Tibet-Encyclopaedia

 

Ringang Rigdzin Dorje (Rin-sgang Rig-´dzin rdo-rje)


Ringang Rigdzin Dorje (* 1899; † 23. März 1945) war der der erste Elektro- und Wasserbau-Ingenieur Tibets. Er studierte in den Jahren 1916-1918 Elektrotechnik in England. Im Jahre 1927 errichtete er in dem ca. 15 km nordöstlich von Lhasa gelegenen Dogde (Dog-bde) das erste der Stromerzeugung dienende Wasserkraftwerk Tibets. Ringang war verheiratet und hatte drei Kinder.  

Ringang Rigdzin Dorje, auch Changngöpa (Chang-ngos-pa) genannt, entstammte einer Adelfamilie, deren Familiengut Ringang bzw. Rinchengang (Rin-chen sgang) in dem nordwestlich  von Lhasa gelegenen Tolung (sTod-lung) gelegen war. Er war der zweitälteste Sohn des Ringang Kesang Nyima (Rin-sgang bsKal-bzang nyi-ma), der als Magistrat (snang-shag mi-dpon) von Lhasa tätig war.

Ringang war der jüngste von vier tibetischen Jungen, die im April 1913 zu Studien nach England geschickt wurden. Nach dem Schulbesuch von Rugby studierte er Elektro-Technik am Northampton Polytechnic Institute in London (1916-1918). Seine praktische Ausbildung erhielt er bei der Aluminium Corporation in Dalgarrog in Nord-Wales wo er Gelegenheit hatte eine hydro-elektrisches Werk zu studieren und Vermessungstechnik und andere Fertigkeiten erlernte in Zusammenhang mit dem Bau eines Staudamms. Er verließ England im Juni 1920 nach fast 7 Studienjahren. Um weitere Kenntnisse zu erwerben kehrte er im Januar 1922 nach England zurück. Nach der Ausbildung in verschiedenen Bereichen der Elektrotechnik bei der General Electric Company und im Fach des Wasserkraftwerkbaus bei der Firma Arms Whiteworth and Co. Ltd. erwarb er im Auftrage der tibetischen Regierung hydro-elektrische Maschinen und kehrte im September 1924 nach Tibet zurück (Dhondup, 1984, p. 53-56). Die englischen Maschinen waren schon Ende Oktober 1924 in Kalimpong angekommen (Williamson, 25/10/24), aber der Transport aller Teile nach Lhasa zog sich bis Ende 1926 hin. Ringang konnte schließlich das Wasserkraftwerk ab Juli 1927 in Dogde (Dog-bde; ca. 15 km nordöstlich von Lhasa im Tal gleichen Namens gelegen) errichten (Bailey, 1/7/27).  

Das Kraftwerk von Dode lieferte den Strom für die Münzstätte und das Arsenal von Trabshi Lekhung (Voller Name: Grwa-bzhi glog-´khrul las-khung „Trabshi elektrische Maschinenfabrik“, 3 km nördlich von Lhasa, wo heute das berüchtigte Gefängnis von Trabshi liegt). Die elektrische Energie war entscheidend für den Einsatz moderner Maschinen für den Druck von Banknoten und das Prägen von Münzen, nachdem die Münzstätte Trabshi Lekhung modernisiert und offiziell im Jahr 1932 wiedereröffnet worden war. Mit Hilfe des Kraftwerks von Dogde wurde auch der Sommerpalast Norbu Lingka sowie einige Häuser der Oberschicht Lhasas mit Strom versorgt.

Neben seiner Arbeit als Ingenieur hatte Ringang auch die Funktion eines offiziellen Regierungsdolmetschers inne. Des Weiteren wurde er zum Gouverneur (dzong-dpon) von Purang ernannt. Er besuchte diesen Distrikt aber nie.

Nach dem Tod von Ringang wurde das Kraftwerk vernachlässigt und konnte nur noch soviel Strom liefern, dass die Münzstätte weiter produzieren konnte.

Literatur

Chapman, Spencer: Memoirs of a Mountaineer, The Reprint Society, London, 1945 (first published as Lhasa: The Holy City, London, 1938).
Dhondup, K.: “The Thirteenth Dalai Lama´s Experiment in Modern Education”. The Tibet Journal, vol. 9, no. 3, Dharamsala, autumn, 1984, p. 38-58.
Ford, Robert: Captured in Tibet. George G. Harrap & Co. Ltd., London, 1957.
Williamson, Frederick: Who´s who in Tibet. Calcutta, 1938.
Unveröffentlichte Quellen:
Bailey, F.M., Gangtok, 1/7/27. India Office Library and Records, London, File L/P&S/10/1088.
Williamson, F. Yatung 25/10/24. India Office Library and Records, London, File L/P&S/10/1088.
Internetpublikation: Frank Drauschke, “Who Was Who in Tibet”
http://tibet.prm.ox.ac.uk/biography_23.html

Autor: Wolfgang Bertsch. 2010. Bildnachweise: Abbildung aus: Wikimedia Commons  http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_135-S-13-02-19,_Tibetexpedition,_Ringang.jpg