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Abbildung 1: Der obere Teil des Stak-Tales. Der rote Pfeil zeigt die Lage der Burg von Stak (Mai 2012) |
Stak (Baltistan)
Stak (auch Astak oder Stack geschrieben) ist die Bezeichnung eines Nebenflusses des Indus, des zugehörigen Tales und seines Hauptortes im ehemaligen Königreich Rondu in Baltistan. Heute ist das Stak-Tal über die Straße, die den Karakorum-Highway mit Skardu verbindet, gut zu erreichen. Direkt an der Mündung des Stak-Flusses (Stak-Nullah~Nala) in den Indus wurde ein modernes PTDC Motel erbaut. Der Stak-Tal verengt sich vor der Mündung des Stak-Flusses auf eine Breite von nur 100 bis 200 m. Es öffnet sich aber nach Norden. Im Stak-Tal wird sowohl Balti als auch Shina gesprochen. Historisch bedeutsam war Stak wegen seiner Festung, in der der letzte Herrscher von Baltistan Ahamad Shah im Jahre 1842 von den Truppen Ali Sher Khans (III), des Herrschers von Kartaksho, festgenommen wurde. Durch Stak verlief der alte Verbindungsweg vom Shigar-Tal nach Gilgit. Mit dem östlichen Tormik-Tal ist Stak über den Pass Stak La verbunden. Vom dem Indus-Tal ist Stak über eine nicht leicht befahrbare, einspurige Schotterpiste zu erreichen. Interessant ist das Tal auch wegen seiner Wohngebäude, die in der alten Fachwerkbauweise errichtet wurden und die auch heute noch in großer Zahl anzutreffen sind.
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Abbildung 2: Lage von Stak nach "India and Pakistan" (Jammu and Kashmir) Ni-43-03 | | Abbildung 3: Lage von Stak nordwestlich von Mendi, dem ehemaligen Hauptort von Rondu. Kartenausschnitt nach Hagler-Bailly |
Das Stak Tal erstreckt sich von der Mündung des Stak-Flusses in den Indus mit ca. 2000 m Höhe bis zum 4259 m hohen Stak-Paß, der das Stak-Tal mit Tormik verbindet. Nach der Volkszählung von 1950 lebten im Stak-Tal 1632 Personen. 1960 betrug die Bevölkerungszahl 1818 (Afridi, S. 270). Neuere Zahlen liegen nur von der Gesamtregion Stak-Tormik vor, in der 2005 ca. 10.400 Personen gezählt wurden (Hagler Bailly, 4.6). Wie überall in Baltistan hat sich jedenfalls die Bevölkerungszahl in Stak zwischen 1960 und heute offenkundig mehr als verdoppelt. Von der Mündung des Stak in den Indus führte ein Pfad auf der rechten Seite des Indus in Richtung Gilgit. Des Weiteren war Stak über Tormik und den Pass Ganto La im Sommer mit Shigar verbunden.
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Abb. 4: Der untere Teil des Stak-Tales. Im Vordergrund die neue, mit dem Auto befahrbare enge Sandpiste, die nach Stak führt. Auf der rechten Bildseite sieht man den alten Karawanenweg, der früher Stak mit dem Indus-Tal verband (Mai 2012) |
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Abbildung 5: Kleines Dorf im unteren Stak-Tal (Mai 2012) |
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Abbildung 6: Auf der linken Seite des Stak-Flusses gelegener Ortsteil der Oase Stak (Mai 2012) |
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Abbildung 7: Herrschaftliches Bauernhaus in der Oase Stak (Mai 2012) |
Historisch von Bedeutung ist die Festung von Stak, die offenkundig auch als Wohnburg benutzt wurde. Im Unterschied zu den ansonsten bekannten Festungen von Baltistan war diese Burg nicht in Fachwerkbauweise mit Natursteinen errichtet worden, sondern, vergleichbar den Burgen im Muktinath-Tal in Nepal, mit dicken Lehmmauern erbaut worden. Traurige Berühmtheit erlangte diese Burg dadurch, dass hier Ahmad Shah, der letzte Herrscher von Baltistan, von Truppen des mit den Dogra verbündeten Ali Sher Khan (III) aus Kharmang 1842 festgenommen und nach Skardu in Gefangenschaft verbracht wurde (Hashmatullah Khan, S. 93).
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Abbildung 8: Lage der Burg am rechten Ufer des Stak-Flusses in der Oase Stak. (Mai 2012) |
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Abbildung 9: Reste der sehr dicken Lehmmauern der Burg in der Oase Stak. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012) |
Die überwiegende Mehrzahl der Einwohner von Stak sind Schiiten. Hagler Bailly (Exhibit 3.12) verzeichnet für die Region Stak-Tormik einen Anteil der Angehörigen der Nūrbakhshīya-Sekte von 10 %. Allerdings konnte ich im Stak-Tal keine Khanqa-Gebetshalle vorfinden. Ortstypisch sind die den Schiiten zuzuordnenden Matam-Serai-Gedenkhallen und kleinere Moscheen.
Bekannt ist Stak wegen seiner vorzüglichen Pferde-Polo Spieler. In Stak finden sich noch zahlreiche Bauernhäuser, die in traditioneller Bauweise mit Fachwerk und Natursteinen errichtet wurden, wobei die Außenwände teilweise mit Lehm verputzt sind. Allerdings steht ein Teil dieser Häuser leer, weil sie nicht mehr modernen Ansprüchen auf Wohnkomfort entsprechen. Häuser mit dieser alten Bauweise sind inzwischen in Baltistan sehr selten geworden. Wie ich auch in Mendig und Yugo beobachten konnte, wurden als Vorratsbehälter in Stak große, getrennt von den Häusern aufgestellte, verschließbare Holzkästen verwendet. Nach Veröffentlichungen im Internet ist das Stak-Tal ein bedeutender Fundort für Halbedelsteine.
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Abbildung 10: Der Dorfplatz des Burgbezirkes (Kharkhor) der Oase Stak mit Matam Serai-Gedenkhalle. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012) |
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Abbildung 11: Altes Bauernhaus im Burgbezirk (Kharkhor) der Oase Stak (Mai 2012) |
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Abbildung 12: Vorbau eines altes Bauernhauses im Burgbezirk (Kharkhor) der Oase Stak (Mai 2012) |
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Abb. 13: Vorratsbehälter vor einem alten Bauernhaus im Burgbezirk (Kharkhor) der Oase Stak. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012) |
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Abb. 14: Küche eines altes Bauernhauses im Burgbezirk (Kharkhor) der Oase Stak (Mai 2012) |
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Abbildung 15: Pferdepolo im Burgbezirk (Kharkhor) der Oase Stak (Mai 2012) |
Literatur
Banat Gul Afridi: Baltistan in History. Peshawar 1988
Hagler Bailly Pakistan: Central Karakorum Protected Area. Volume II: Baseline Studies. Draft Report. HBP Ref.: D5BL2CKP. July 8, 2005 IUCN Pakistan Karachi
Hashmatullah Khan: History of Baltistan. Lok Virsa Translation, Islamabad 1987. Das Original in Urdu wurde 1939 veröffentlicht
Dieter Schuh: Reise in die Geschichte Baltistans, 3 Bd. Andiast 2011
Autor: Dieter Schuh, 2012
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