halle 2008
Dieter Schuh (1): Urkunden und Sendschreiben aus Zentraltibet, Ladakh und Zanskar. 1. Teil: Faksimiles. Mit einer ausführlichen Einleitung herausgegeben. (Monumenta Tibetica Historica, Abteilung 3: Diplomata et Epistolae, Band 2) St. Augustin 1976
Dieter Schuh and Ajaz Hussain Munshi: Travel into the History of Purig. Preliminary Report about a Journey to Purig in 2013. Andiast 2014
Dieter Schuh und J. K. Phukhang: Urkunden und Sendschreiben aus Zentraltibet, Ladakh und Zanskar. 2. Teil: Edition der Texte. (Monumenta Tibetica Historica, Abteilung 3: Diplomata et Epistolae, Band 4) St. Augustin 1979
Henry Strachey: Map of Ladak with the adjoining Parts of Balti and Monyul. 1851
Godfrey Thomas Vigne: Travels in Kashmir, Ladakh, Iskardo. The Countries Adjoining the Mountain-Course of the Indus and the Himalaya North of the Punjab. Volume II, London 2005. Nachdruck der Ausgabe von 1842
Kurt Tropper: The Historical Inscription in the Gsum brtsegs Temple at Wanla, Ladakh. In: Text, Image and Song in Transdisciplinary Dialogue, Leiden 2007, S. 105-150
Workman, Fanny Bullock and William Hunter: Peaks and Glaciers of Nun Kun. New York 1909

Autor: Dieter Schuh, 2014, unter Mitarbeit von Ajaz Hussain Munshi (ortskundige Führung), Siegfried Rademacher (diverse Photos) und Temba Schuh (diverse Photos).